Wassernixen waten wieder durchs Warmbad

Daun · Einzigartig weit und breit: Das Bad des Dauner Kurmittelhauses ist mit Mineralwasser gefüllt und besonders gesund. Nach drei Monaten Umbau haben die Kneipp-Anhänger ihr Becken gestern wieder in Beschlag genommen.

 Gesunder Spaß im warmen Mineralwasser: Übungsleiterin Gisela Wüst (links) heizt den Teilnehmern der Wassergymnastik ein. TV-Foto:Tobias Senzig

Gesunder Spaß im warmen Mineralwasser: Übungsleiterin Gisela Wüst (links) heizt den Teilnehmern der Wassergymnastik ein. TV-Foto:Tobias Senzig

Daun. Die Sonne strahlt durch das Glasdach, flotte Tanz-Musik schallt durch den Badesaal und die 15 Frauen und Männer, die sich im Kurmittelhaus zur Aquagymnastik treffen, strampeln, dass das Wasser nur so schäumt. Man könnte meinen, dass die 15 Wassersportler nachholen, auf was sie monatelang verzichten mussten: ein Bad im lauwarmen Nass des Kurmittelhauses.
Für drei Monate mussten die Kursteilnehmer des Kneippvereins auf das Becken im Dauner Kurmittelhaus verzichten. Das Gebäude war gesperrt, weil das Dach einzustürzen drohte. 10 000 Euro musste die Stadt Daun, die Besitzerin des Gebäudes, für die Reparatur aufbringen. Der Kneippverein musste in dieser Zeit auf andere Bäder ausweichen. Mit dem Therapiebecken des Dauner Krankenhauses und dem Schwimmbad des Seniorenhauses Regina Protmann fand sich zwar Ersatz. Dort fehlte aber eine besondere Zutat, die es nur im Becken des Kurmittelhauses gibt: das gesunde Mineralwasser aus den Tiefen der Quellen am Dauner Sprudel.
"Das ist das Besondere am Kurmittelhaus", sagt Wolfgang von Wendt. Der 67-Jährige ist der Geschäftsführer des Kneippvereins, der die Wassergymnastik organisiert. Er ist froh, dass es endlich wieder in den angestammten Räumen des Vereins losgeht. "Wir haben jede Woche 19 Kurse", sagt er. "16 Mal Wassergymnastik und drei Yoga-Kurse." Insgesamt würden 500 Menschen das Haus jede Woche aufsuchen. "Die Leute kommen teilweise sogar aus anderen Landkreisen hierher: Mayen, Wittlich, selbst Ahrweiler."
Touristisches Kapital


Das temperierte Wasser des Dauner Bads hat viele Effekte, und besonders für die Knochen und den Rücken sind die Übungen im warmen Nass förderlich, sagt von Wendt. "AUCH die Krankenkassen übernehmen das in der Regel." Mit diesen Einnahmen bezahlt der Kneippverein die Übungsleiter und die Miete für das Badehaus an die Stadt Daun (6000 Euro im Quartal).
Von Wendt sieht im Badehaus großes touristisches Kapital für die Kreisstadt. "Es reicht nicht, ein Dach zu reparieren. Das Haus muss den Anforderungen eines Kurgastes gerecht werden", erklärt er. Daun habe als Kurort dramatisch an Bedeutung verloren. Und die Kneipper haben einige Ideen, wie sie Kurmittelhaus und das Gelände drum herum aufwerten können. "Massagen, heiße und kalte Güsse, Fango-Packungen und eine Caf´eteria - damit kann man wieder mehr Touristen und Kurgäste nach Daun locken."
Unterstützung erhält der Kneippverein vom Dauner Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen. "Das Bad ist etwas ganz Besonderes, damit heben wir uns von anderen Orten ab", sagt er im Gespräch mit dem TV.
Jenssen schwebt ein umfassendes Konzept für Kurmittelhaus und Kurpark vor. Allerdings kann man dort nicht einfach drauflos bauen: "Das Kneippbad liegt in einem Quellenschutzgebiet. Deshalb gibt es nur sehr begrenzt Möglichkeiten zu verändern und zu bauen." Bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier habe die Verwaltung eine Anfrage gestellt, um zu klären, was erlaubt ist und was nicht. Und sollte man von dort grünes Licht bekommen, würde sich die Stadt auch nicht scheuen, zu investieren: "Wenn es eine Investition ist, die uns vorwärts bringt, dann müssen wir die auch stemmen können."Extra

Das Kurmittelhaus wurde vor 1900 gebaut. Bis in die 1960er Jahre betrieb der Dauner Sprudel das Haus, 1969 pachtete es die Stadt Daun. Mitte der 1990er Jahre wurde das Gebäude renoviert, nachdem es mehr als zwei Jahre nicht genutzt worden war. 2010 kaufte die Stadt den Gebäudekomplex für gut 100 000 Euro vom Dauner Sprudel. Ende Januar 2013 musste das Gebäude geschlossen werden, weil das Dach einzustürzen drohte. sts

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