Weg vom Kirchturm

KELBERG. (HG) Der Gewerbe- und Verkehrsverein Kelberg hat das Ergebnis der Standortmarketing-Umfrage vorgestellt und diskutiert. 68 von rund 400 angeschriebenen Unternehmen haben sich beteiligt.

Kelberg steht wie andere Kommunen auch im harten Wettbewerb um die Kaufkraft der Kunden und Gäste. Der Slogan "Alles zum Leben - Kelberg hat's" soll das verdeutlichen. Aber wenn die Entwicklung im Ort so weiter geht, dürfte dieser Ausspruch kaum noch stimmen. Drei Betriebe haben dieses Jahr schon ihre Pforten geschlossen, zudem steht ein Gästehaus in der Ortsmitte leer. "Dass viele Geschäfte verschwinden, macht der Gemeinde große Sorgen. Der Service ist im Ort nicht mehr da", sagt Ortsbürgermeister Werner Blum. Mit Hilfe eines Standortmarketings für die Verbandsgemeinde Kelberg wollte der Gewerbe- und Verkehrsverein (GVV) Kelberg der Struktur der Unternehmen, ihren Problemen und Wünschen auf die Spur kommen. "Das Thema läuft ja schon etwas länger. Aber es kamen schon tolle Sachen heraus", deutet GVV-Vorsitzender Alfred Borsch an. Die Befragung fanden 65 Prozent positiv, sieben Prozent erklärten offen ihr Desinteresse. 68 von rund 400 angeschriebenen Unternehmen sendeten den Fragebogen zurück, was einer Rücklaufquote von 17 Prozent entspricht. Herauskristallisiert hat sich, dass die Freundlichkeit im Einkaufsort Kelberg zu seinen Stärken gehört, die wichtigen Faktoren Beratung, Service und Öffnungszeiten werden aber deutlich schlechter beurteilt. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage wollen 22 Prozent der befragten Betriebe ihr Unternehmen vergrößern, vier Firmen planen aber auch eine Standortverlagerung. 43 Prozent der Befragten konnten keine Trends nennen, von denen ihr künftiges Geschäft abhängt, und 66 Prozent haben keine Veränderung vor. Die beauftragte Marketingberatung kritisiert, "dass diese Betriebe offensichtlich keine Strategie haben und ihnen ein Betriebsentwicklungsplan fehlt". Den Prozess des Standortmarketings in der VG Kelberg etwa in Arbeitskreisen unterstützen wollen auch nur elf Prozent der Befragten. Übrigens gehören nur 37 Prozent aller befragten Unternehmen dem GVV an. Auf die Frage, was sie vom Verein erwarten, antwortete die Hälfte der befragten Unternehmen nicht. Die Bandbreite der Antworten reichte von "geschäftlich nichts" oder "nur Kosten" bis zum erfreulichen "weiter so". Das Fazit der Befragung ist also durchwachsen: Es gibt Bedarf an Kooperation, realistische Erwartungen, aber auch viel Aufklärungs-, Informations- und Überzeugungsarbeit ist zu leisten. Einen ersten Schritt tat der Verein nun mit seiner Öffnung für neue Mitglieder, die nicht in der Gemeinde Kelberg ihren Sitz haben. "Wir müssen das Kirchturmdenken ablegen. Eine Öffnung kann nur positiv für uns sein", erklärt Vereinsvorsitzender Borsch.

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