Was sich aus Sauerbier so alles machen lässt

KELBERG. Der Kreis Daun hat die Jugendfreizeitstätte in Kelberg verkauft. Eine "knappe sechsstellige Summe" hat der Förderverein bezahlt, der das Haus seit zehn Jahren betreibt. Mehr als eine halbe Million Euro hat er bereits in Modernisierungen gesteckt. Die Gemeinde Kelberg profitiert von den 1200 Gästen im Jahr.

"Über jeden Euro, den der Kreis für die Jugendfreizeitstätte bekommen hat, kann er froh sein. Der Förderverein hat quasi seine eigene Arbeit noch mal bezahlt, weil er viel reingesteckt hat, was der Kreis nicht hätte leisten können", meint Werner Blum, Ortsbürgermeister in Kelberg. Außerdem gebe es so gut wie keine Beschwerden, beispielsweise von Jagdpächtern, mehr.In idyllischer Lage im Wald

Unter Kreis-Regie sei das anders gewesen. "Im Ort wird die Freizeitstätte positiv gesehen, und die Geschäfte profitieren davon", erklärt Blum. Die Jugendfreizeitstätte, idyllisch im Wald gelegen und zehn Minuten fußläufig vom Ort entfernt, wird mittlerweile jährlich von 1200 Gästen besucht. Das war nicht immer so. Der Kreis hat das Haus Ende der 70er Jahre gebaut und betrieben. "Aber es ging immer weiter zurück. Der Betrieb wurde unwirtschaftlich", erklärt Klaus Eich, zuständiger Sachbearbeiter in der Kreisverwaltung. Von November 1991 bis Juli 1993 wurde das Haus in ein Übergangswohnheim für Asylanten umfunktioniert. Der Sanierungsbedarf wurde immens. "Wir suchten ab 1994 nach einem Träger", sagt Heinz-Peter Hoffmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung. "Der Kreis hat das Haus wie Sauerbier angeboten", erinnert sich Lothar Olbert, Vorsitzender des Fördervereins und Jurist in Bonn. Ab Januar 1996 pachtete der Verein das Haus für 20 Jahre. Jahrespacht 5800 Euro. Das Haus steht auf Erbpachtareal, das die Gemeinde unentgeltlich zu Verfügung stellt. 1996 investierte der Verein 120 000 Euro in Sanierung und Erweiterung. "Wegen der Art der Nutzung unterliegt das Haus einer extremen Abnutzung. Wir schaffen alle drei Jahre das Mobiliar neu an", sagt Olbert. Jährlich würden 30 000 Euro in Reparaturen und Erhaltungsaufwendungen sowie 12 000 Euro in Neuanschaffungen fließen. Aktuell wurde der Zwölf-Betten-Raum in ein Zwei-Bett-Zimmer, ein Vier-Bett-Zimmer und ein Bad umgebaut. Als nächstes steht der Bau einer Sauna an.Die ADD hat den Verkauf mit Argusaugen überwacht

"Hätte der Kreis das Haus nicht an uns verpachtet, wäre es runtergekommen", vermutet Olbert. Eich stimmt zu: "Der Kreis kann gar nicht so flexibel reagieren, und die ADD hätte uns die Mittel für derart freiwillige Ausgaben bei unserer schlechten Finanzlage nicht freigegeben." Die ADD, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, hat den Verkauf mit Argusaugen überwacht. Hoffmann: "Die ADD hat darauf geachtet, dass der Kreis nichts verschenkt. Wir haben uns lange unterhalten." Der Förderverein wollte, trotz Pachtvertrag bis Ende 2015, das Haus kaufen. Olbert: "Die Mitglieder begannen zu murren, weil wir so viel Geld für etwas ausgaben, das uns nicht gehörte." Die 25 Mitglieder (17 bis 48 Jahre alt) leben bundesweit verstreut und treffen sich regelmäßig zu Arbeitseinsätzen in Kelberg. Der Vorsitzende erklärt: "Wir sind Berufsjugendliche, deren Wurzeln in der katholischen Jugend in Mayen liegen." Der Kauf ist perfekt. Für 2006 haben sich die "Berufsjugendlichen" neue Kontakte auf die Fahne geschrieben. Olbert erklärt: "Wir wollen in Kelberg noch mehr Wurzeln schlagen und enger mit ortsansässigen Vereinen zusammen arbeiten." Das Haus ist nämlich gut belegt. Viele Wochenenden sind schon ein Jahr im voraus gebucht. Die Vermarktung laufe ausschließlich über Mundpropaganda und Internet ( www.Freizeitheim-Kelberg.de).

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