Wegen 50 Euro das Messer gezückt

PELM. Ausnahmezustand in Pelm: Am Montag kurz nach 8 Uhr haben zwei junge Männer aus der VG Gerolstein maskiert und mit Messern bewaffnet den Lebensmittelladen im Ortskern überfallen und dabei die 71-jährige Besitzerin leicht verletzt. Beide wurden wenig später gefasst: der 19-Jährige, der flüchtete, von einem Pelmer Bürger, der andere, der im Wohnhaus über dem Geschäft eingesperrt war, von einem Spezialkommando der Polizei.

Rosemarie Gerhards, seit 1968 Besitzerin des Lebensmittelladens in der Hauptstraße 24 in Pelm, der seit 1871 in Familienbesitz ist, hat Courage. "Wenn ich erkannt hätte, wer das ist, wäre ich hin und hätte ihm gut zugeredet. Aber die waren ja beide maskiert, da konnte ich niemanden erkennen", sagt die 71-Jährige, die kurz zuvor noch von einem Vermummten mit einem Messer bedroht und leicht an der Wange verletzt wurde. "Wie das passiert ist, weiß ich nicht mehr, denn das ging alles so schnell", erzählt sie. Zum Zeitpunkt des Überfalls (gegen 8.20 Uhr) hat sie nach eigenem Bekunden noch in der Küche gesessen, die an den Geschäftsraum angrenzt, und Kaffee getrunken: "Und plötzlich stand da einer mit einer Maske und einem Messer und hat gedroht: Sie bleiben sitzen!" Derweil hat der 19-Jährige im Geschäft die Mitarbeiterin Alfriede Schmitz mit einem Messer bedroht und von ihr die Herausgabe des Geldes verlangt. Sie berichtet: "Das war kurz, nachdem ich den Laden geöffnet habe. Da kamen die beiden rein, und einer hat gerufen: Geld her." Zuvor hätten beide schon vor dem Geschäft gestanden, "aber da habe ich mir nichts dabei gedacht". Als kurz darauf ein Kunde das Geschäft betrat, nahm der Täter, der im Laden war, Reißaus. "Vielleicht mit 50 Euro, es war ja kaum was in der Kasse. Und der Kunde ist hinter ihm her und hat ihm noch eine Essigflasche nachgeworfen." Von dem Tumult im Geschäft überrascht, türmte der andere Täter in die Wohnung nach oben. "Da habe ich zuerst um Hilfe geschrien, mir dann rasch das Telefon und die Chefin geschnappt. Dann sind wir raus und haben den Laden von außen abgeschlossen", erzählt Alfriede Schmitz. Während sie die Polizei verständigte, eilten auch schon Nachbarn zu Hilfe. Helmut Persin, der im Hof gegenüber dem Geschäft Holz machte, berichtet: "Ich habe die Jungs an der Treppe vor dem Geschäft bemerkt, dachte mir zunächst aber nichts dabei. Als ich wenig später aber Hilferufe gehört und gesehen habe, wie einer flüchtete und von einem Kunden verfolgt wurde, habe ich mir die Axt geschnappt und bin rüber." Zuvor habe er noch seinem Nachbarn Alfons Clemens, der im Haus direkt oberhalb des Geschäfts wohnt, mitgeteilt, dass es einen Überfall gegeben habe. Er und zwei weitere Leute hätten sich rasch mit Knüppeln bewaffnet und seien ebenfalls in Richtung Geschäft gegangen. Clemens erzählt: "Ins Geschäft durften wir aber nicht rein. Und als dann die Polizei kam, waren wir ja quasi wieder entlassen."Das "Bürschchen am Schlafittchen" gepackt

Doch die ersten Beamten seien ebenfalls noch nicht ins Haus gegangen, wo sich ein Täter im Obergeschoss verschanzt hatte. Das übernahm das angeforderte Sondereinsatzkommando. Persin berichtet: "Die liefen in voller Montur auf, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Und das ging dann auch ruck-zuck." Zuvor hatten bereits einige Pelmer die Verfolgung des Flüchtigen aufgenommen. Mit dabei war auch Kurt Hoffmann, der im Blumengeschäft seines Schwagers Hans-Joachim Gröhsges arbeitet. Er berichtet: "Zunächst haben wir ihn nicht gefunden, doch dann hat eine Nachbarin gesagt, dass jemand auf ihrem Balkon sei. Da sagte mein Schwager, ich soll mir mal einen Knüppel holen. Doch als ich zurückkam, hatte er das Bürschchen schon am Schlafittchen." Und brachte es zur Polizei.

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