Waschmittel verdrängte den Seifensieder

Im Intelligenzblatt für die Kreise Bitburg und Daun aus dem Jahr 1848 weist eine Anzeige auf einen Beruf hin, der früher häufig vorkam: der des Seifensieders. Heinrich Grethen aus Daun warb für seine Produkte.

Daun. Bereits um 2500 vor Christus fand man auf einer Tonschiefertafel in Mesopotamien das erste überlieferte Seifenrezept. In eingeritzter Keilschrift ist zu lesen: "Ein Liter Öl und die fünfeinhalbfache Portion Pottasche." Pottasche ist die Asche einer Pflanze, die reich an kohlensaurem Kalium war.

Stadtgeschichte(N)



Auch die Kelten und Germanen stellten Seife her - aus Ziegentalg und weiß gebrannter Asche. Sie verwendeten sie zur Reinigung, aber auch als Haarpomade, wie der römische Historiker Plinius berichtet.

Im Mittelalter lernten Seifenhersteller, harte Seifen herzustellen. Mit dem Zusatz von Duftstoffen, die aus Pflanzen gewonnen wurden, verfeinerte man die Seifen. Solche Toilettenseifen in Kugelform waren hochgeschätzte Kosmetikartikel. Erst im Spätmittelalter bildete sich das Handwerk des Seifensieders heraus, der tierischen Talg zu Seife und zu Talglichtern verarbeitete.

Einfache Gebrauchsartikel fertigten die Handwerker: flüssige Schmierseife und feste Kernseife. Dazu wurde Rindertalg mit Pottasche versetzt und mit Natronsalz gehärtet. Die tierischen Fette und Öle werden langsam erwärmt, während Lauge zubereitet wird. Der Seifensieder musste seinen Beruf über mehrere Jahre erlernen. Nimmt man zu viel Lauge, wird die Seife ätzend und kann für die Haut gefährlich werden. Nimmt man zu wenig, bleibt ein Teil des Öles unverseift in der Seife zurück. Die Seife wird dadurch fettig, auch ein Vorteil für die Pflege der Haut.

Im 19. Jahrhundert entstanden wegen der großen Nachfrage in jedem größeren Ort Seifensiedereien. Die Produktion kam kaum nach. Die Rohstoffe Holzasche und Talg wurden knapp. Das änderte sich erst mit der Erfindung eines chemischen Verfahrens zur Herstellung von Soda: der Beginn der industriellen Massenproduktion von Seife, vorerst alleiniges Wasch- und Reinigungsmittel.

Noch zu Urgroßmutterzeiten wurde die Wäsche mit Holzasche gewaschen. Diese wurde in Leinensäckchen abgefüllt und in den Waschbottich gelegt. Auf die Schmutzwäsche wurde heißes Wasser geschüttet. Es entstand eine Lauge. Und wer war nun der Dauner Seifensieder Peter Jakob Heinrich Grethen? Er war der Sohn des in Daun tätigen Notars Peter Grethen, der Maria Anna Meyer aus Gerolstein geheiratet hatte. Geboren wurde Heinrich am 22. Oktober 1822 in Gerolstein, zog aber bald mit seinen Eltern nach Daun. Er erlernte wohl den Beruf des Seifensieders und eröffnete auch in Daun seinen Seifenladen. Mit diesem wird er aber keinen geschäftlichen Erfolg gehabt haben, denn bereits 1855 wanderte er als Junggeselle mit 150 Talern nach Nordamerika aus, wo er starb. avi

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