Vortrag über Schicksal der Juden

Den Anfang machte die Entdeckung eines Fotoalbums über den Westwallbau, es folgten eine viel beachtete Ausstellung im Rathaus Hillesheim und Exkursionen (der Trierische Volksfreund berichtete). Am Freitag, 25. März, widmet sich ein Vortragsabend den Schicksalen der jüdischen Mitbürger.

Hillesheim. Es war purer Zufall, dass der an der Historie seiner Heimatstadt Hillesheim interessierte Norbert Möller im Internet-Aktionshaus Ebay vor knapp drei Jahren das Fotoalbum des Berliner Bahnschaffners Erich Wagner entdeckte. Die 40 Seiten mit den Zeichnungen, Skizzen und Fotografien Wagners waren die Initialzündung für ein Projekt der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Hillesheim, zu deren Vorstand Möller gehört. Seit November 2010 ist das Album der Mittelpunkt einer Rathaus-Ausstellung, und es hat Dutzende von Interessierten aus der Region bewegt, an Exkursionen entlang der Überreste des Westwalls teilzunehmen. Und nun soll ein Vortrag an das Schicksal der jüdischen Mitbürger aus Hillesheim erinnern und den Impuls geben, Lücken zu schließen und die Geschichte der Menschen zu dokumentieren.

"Auf bürgerschaftliche Initiativen wie diese hier in Hillesheim sind wir angewiesen, und wir unterstützen sie gerne, indem wir unser Wissen über das Leben der jüdischen Landgemeinden zur Verfügung stellen", erklärte René Richtscheid im Gespräch mit dem TV. Er ist pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter des Emil-Frank-Instituts in Wittlich (siehe Extra). Seit einem Jahr berät er Möller und die vier, die an seiner Seite an dem Projekt beteiligt sind: Mediengestalter Jochen Hank, Stadtführerin Felicitas Schulz, Maler Fritz Thiel und Hobbyhistorikerin Anne-Ruth Windscheif.

"Sehr wenig und lückenhaft" ist laut Richtscheid der Stand der Erkenntnisse zum jüdischen Leben in Hillesheim. Aber solche Vorträge brächten Unbekanntes ans Licht. "Es ist ja auch höchste Zeit", sagt er mit Blick auf das fortgeschrittene Alter der Zeitzeugen.

Karl-Heinz Böffgen aus Gerolstein informiert über die jüdische Geschichte seiner Heimatstadt. Richtscheid stellt das jüdische Leben in der Eifel in fünf Epochen vor - von dem ersten Nachweis in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis 1945. Am ausführlichsten beschrieben ist bisher das Schicksal der Hillesheimer Familie Kaufmann, die am 27. Februar 1943 von der Gestapo abgeholt und über Trier nach Auschwitz gebracht wurde. Emil Kaufmann starb knapp zwei Monate später im Lagerkrankenhaus; seine Frau Erna und die Kinder Ruth (7) und Walter (5) waren schon bei der Ankunft am 3. März der Selektion zum Opfer gefallen und in den Gastod geschickt worden. "Eigentlich wollte ich nur die grafische Gestaltung der Ausstellung übernehmen", sagt Hank. Aber die Schicksale der Menschen hätten ihn so aufgerüttelt, dass er weiter an dem Projekt mitarbeitet. "Ich finde es besonders wichtig, dass unser Projekt auch für Jugendliche interessant ist."

Der Vortrag mit dem Titel "Häftling Nr. 105.111 - Hillesheim erinnert an jüdische Mitbürger" beginnt am Freitag, 25. März, um 19 Uhr im Rathaussaal. Der Eintritt ist frei. Kontakt und Info: www.forum-hillesheim.de

EXTRA

EMIL-FRANK-INSTITUT



Das Institut dient der Begegnung von Juden und Nichtjuden. In Forschung, Lehre und Weiterbildung fördert es das Wissen um Wesen und Geschichte des Judentums, ermöglicht Kontakte mit jüdischen Repräsentanten, Institutionen sowie Aus- und Fortbildungsstätten im In- und Ausland. Zudem wird die Geschichte der jüdischen Gemeinden im Raum Mosel-Eifel und Hunsrück erforscht. bb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort