Warum der Dauner Markt schon fast 700 Jahre alt ist

Daun · 200 Straßennamen gibt es in der Stadt Daun mit ihren eingemeindeten Stadtteilen. Doch keine von ihnen trägt den Namen Ägidiusstraße. Dabei hätte gerade dieser Mann es verdient, in einem Straßennamen verewigt zu werden. Denn ohne diesen Ägidius hätte Daun vermutlich nie die Stadtrechte bekommen. Und auch den Kirmesmarkt würde es nicht schon seit 674 Jahren geben.

Daun. Vor rund 700 Jahren lebte Ägidius auf der Dauner Burg, ein bedeutender Ritter und Herr. Seinen Bemühungen ist es zu verdanken, dass der kleine Ort am Fuße des steilen Burgbergs mit seinen höchstens 150 Einwohnern sich Stadt nennen und einen Markt abhalten durfte. Das war am 17. September 1337.
Daun hatte dadurch neben vielen weiteren Vergünstigungen das Recht auf eigene Maße und Gewichte, auf ein Stadtgericht und entsprechende Rechtsprechung, aber auch auf die Abhaltung von Märkten. Es ist also dem Ritter Ägidius und dem Verleiher der Stadtrechte, dem böhmischen König Johann zu verdanken, dass Daun einen Jahrmarkt bekam, der in diesem Jahr zum rund 674. Mal stattfindet. Im Staatsarchiv Koblenz findet sich eine Urkunde von 1583, in der einige Zollpreise aufgeführt sind.
stadt geschichte(n)


Tausende Besucher werden ihn aufsuchen und sich an dem bunten Treiben erfreuen. Händler und Verkäufer sind aus weiten Teilen der Republik angereist, um die Straßen mit ihren Ständen zu einem lebendigen Basar werden zu lassen. So wie heute jeder Verkäufer, jeder Verein und jeder Kirmesunternehmer für diesen Markt ein bestimmtes Standgeld zu zahlen hat, das dem Stadtsäckel zugute kommt, so geschah dies in vergangenen Zeiten genauso.
Jeder Burgherr ließ durch einen von ihm angestellten Richter nicht nur Recht sprechen, auf den Marktfrieden achten, sondern auch über die Güte der Ware wachen. Betrüger und unlautere Händler wurden nicht zugelassen oder hart bestraft.
Daneben gab es auch "Marktmeister", die von den Händlern den Zoll kassierten. Solche Marktmeister waren meist Burgmannenfamilien, die wesentlich größere Kompetenzen und Machtbefugnisse hatten als ein heutiger städtischer Marktmeister. Die Zolleinnahmen kamen aber nicht dem Gemeinwesen der Stadt zugute, sondern füllten den privaten Geldbeutel des Burgherren, dem ja die Stadt Daun "gehörte".
Im Staatsarchiv Koblenz findet sich eine Urkunde von 1583: Darin ist vermerkt, dass der "Zoll zu Dhaun thut ungefehr ahn Geldt" (=Gesamteinnahme) von acht oder neun Mark gerechnet wird. Hört sich wenig an, aber zur damaligen Zeit war das eine sehr bedeutsame Summe, entspricht heute in etwa dem Marktpreis von 144 bis 162 Kilo Rindfleisch, also einer Einnahme in ungefährer Höhe von 1500 Euro.
Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl gesehen waren die Einnahmen damals größer als heute, denn die Stadt Daun kassiert bei dem monatlichen Wochenmarkt durchschnittlich 1400 Euro, allerdings bei dem großen Kirmesmarkt rund 5000 Euro. Die in lateinischer Sprache verfasste Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte beginnt in freier Übersetzung: "Ich, Ägidius, Herr zu Daun, bekunde, dass ich nach vorheriger reiflicher Beratung und guter Überlegung freiwillig, nicht gezwungen oder durch irgendeinen Betrug verleitet, meine Stadt oder Vorburg, gelegen unter der Burg Daun, mit allen ihren Rechten, ... in die Hände des Herrn Johann, König von Böhmen und Graf von Luxemburg, übergeben habe ..." avi

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort