Vulkane aktiv, aber noch nicht bedrohlich

Können die Vulkane in der Eifel noch einmal ausbrechen? Ja, aber nicht in absehbarer Zeit, lautet die Antwort der Wissenschaftler, die sich bei einem Symposium in Mendig getroffen haben (der TV berichtete).

Mendig. Die Katastrophe kommt in großen Bildern. Noch kräuselt sich der See wie bei schwerem Sturm, dann reißt der Grund mit Macht, Magma trifft auf das Seewasser und entlädt sich mit der fatalen Wucht mehrerer Wasserstoffbomben. Die 600 Grad heiße Wasserdampfwolke rollt über die Eifel und verbrennt alles, was ihr in den Weg kommt. Die Bilanz: rund sechs Millionen Fernsehzuschauer.

Der RTL-Katastrophenfilm aus dem Jahr 2009 über einen fiktiven Vulkanausbruch in der Eifel hat eine Flut von widersprüchlichen Forscheraussagen über die tatsächlichen Risiken nach sich gezogen.

Die Deutsche Vulkanologische Gesellschaft in Mendig hat auch deshalb ein knappes Dutzend Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachrichtungen zu einem Symposium zusammengetrommelt, um die Aussagen der Vergangenheit aufzuhellen.

Einen Tag lang wurde referiert, die halbe Nacht offenbar noch eifrig diskutiert, ehe sich die Elefantenrunde zu einer gemeinsamen Erklärung durchrang: Ja, es gibt grundsätzlich die Möglichkeit einer Vulkaneruption in der Eifel. Und ja: Die Vulkanregion sollte durch ein Monitoring überwacht werden, die Risiken müssen analysiert werden.

Das klingt dramatischer, als es ist. Denn das, was Wissenschaftler als Gefährdungspotenzial beschreiben, deckt sich selten mit den Bildern, die dabei in den Köpfen von Laien entstehen. Und wenn Vulkanologen von der Zukunft sprechen, meinen sie meist Zeitperioden, die außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft liegen.

Einig sind sich die Wissenschaftler, dass vor rund 650 000 Jahren in der Eifel die ersten Vulkane ausbrachen. Die bisher jüngsten Ausbrüche wurden vor 12 900 Jahren am Laacher-See-Vulkan und vor 11 000 Jahren am Ulmener Maar registriert.

Kaum Streit gibt es in der Wissenschaft auch darüber, dass es in der Eifel vulkanische Aktivität gibt. Vulkanfelder mit Eruptionen, die nach Ende der letzten Eiszeit erfolgt sind, gelten als aktiv.

"Bei so großen Vulkanen wie am Laacher See kann man nicht ausschließen, dass sie wieder ausbrechen", sagt Professor Hans-Ulrich Schmincke vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel. Er sagt aber auch: "Wenn man von einer absehbaren Zeit spricht, halte ich einen Ausbruch für extrem unwahrscheinlich."

Würde es Anzeichen dafür geben, hätte er es jedenfalls bestimmt bemerkt: Professor Klaus-Günter Hinzen von der Erdbebenstation Bensberg beobachtet die Eifel seit Jahren. "Aus seismologischer Sicht gibt es keine konkreten Indizien für einen gegenwärtigen Magmenauftritt in der Erdkruste", sagt er. Dabei ist das Neuwieder Becken eine der Regionen in Deutschland mit der höchsten Aktivitätsrate von Mikrobeben.

Unterstrichen wird von allen Forschern des Symposiums: Von heute auf morgen bricht kein Vulkan aus. Auch die Eruption des Laacher-See-Vulkans vor 12 900 Jahren wäre mit den heutigen wissenschaftlichen Kenntnissen nicht überraschend gekommen. Bereits Jahrzehnte zuvor hätten Hebungen und Bodenunruhen festgestellt werden können, sagt Schmincke. Entweichende Gase als Vorboten wären vielleicht sogar schon Jahrhunderte vorher aufgefallen.

Deshalb drängen die Forscher auch auf eine stärkere Überwachung der Region (siehe Extra).

ExtraVorhersage von Erdbeben Für eine flächendeckende Überwachung der Eifel sind laut Klaus-Günter Hinzen von der Bebenstation Bensberg mehr Stationen erforderlich. "Vulkaneruptionen sind vorhersehbar", meint auch Dr. Thomas Walter vom Geoforschungszentrum Potsdam, "vorausgesetzt, die Vulkane werden über einen längeren Zeitraum überwacht." Walters Team beobachtet etwa mit Hilfe der Radar-Interferometrie - einem satellitengesteuerten Messsystem - vulkanisch aktive Regionen. So wurden etwa starke Aufwölbungen in den Phlegräischen Feldern beim Vesuv festgestellt. Eine Machbarkeitsstudie für die Eifel hat ergeben, dass die "Methodik auch hier funktioniert". Dies könnte schließlich Grundlage für die Entwicklung von Risikoanalysen sein. So werden etwa in den USA Vulkanfelder kategorisiert und Notfallpläne entwickelt. Für die Eifel ist allerdings auch dies noch Zukunftsvision.

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