Vulkaneifel: Landrat bezichtigt Sparkassenleute der Lüge

Daun · Deutliche Reaktion: Heinz Onnertz, Landrat und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel, wehrt sich entschieden gegen die Behauptung, er habe den fünf Sparkassenmitarbeitern, die dem KSK-Verwaltungsrat angehören, gegen Zahlung einer Abfindung Auflösungsverträge angeboten.

 Landrat Heinz Onnertz.Foto: privat

Landrat Heinz Onnertz.Foto: privat

Daun. "Das ist alles erstunken und erlogen und eine unglaubliche Rufschädigung", sagte KSK-Verwaltungsratsvorsitzender Heinz Onnertz dem TV am Wochenende. Daher werde er in dieser Sache inzwischen auch "anwaltlich vertreten".
Am Freitag hatte der TV erfahren, dass die fünf KSK-Mitarbeiter im Verwaltungsrat, Rainer Cronenbroeck, Lothar Düx, Friedhelm Haep, Karl-Heinz Kirwel und Peter Scholzen, behauptet hatten, Bankvorstand Helmut Sicken habe ihnen auf Weisung des Verwaltungsratsvorsitzenden Onnertz nahegelegt, die Bank zu verlassen. Dem TV liegt ein unterzeichnetes Schreiben der fünf Sparkassenmitarbeiter vor. Es ist an Landrat und Verwaltungsratsvorsitzenden Heinz Onnertz gerichtet, trägt das Datum vom 5.1.2012 und hat folgenden Betreff: "Ihr Angebot zur Auflösung unserer Arbeitsverträge mit der Kreissparkasse Vulkaneifel."
Im Text heißt es: "Sehr geehrter Landrat Onnertz, die uns durch das weitere Vorstandsmitglied, Herrn Sicken, übermittelte Offerte zur Auflösung unserer Arbeitsverträge bei der Kreissparkasse Vulkaneifel gegen Zahlung einer Abfindung schockiert uns."
Bislang hatte Onnertz zu den Vorgängen keine Stellungnahme abgegeben, da der TV ihn trotz mehrfachen Bemühens am Freitagnachmittag nicht erreicht hatte. Daher jetzt erst seine Reaktion. Onnertz sagt: "Diese Behauptung, von der nicht ein einziges Wort wahr ist, muss so schnell wie möglich aus der Welt." Er habe weder ein solches Angebot unterbreitet, noch eine Anweisung an den Bankvorstand erteilt, dies zu tun. Onnertz sagt: "Ich habe das selbstverständlich nicht gemacht, ich bin doch noch ganz bei Trost."
Da in dem Brief auch behauptet wird, KSK-Vorstand Helmut Sicken habe besagtes Angebot unterbreitet, wollte der TV am Freitag auch eine Stellungnahme von ihm. Erfolglos. Jetzt hat es geklappt. Auf die Frage, ob er, wie behauptet, den fünf Mitarbeitern gegen Zahlung einer Abfindung Auflösungsverträge angeboten habe, sagt Sicken: "Nein, das habe ich nicht gemacht. Mehr will ich aber eigentlich nicht dazu sagen, denn was die Bank jetzt vor allem braucht, ist Ruhe." Auf die Nachfrage, wie es denn zu solchen Behauptungen kommen konnte, äußert er sich dann aber doch noch.
Er sagt: "Ich habe ein Gespräch mit den Mitarbeitern geführt, ja. Dabei ist es darum gegangen, wie wir aus der verfahrenen Situation herauskommen können. Wie es weitergehen kann. Dabei sind alle Möglichkeiten erörtert worden. Es war ein grundsätzliches Gespräch und nicht so, wie es jetzt interpretiert wird. Ich sage noch einmal: Ein solches Angebot habe ich nicht unterbreitet - weder schriftlich noch mündlich und schon gar nicht auf Weisung des Verwaltungsratsvorsitzenden."
KSK-Vorstandsvorsitzender Dieter Grau hatte am Freitag gesagt, dass er zwar von dem Brief erfahren habe, ansonsten mit der Sache aber "nichts am Hut" habe.
Im Dezember hatte der Verwaltungsrat der Bank, dem neben politischen Vertretern auch die fünf KSK-Mitglieder angehören, in nicht öffentlicher Sitzung und per geheimer Wahl Grau, der die Bank seit fast 20 Jahren leitet, die Vertragsverlängerung ab 2013 versagt. Gründe wurden bis heute nicht genannt. Es gilt als sicher, dass neben den vier CDU-Vertretern im Verwaltungsrat auch die Mehrheit der KSK-Vertreter gegen ihren Chef gestimmt haben. Die Abstimmung endete 9 zu 6 gegen Grau.
Sitzung des Verwaltungsrats


Vonseiten der Absender des Briefes kam bislang keine Aufklärung. Während die meisten der Fünf nicht zu erreichen waren, hatte Rainer Cronenbroeck lediglich gesagt: "Kein Kommentar."
KSK-Verwaltungsratsvorsitzender Heinz Onnertz hat derweil angekündigt, dass er "noch diese Woche" zu einer Verwaltungsratssitzung einladen wird - und zwar unter seiner Leitung. Das war bereits am 23. Dezember von der Vertretern von CDU, BUV und FWG im KSK-Verwaltungsrat gefordert worden.
Extra

Die Entscheidung des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Vulkaneifel hat für die Bank finanzielle Folgen: Seit September 1992 ist Dieter Grau (52) im Vorstand der KSK Vulkaneifel, seit 1993 deren Vorstandsvorsitzender. Da es bis zum Ende seines Vertragsverhältnisses Ende 2012 mehr als 20 Jahre sind, stehen ihm laut der aktuellen Vergütungsrichtlinien des Sparkassenverbands Rheinland-Pfalz sofort Pensionsansprüche zu. Diese berechnen sich wie folgt: 90 Prozent des derzeitigen Grundgehalts von 208 000 Euro sind 187 000 Euro. Davon erhält er wegen seiner langen Zugehörigkeit 55 Prozent: Macht jährlich 103 000 Euro. Bis zum Renteneintrittsalter von 65 Jahren kommen so rund 1,2 Millionen Euro zusammen. Dieses Geld muss die Bank aufbringen - neben dem Gehalt des Nachfolgers. Bei Graus Vorstandskollegen Helmut Sicken ist die Lage anders. Er ist erst vor vier Jahren in den Vorstand berufen worden. Pensionsleistungen als Vorstand stehen einem Vorstandsmitglied laut der Vergütungsrichtlinie des Sparkassenverbands aber erst zu, wenn dessen jeweils fünf Jahre laufender Vertrag mindestens einmal verlängert wurde. Anstatt eines laufenden Ruhegehalts wird eine einmalige Abfindung in Höhe des Jahresgrundbetrags fällig. Das liegt bei Sicken laut TV-Recherche bei 186 000 Euro. Sickens Vertrag läuft Ende 2013 aus. Auf die Frage, ob er nun auch um seine Vertragsverlängerung bange, sagte er: "Ich wüsste nicht, dass ich in irgendeiner Weise zum Nachteil der Sparkasse gearbeitet habe." mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort