Walburga und das Wunder von Klausen

Mehren/Klausen · Der Wallfahrtsort Klausen (Kreis Bernkastel-Wittlich) ist seit Hunderten Jahren Ziel unzähliger Pilger und Prozessionen. Sogar Wunder sollen beim Pilgern passiert sein. Ein Buch berichtet von einem solchen Ereignis aus dem Jahr 1642, als ein Kind aus Mehren gerettet wurde.

 Diese Postkarte zeigt Gläubige, die während der Wallfahrt zur Kirche nach Klausen pilgern. Foto: privat

Diese Postkarte zeigt Gläubige, die während der Wallfahrt zur Kirche nach Klausen pilgern. Foto: privat

Mehren/Klausen. Eiseskälte, ein verirrtes Kind und eine wundersame Rettung: Das sind die Zutaten für eine Wundergeschichte, die sich 1642 in Klausen ereignet haben soll. Genauer am 27. Dezember. So jedenfalls schildert es das "New Mirackel- unnd Gnaden Büchlein zu Eberhardts-Clausen vom Jahre 1640 biß in jetzt lauffendes 1847", in dem sich auch zahlreiche andere Wunderberichte befinden. In diesem Fall soll die vierjährige Walburga Dachslein, in Ellscheid geboren, wundersam gerettet worden sein. Das Kind lebte bei seinem Pflegevater und Patenonkel Kaspar Ertz in Mehren (Myrrhen), weil seine beiden Eltern gestorben waren.Dorfgeschichte(n)


An jenem Tag, dem 27. Dezember 1642, war es fürchterlich kalt, frostig, und der Schnee lag sehr hoch. Da ging Walburga ohne Wissen des Pflegevaters und des Hausgesindes alleine aus dem Haus, durch den tiefen Schnee, hinaus in die Felder. Bald hatte es sich verirrt.
Das Kind setzte sich in den Schnee - nicht bedenkend, dass zur selbigen Zeit umherlaufende wilde und reißende Wölfe eine Riesengefahr darstellten.
Als nun gegen Abend Walburga nicht zu Hause erschien, suchte Familie Ertz mit dem Hausgesinde das Kind überall im Dorf und in der Umgebung. Sie riefen Walburgas Namen - stundenlang. Als sie aber keine Antwort bekamen, kehrten sie wegen der strengen Kälte wieder nach Hause zurück. Aber die Pflegeltern fanden keine Ruhe.
Erneut machten sich alle gegen 22 Uhr mit Lichtern und Fackeln auf die Suche. Etliche Stunden streiften sie durch die Felder und an anderen Stellen außerhalb des Dorfes. Alles umsonst. Verzweifelt saßen sie zu Hause und suchten nach Lösungen. Da meinte einer: "Lasst uns eine Bittfahrt nach Eberhardsklausen versprechen, damit durch die Fürsprache der Muttergottes das Kind unverletzt gefunden werden kann. Wir wollen der Muttergottes auch ein Opfer bringen."
Dieser Vorschlag gefiel allen, sie willigten ein. Am kommenden Morgen sprachen alle ein Gebet und machten sich wiederum auf die Suche. Bereits nach kurzer Zeit gelangten sie auf dem freien Feld an jene Stelle, und es war ihnen so, als wären sie vom Engel Gottes dorthin geführt worden. Sie fanden die kleine Walburga unversehrt und vergnügt im Schnee spielen. Alle freuten sich sehr und lobten Gott.
Der Gottesmutter entboten sie ihren Dank und machten sich auf zum gelobten Bittgang. Eine Kerze und reichlich Opfer spendeten sie. Dass diese Geschichte der Wahrheit entspricht, wurde mit der Unterschrift des Schultheißen und Schöffen und der Nachbarn des Dorfes Mehren (Mäyren) bekräftigt.Extra

Klausen als Wallfahrtsort: Der Marienverehrer Eberhard errichtete 1442 eine kleine Klause auf einer noch unbebauten Stelle (Ort der heutigen Kirche von Eberhardsklausen), in der er eine auf wunderbare Weise gefundene Muttergottesfigur aufstellte. Zwei Jahre später erfolgte die Errichtung der ersten Kapelle an der Stelle des Marienhäuschens. Am 25. März 1449 wurde die ab 1446 durch den Antwerpener Baumeister Cluys neu erbaute spätgotische Marienkirche vom Trierer Erzbischof Jakob I. von Sierck geweiht. Bald kamen die ersten Pilger nach Eberhards-Klausen. Viele fanden Kraft und Stärke im Gebet, viele fanden Heilung ihrer Leiden und Gebrechen. Dankbar hinterließen sie Opfergaben vor dem Marienbild. Aber die Wunder sprachen sich rasch herum. Eberhardsklausen erlangte große Berühmtheit, bis heute. Aberhunderte solcher Wunderberichte wurden von den Geistlichen aufgeschrieben - zum Beispiel im "New Mirackel- unnd Gnaden Büchlein zu Eberhardts-Clausen". avi

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