Wasserturm gibt Rätsel auf
Wozu diente der Gerolsteiner Wasserturm? Handelte es sich um einen alten Ziehbrunnen oder um den funktionslosen Rest einer Wasserableitung? Derzeit soll das im Rahmen der Sanierung geklärt werden.
Gerolstein. Für die Bewohner einer mittelalterlichen Burg oder eines Residenzschlosses war die Versorgung mit Wasser lebenswichtig. Die meisten Eifelburgen wurden auf Bergkegeln oder Felsen gebaut. Das trifft auch auf die Burg Gerhardstein (Gerolstein) zu, die derzeit saniert wird (der TV berichtete).
Die Höhenburgen verschafften ihren Bewohnern zwei entscheidende Vorteile: guter Überblick auf die Umgebung und vor allem eine bessere Verteidigung. Ein Schwachpunkt war meist die Sicherstellung der Wasserversorgung. Denn auf der Höhe fehlte eine Quelle. Die vom Oberflächenwasser gespeiste Zisterne, deren Lage auf Gerhardstein bekannt ist, konnte verlässlich keine Quelle ersetzen.
In manchen Burgen trieb man deshalb einen Schacht, mitunter 70 bis 80 Meter tief, bis in wasserführende Schichten. Erlaubten die Bodenverhältnisse dies nicht - wie beim Fels des Gerolsteiner Burgbergs oder der Basalttiegel, auf dem die Kasselburg steht - grub man einen Ziehbrunnen neben dem festen Gestein und sicherte ihn mit einer besonders dicken Mauer. Es spricht vieles dafür, dass diese Methode sowohl bei Gerhardstein als auch bei der Kasselburg angewendet wurde.
Der Turm liegt im Zentrum der Ansiedlung, bestehend aus Stadt und Burg. Beide Teile bildeten eine Einheit, die den gemeinsamen Namen Gerhardstein trug. Wahrscheinlich versorgte hier eine Quelle oder ein Brunnen oder (später) der Wasserturm auch die Burgleute, die sich ab Ende des 13. Jahrhunderts am Fuße der Burg ansiedelten. Diese zentrale Lage weist auch darauf hin, dass der Graf als Stadt- und Burgherr die wichtige Wasserversorgung nur mit Hilfe der Bürger sicherstellen konnte.
Ob es sich beim Pütz zweifelsfrei um einen alten Ziehbrunnen handelt oder um den funktionslosen Rest einer Wasserableitung, die Ende des 19. Jahrhunderts genutzt wurde, wird sich wahrscheinlich bei den Sanierungsarbeiten feststellen lassen. Die Landesdenkmalpflegebehörde hat inzwischen damit begonnen.
Der Turm wird innen frei gegraben, und das zum Teil brüchige Mauerwerk wird ausgebessert. Dabei soll herausgefunden werden, ob im unteren Teil tatsächlich die vermuteten wasserführenden Schichten liegen. Dass es sich bei dem Turm um eine Zisterne handelt, schließen die Fachleute wegen der Lage und des engen Querschnitts aus.
Turm steht unter Denkmalschutz
Sollten bei den Arbeiten am Mauerwerk des Pützes geeignete Holzteile gefunden werden, kann mittels einer Untersuchung das Alter des Turms bestimmt werden. Das Bauwerk wurde bereits im 17. Jahrhundert beschrieben. Wahrscheinlich ist der Pütz aber wesentlich älter. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die mittelalterliche einfache Burg im Lauf der Zeit zu einem großen und stattlichen Residenzschloss ausgebaut und 1691 weitgehend zerstört wurde. Der tiefe Hauptgraben sowie das Felsgestein machten es unmöglich, dem hinteren Wohnschlossbereich oder dem Pütz Wasser zuzuführen.
Der Turm steht unter Denkmalschutz. Er zählt zu den ganz wenigen Gebäuden und Gebäuderesten, die in Gerolstein nach drei Stadtbränden, Explosionen, Abbrucharbeiten, Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und Abrissen übrig geblieben sind.