Weder "Schmalspur-Abi" noch "Begabtenschule"

DAUN. Bewegung in der Bildungslandschaft im Kreis Daun: Am Thomas-Morus-Gymnasium Daun könnte ab 2008 das vom Land initiierte Konzept der Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre umgesetzt werden. Allerdings nur, wenn der entsprechende Bedarf gesichert ist.

"Die Fraktionen von SPD, FWG und FDP begrüßen die Initiative des Landes, für bestimmte Gymnasien die Möglichkeit zu eröffnen, in zwölf Schuljahren die Hochschulreife zu erreichen. Die Fraktionen haben beschlossen, einen Antrag zu stellen, durch den die Kreisverwaltung beauftragt wird, entsprechende Möglichkeiten im Kreis zu prüfen." Was wollten die Fraktionen mit dieser vor einigen Tagen versendeten, sehr vagen Pressemitteilung sagen?Sind die Hürden geschafft, wird der Antrag gestellt

Für Aufklärung kann Hans Rößler, Leiter des Dauner Thomas-Morus-Gymnasiums (TMG), sorgen. "Wir prüfen, ob wir die Voraussetzungen für die vor Kurzem von Kultusministerin Doris Ahnen verkündete Verkürzung der gymnasialen Schulzeit im Rahmen einer Ganztagsschule erfüllen können. Schaffen wir alle Hürden, beabsichtigen wir, einen entsprechenden Antrag in Mainz einzureichen", erklärt der TMG-Direktor, der im Sommer in den Ruhestand geht. Auch deshalb ist dieses Vorhaben für ihn eine besondere Herausforderung: "Ich würde gerne noch als TMG-Leiter den Antrag stellen." Laut Landesregierung soll eine zwölfjährige Schulzeit (derzeit zwölfeinhalb) bis zum Abitur in Verbindung mit einem Ganztagsschulmodell an zunächst etwa 15 Gymnasien schrittweise umgesetzt werden. Alle Gymnasien können - zusammen mit dem Schulträger (im Fall des TMGs also der Kreis) - einen Antrag stellen. Gestartet werden soll im Schuljahr 2008/2009. Es soll weder ein "Schmalspur-Abi" noch eine "Begabtenschule" werden, denn das Konzept soll die Vorgaben der Kultusministerkonferenz für die Pflichtstundenzahl von mindestens 265 Stunden bis zum Abitur erfüllen und garantieren, dass der acht- und der neunjährige gymnasiale Bildungsgang gleiche Qualitätsstandards haben. Das TMG hat bereits seit 2004 ein Ganztagsschulangebot und auch die entsprechende Infrastruktur (Mensa und Ähnliches), in die viel Geld investiert wurde. Aber das vorhandene Modell hat nur wenig mit dem zu tun, was das nun diskutierte Konzept mit sich bringen würde. "Bei diesem Modell gibt es keine Zweigleisigkeit. Ab der Mittelstufe ist die Ganztagsschule nach dem neuen Konzept verpflichtend. Das heißt auch, dass sich das TMG nach und nach zur reinen Ganztagsschule entwickeln würde", erklärt Rößler. Aus der Politik und der Wirtschaft sei ihm bereits Interesse an dem Vorhaben signalisiert worden, aber das alles Entscheidende sei: Gibt es überhaupt einen entsprechenden Bedarf in der Region? "Es gibt eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten in den nächsten Monaten, damit die Eltern der potenziellen Schüler so gut wie möglich informiert werden, was auf sie und vor allem ihre Kinder zukommt", erklärt der TMG-Chef. Sein Zeitplan: Nach Ablauf der Anmeldefrist für das Schuljahr 2007/2008 soll es in den Grundschulen eine Elternbefragung geben. Rößler warnt vor übertriebenem Optimismus: "Unser Vorhaben ist kein Selbstläufer. Es gibt keinerlei Gewähr, dass wir es schaffen." Wichtig sei die Unterstützung der Politik. Daran wird es wohl nicht scheitern, wie der zitierte Antrag der drei Kreistagsfraktionen beweist. Auch die CDU werde "im Grunde nach" einen solchen Antrag befürworten, erklärt Fraktionsvorsitzender und Landratskandidat Gordon Schnieder und ergänzt: "Wir fordern allerdings, dass den Kreistagsfraktionen zwingend das Recht eingeräumt wird, mit einem Vertreter an den Abstimmungsgesprächen teilzunehmen." Für Landrat Heinz Onnertz ist "die Verkürzung der Schulzeit aus einer Vielzahl von Gründen überfällig. Ich würde es sehr begrüßen, wenn mit allen Beteiligten Gespräche geführt werden könnten, die zu dem genannten Ziel führen". Ihre Meinung ist gefragt, liebe Leser: Was halten Sie von den Plänen des TMG? Mailen Sie uns (mit möglichst kurzer Begründung) Ihre Meinung an die Adresse eifel-echo@volksfreund.de

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