Deutlich mehr Zuwanderung als 2015 Flüchtlingssituation im Vulkaneifelkreis spitzt sich zu

Daun · Viele Kommunen in Deutschland schlagen Alarm: Die Zahl an Flüchtlingen wächst, und sie wissen kaum mehr, wie sie die Menschen unterbringen sollen. Wie ist die Lage im Vulkaneifelkreis? „Perspektivisch können wir große Probleme bekommen, wir stehen vor einer sehr großen Herausforderung“, sagt Landrätin Julia Gieseking.

Vulkaneifelkreis: Unterbringung von Geflüchteten wird immer schwieriger
Foto: TV/Stephan Sartoris

Immer mehr Flüchtlinge und Asylsuchende, doch Wohnraum, um diese Menschen unterzubringen, ist praktisch nicht mehr vorhanden: Der Landrat des Kreises Cochem-Zell – was die Einwohnerzahl angeht, etwa gleich groß wie der Kreis Vulkaneifel – schlägt vor diesem Hintergrund Alarm. „Die Situation läuft auf eine Katastrophe hinaus“, erklärte Manfred Schnur vor einigen Tagen. „Notgedrungen“ müsse der Kreis auch die Frage nach einem Container- oder Zeltdorf erörtern.

Steht das auch dem Kreis Vulkaneifel bevor? Das Wort „Katastrophe“ hat Landrätin Julia Gieseking in ihrer Schilderung der Lage vor Ort in der jüngsten Sitzung des Kreistags zwar nicht verwendet. Aber ansonsten ist das, was ihr Cochemer-Zeller Amtskollege berichtet, praktisch deckungsgleich mit der Lage im Vulkaneifelkreis. „Der Markt an Wohnraum ist auch bei uns leer gefegt, entsprechend sind wir, was die Unterbringungskapazitäten angeht, bald am Ende“, erklärt die Verwaltungschefin. Und: „Perspektivisch können wir große Probleme bekommen, wir stehen vor einer sehr großen Herausforderung.“

Ziel ist es, wie schon während der Flüchtlingskrise 2015 zu vermeiden, dass Turnhallen statt für Schul- und Vereinssport zur Unterbringung von Geflüchteten umfunktioniert werden müssen. Was damals erreicht wurde, aber dass es auch in diesem Jahr und darüber hinaus gelingt, dafür gibt es keine Garantie.

Vor acht Jahren verfügte der Kreis noch über sechs Gemeinschaftsunterkünfte: in Kerpen, Kelberg, Schüller, Jünkerath, Steineberg und Deudesfeld-Desserath. Davon geblieben sind die beiden Letztgenannten, 117 Personen sind an den Standorten – ein Jugendzentrum und ein ehemaliges Hotel – untergebracht.  „Dort haben wir noch etwas Luft, um auch weiterhin Geflüchtete aufnehmen zu können, allerdings werden bereits jetzt mehr Personen zugewiesen, als aus den Unterkünften ausziehen“, sagt Kreissprecherin Verena Bernardy.  Die Suche nach zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten läuft – Ausgang offen.

Die Unterbringung von Asylbewerbern gestaltet sich laut Kreisverwaltung zunehmend problematisch. Die Hilfsbereitschaft der Menschen in der Vulkaneifel sei nach wie vor groß, allerdings zeige sich bei den Wohnungssuche-Aufrufen auch, „dass viele Vermieter bevorzugt an Ukrainer und nicht an bestimmte andere Nationen vermieten wollen“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Und so bleibt auch dem Kreis Vulkaneifel nichts anderes übrig, mögliche Standorte für die Aufstellung von Containern zu prüfen. Was Geflüchtete aus der Ukraine angeht, konnte bislang allen Wohnraum angeboten werden oder sie haben es selbst organisiert.

Das Verteilkonzept des Landes sieht derzeit vier Stränge für die Zuordnung von Geflüchteten vor: die Asylsuchenden, Flüchtlinge im Rahmen von Sonderkontingenten (z.B. afghanische Ortskräfte), Ukraineflüchtlinge und Spätaussiedler. Es gelten jeweils eigene Verteilquoten, die allerdings nicht untereinander verrechnet werden. Spätaussiedler spielen zahlenmäßig keine Rolle, bei den Ukraineflüchtlingen liegt der Kreis weiterhin deutlich über dem Soll – „was jedoch bei der Verteilquote leider keine Berücksichtigung findet“, erklärt die Sprecherin des Kreises. Aber wie viele Menschen aus dem von Russland überfallenen Land kommen, ist momentan nicht abschätzbar. Aber was die Asylsuchenden und Flüchtlinge aus Sonderkontingenten angeht,  geht die Kreisverwaltung für dieses Jahr von 300 Zuweisungen aus – „Minimum“, sagt der Leiter der Abteilung Soziales, Dietmar Engeln.

Deutlich mehr Zuwanderung als 2015: Am 31. Dezember 2022 lebten zudem 824 Geflüchtete aus der Ukraine im Kreis, außerdem 161 Asylsuchende, die aus Erstaufnahmeeinrichtungen – wie beispielsweise die auf dem Flugplatz Hahn – der Vulkaneifel zugewiesen wurden. Ergibt zusammen 985 Personen. Zum Vergleich: 2015 in der Flüchtlingskrise waren es 675 (damals ausschließlich Asylbewerber).

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