Vulkaneifel ist Zuflucht für ägyptische Christen

Daun/Gerolstein/Jünkerath · Sie haben ihre Heimat, ihre Familien, ihr altes Leben verlassen müssen: Asylbewerber hoffen hier auf ein friedliches Leben. Im Kreis Vulkaneifel leben derzeit 136 Asylbewerber. Da ihre Zahl ständig steigt, ist die Suche der Kreisverwaltung schwierig.

"Ich will in Freiheit leben und nicht ständig bedroht und kontrolliert werden", erklärt Amgad. Der 40-Jährige ist vor zwei Monaten gemeinsam mit seiner Frau Sahar und ihren drei Kindern aus Ägypten geflohen. Sie sind Christen und wurden deshalb immer wieder bedroht, erklären die beiden in gebrochenem Englisch. "Es ist gefährlich, vor die Tür zu gehen", sagt Sahar.
Und das, obwohl sie im hier als Ferienparadies bekannten Hurghada gelebt haben. Sie habe deshalb ihre Kinder nie allein zur Schule gehen lassen oder draußen spielen lassen. "In manchen Städten sind alle Christen weg", erklärt sie weiter.
Bedroht wurden sie durch Salafisten, extrem konservative Muslime.

Amgad und seine Familie hatten das Glück, dass er für ägyptische Verhältnisse als Konstrukteur relativ gut verdient hat. So konnten sie sich einen Direktflug nach München leisten und am Flughafen Asyl beantragen. Seit Kurzem leben sie in Jünkerath und versuchen langsam Fuß zu fassen. Ihre Wohnung hat ihnen die Verbandsgemeindeverwaltung Obere Kyll vermittelt. Neben Menschen aus Ägypten hoffen auch Flüchtlinge aus Syrien, einigen Balkanländern oder Afghanistan auf Asyl in Deutschland.

Ein Verteilungsschlüssel entscheidet darüber, wie viele Asylbewerber von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier in den Vulkaneifelkreis geschickt werden.Außergewöhnlich hohe Zahl

Seit Jahresanfang wurden dem Kreis 80 Asylsuchende zugewiesen, eine laut Verwaltung außergewöhnlich hohe Zahl. In dieser Größenordnung ist das noch nicht vorgekommen, deshalb wird auch allmählich aber der Wohnraum knapp.

Die Lage spitzt sich zu: "Wir sind froh um jede Wohnung, die uns angeboten wird", betont Dietmar Engeln vom Sozialamt der Kreisverwaltung. "Unser Anliegen ist es, den Leuten angemessenen Wohnraum zur Verfügung stellen zu können", ergänzt Philip Schützeberg, Dezernent der Kreisverwaltung.Ängste vor anderen Kulturen

Bezahlt würden die Mietwohnungen nach den ortsüblichen Tarifen und durch den ständigen Bedarf würden die Wohnungen auch längerfristig angemietet. Obwohl also die finanzielle Seite gesichert sei, gestalte sich die Suche schwierig, sagt Schützeberg. "Unbestimmte Ängste vor anderen Kulturen" vermutet der Dezernatsleiter hinter manchen Ablehnungen. "Dabei sind das Menschen wie wir auch, aber sie kommen aus ganz schwierigen Verhältnissen, denen muss man einfach helfen", betont Sozialamtsleiter Engeln. "Die haben teilweise Tod und Elend erlebt. Wir müssen ihnen ein sicheres Zuhause bieten, das ist unser Anliegen", sagt Engeln weiter.
Trotz mancher Vorurteile hoffen die Mitarbeiter der Kreisverwaltung auf möglichst viele Rückmeldungen potenzieller Vermieter.

Denn, so hat es Amgad aus Ägypten im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund ausgedrückt: "Ich wünsche mir für meine Kinder ein freies Leben."Extra

Wer Wohnraum für Asylbewerber zur Verfügung stellen möchte, kann sich entweder bei der Kreisverwaltung in Daun (Ansprechpartnerin dort ist Sandra Borowski, Telefon 06592/933-251, E-Mail sandra.borowski@vulkaneifel.de ) oder bei den Sozialämtern der Verbandsgemeinden melden.

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