Waschen, lernen, ausbilden

GEROLSTEIN. Eine Schreinerei als "Hilfe zur Selbsthilfe" will der Gerolsteiner Verein Eifellicht in einem russischen Internat in Jarzewo einrichten. Später soll für die 230 dort lebenden Kinder eine Schneiderei folgen. Hintergrund: Nur jeder zehnte Jugendliche des Heims schafft den Übergang in ein geregeltes Leben, der Rest driftet ab.

"Noch ist es nur ein Werkraum und an Werkzeug ist nichts brauchbares da", sagt Ludwig Hahn, Vorsitzender von Eifellicht. Bereits seit 13 Jahren unterstützt die Hilfsorganisation aus der Eifel das russische Internat. "Aber zuerst mussten wir uns um die Grundausstattung wie Waschmaschinen und Bügelautomaten kümmern, damit auch die Wäsche, die wir hinbrachten, ordentlich gepflegt werden konnte", erklärt Hahn. Nach und nach kümmert sich Eifellicht nun um die Ausbildung der 230 Schüler. Die Kinder sind Vollwaisen, entwicklungsgestört oder ihren Eltern wurde das Sorgerecht entzogen. Im vergangenen Jahr kaufte Eifellicht neue Schulbücher (der TV berichtete). Jetzt ist die Schulausstattung an der Reihe. Zuerst der Werkraum. Aus gutem Grund. Hahn berichtet: "Wir stellen uns vor, dass begleitend zum Unterricht praktische Fähigkeiten vermittelt werden. Nicht vergleichbar mit einer Lehre in Deutschland, aber so, dass die Jugendlichen den Anforderungen der dortigen Wirtschaft gerecht werden." Und Hahn baut nicht nur auf Versprechungen. Er fordert, die Schulabgänger mit einem entsprechenden Zertifikat auszustatten. Hahn: "Das muss aussagekräftig über den Wert der Ausbildung sein. Jeder soll wissen, dass Kinder, die aus Jarzewo kommen, einen qualifizierten Abschluss haben." Der Eifellicht-Vorsitzende kennt die russischen Gepflogenheiten. Deshalb holt er für sein Vorhaben russische Vertreter mit ins Boot. Bei einem Treffen vor Ort waren die Heimleitung, die Schulaufsichtsbehörde und der Gouverneur dabei. Schriftlich mussten sie ihre Unterstützung fixieren, damit die Pläne auch Realität werden. Hahn hat mittlerweile bei den Genehmigungsbehörden wegen Auflagen nachgefragt. Ebenso beim SES, dem Senior-Experten-Service der deutschen Wirtschaft. "Über den SES wollen wir an einen Holzexperten kommen, der beim Ausbildungsstart hilft", erklärt Hahn. Bei den Westeifel-Werken hat er sich weitere Infos besorgt, denn er denkt schon weiter. Kosten liegen zwischen 40 000 und 50 000 Euro

"Man muss in Schritten planen und nach der Ausbildung der Jugendlichen könnte ja auch eine Produktion folgen, so dass sich das Heim mit einer Werkstatt wirtschaftlich unabhängiger macht", meint der Vorsitzende. Er hofft noch in diesem Jahr mit der Umsetzung des Projekts beginnen zu können. Spätestens 2007 soll es beendet sein. Hahn schätzt, dass die Kosten zwischen 40 000 und 50 000 Euro liegen werden. Die Theatergruppe der Hilfsorganisation spielt ab November auf der Bühne der Gerolsteiner Stadthalle zu Gunsten dieses Projekts. Doch ohne Spenden ist die Schreinerei dennoch nicht zu finanzieren. Die Helfer für die 15 Kinderheime im Gebiet Smolensk haben zusätzlich mit politischen Entscheidungen zu kämpfen, weil Russland nicht als Entwicklungsland gilt. Hahn: "Die Hilfsorganisationen aus der Region, die beispielsweise für afrikanische Länder sammeln, kriegen für jeden Euro Spende fünf Euro zusätzlich von der Regierung." Doch die Not im Jarzewo-Heim sei nicht minder. Nur jeder zehnte Entlassschüler schafft den Sprung ins Berufsleben. "Die anderen driften ab oder landen in Altenheimen, die in Russland auch Auffangbecken für junge Menschen sind, die keinen Platz in der Gesellschaft finden", sagt Hahn. Spendenkonten Eifellicht: Volksbank Eifel Mitte (BLZ 58691500) Konto 6865603, Kreissparkasse Daun (BLZ 58651240) Konto 32060, Vorsitzender: Ludwig Hahn, Telefon 06591/4433, Internetseite: www.eifellicht.de

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