Walsdorfer Bürger lehnen größere Grube ab

Walsdorf · Die Firma Lava-Stolz aus Hillesheim hat beim Bergamt eine Erweiterung des Abbaus am Goßbüsch in Walsdorf beantragt. Die Gemeinde, der das gesamte Areal gehört, sprach sich in einer Bürger- und Ratsversammlung nun aber gegen die Ausdehnung aus. Dennoch kann es dazu kommen.

 Die Grube in Walsdorf soll nach dem Willen des Pächters, der Firma Dieter Stolz, erweitert werden. Die Gemeinde ist aber dagegen. TV-Foto: Mario Hübner

Die Grube in Walsdorf soll nach dem Willen des Pächters, der Firma Dieter Stolz, erweitert werden. Die Gemeinde ist aber dagegen. TV-Foto: Mario Hübner

Walsdorf. Das Votum aus Walsdorf ist eindeutig. "Der Ortsgemeinderat hat einstimmig eine Stellungnahme zum Antrag der Firma Stolz abgegeben. Darin heißt es, dass wir momentan gegen die Erweiterung sind, weil wir dafür keinen Bedarf sehen. Die Firma kann auf der vorhandenen und genehmigten Fläche noch über Jahre genug abbauen." Mit diesen Worten fasst Walsdorfs Ortsbürgermeister Horst Kolitsch die Meinung des Gemeinderats zusammen.
Der Rat hat damit die vorherrschende Meinung der zuvor veranstalteten Bürgerversammlung übernommen, zu der rund 60 Walsdorfer gekommen waren. Kolitsch sagte: "Das waren zwar nur acht Prozent der Dorfbevölkerung, aber trotzdem muss man auf so etwas hören. Schließlich war die Meinung relativ eindeutig." Die Bürger haben sich mehrheitlich gegen mehr Abbau, mehr LKW-Verkehr, mehr Belastungen ausgesprochen.
Für den 73-jährigen Ortsbürgermeister, seit Jahren ein Befürworter des Gesteinsabbaus in seinem Dorf, ist die Stellungnahme "akzeptabel, weil der Abbau nicht grundsätzlich abgelehnt wird, sondern man momentan nur gegen eine Erweiterung ist". Vielmehr werde "der Berg als Kapitalrücklage für künftige Generationen gesehen", sagt Kolitsch und fügt hinzu: "Wir haben einerseits etliche Straßen ausgebaut, Neubaugebiete geschaffen, 70 000 Laubbäume auf Gemeindegemarkung als Investition in die Zukunft gepflanzt, andererseits hat seit 20 Jahren niemand Anliegerbeiträge zahlen müssen. Das hat natürlich in erster Linie mit den Einnahmen aus der Grube zu tun. Das sollte jeder wissen." (siehe Extra)
Ortsgemeinde wird nur gehört


Trotz des aktuellen Neins aus dem Dorf kann es, wie auch der Ortsbürgermeister weiß, dennoch zur Genehmigung kommen. Schließlich wird die Ortsgemeinde, wie viele andere Behörden, Verbände und Institutionen auch, lediglich um eine Stellungnahme gebeten. Die letztliche Entscheidung trifft das rheinland-pfälzische Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) (siehe Info).
Und auch wenn er nicht Herr des Verfahrens ist, bleibt Kolitsch zuversichtlich. Er sagt: "Selbst wenn die Genehmigung gegen unseren Willen erteilt wird, ist auf jeden Fall mal klar: An uns kommt keiner vorbei, denn die Flächen gehören der Gemeinde. Und mit der muss dann ein neuer Pachtvertrag abgeschlossen werden." Und wenn es so weit sei, werde er, kündigt Kolitsch an, "die Bürger einbinden, wie genau, weiß ich aber noch nicht".
Eine erhöhte Lärm- und Staubbelästigung für den Ort befürchtet er bei einer Erweiterung des Steinbruchs aber ohnehin nicht. Kolitsch sagt: "Die Erweiterung ist in Richtung Rockeskyll - also weg vom Dorf - geplant. Und außerdem schützt uns jetzt schon im vorderen Bereich eine hohe Wand, die auf jeden Fall stehen bleibt, wie es vertraglich vereinbart ist."
Von der Firma Lava Stolz gab es auf TV-Anfrage keine Stellungnahme. Juniorchef und Firmeninhaber René Stolz verwies auf seinen Vater; Seniorchef Dieter Stolz ist jedoch in Urlaub und hat sich nicht zurückgemeldet.Meinung

Walsdorfer sind keine Abbaugegner
Die Walsdorfer sind, obwohl sie sich momentan gegen eine Erweiterung aussprechen, keine Abbaugegner. Die Gemeinde und all ihre Bürger haben viele Jahre sehr gut von der Ausbeutung des Goßbergs gelebt. Keine Anliegerbeiträge, die Straßen und Spielplätze in Ordnung, günstige Baustellen und, und, und. Darauf wollen sie auch in Zukunft nicht verzichten. Ihr aktuelles Nein darf darüber nicht hinwegtäuschen. Es wiegt ohnehin nicht schwer. Wenn das Landesamt die Erweiterung für notwendig hält, und das tut es fast immer, dann hat die Firma Stolz die Erlaubnis zu expandieren. Die Gemeinde als Eigentümerin kann dann nur noch sagen, zu welchem Preis. m.huebner@volksfreund.deExtra

Die Ortsgemeinde Walsdorf hat nach Worten ihres Ortsbürgermeisters Horst Kolitsch für den Abbau am Goßberg "den besten Pachtvertrag in Sachen Gesteinsabbau in der gesamten Eifel". Geschlossen worden ist er im Jahr 2000 mit der Firma Dieter Stolz aus Hillesheim und läuft laut Kolitsch noch bis 2031. Darin ist vereinbart, dass die Gemeinde pro Tonne geförderten Materials eine Summe x erhält, die aber nicht verraten wird. Es bestehen aber Rahmenvereinbarungen, zu denen der Ortsbürgermeister Auskunft gibt. Demnach darf der Pächter bis zu 120 000 Tonnen Gestein im Jahr fördern, und die Ortsgemeinde erhält mindestens 210 000 Euro im Jahr. mhExtra

Die Dauner Gruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) übt Kritik an den aktuellen Erweiterungsanträgen von Grubenbetreibern in der Vulkaneifel. In einer Mitteilung heißt es: "Noch gibt es keinen neuen Raumordnungsplan, in dem festgelegt wird, wo im Landkreis Vulkaneifel künftig Lava und Basalt abgebaut werden. Vor Ort sollen aber schon vollendete Tatsachen geschaffen werden." Der Nabu hält daher die möglichst baldige Vorlage einer Rohstoffsicherungsplanung für dringend erforderlich. Bis zu deren Vorlage sollten keine Erweiterungsvorhaben zugelassen werden. Es besteht nach Ansicht des Nabus berechtigter Grund zur Annahme, dass das LGB bei seiner Entscheidung weder die Stellungnahmen der Naturschutzbehörde noch den einstimmigen Kreistagsbeschluss in Sachen Gesteinsabbau berücksichtigt. mhExtra

Die Firma Dieter Stolz aus Hillesheim (Inhaber René Stolz) hat am 18. September 2012 beim Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) einen Antrag für die Erweiterung des Tagebaus "Walsdorf 2" zur Gewinnung von Lavasand gestellt. Im Januar 2013 konnten Betroffene ihre Einwände gegen das Vorhaben schriftlich vorbringen. Die Beteiligung der Behörden und Verbände dauert nach Angaben des LGB an. Das LGB teilt weiter mit: "Zum jetzigen Zeitpunkt können keine Aussagen über die Genehmigungsfähigkeit des Antrages getroffen werden." Auch sei noch nicht absehbar, wann das Verfahren abgeschlossen sei. Außerdem sieht sich das LGB nicht in der Lage, derzeit "eine Aussage über die Rohstoffmengen oder die Ausdehnung der Erweiterung" zu machen. Nur dies: Die Erweiterung sei in Richtung Südwesten - also vom Dorf weg - geplant. mh

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