Weiter fit mit dem Früchtchen

Hillesheim · Trotz mehrfacher Kritik und politischen Zanks ist die knallrote Kirsche Karla - die Symbolfigur eines Projekts zur Gesundheitsförderung bei Kindern - seit 2007 ein Erfolg in der Verbandsgemeinde Hillesheim. Ende 2011 lief das Projekt offiziell aus. Dennoch gehen einige Aktionen auch ohne Gelder vom Bund weiter.

 Nur noch wenige Kirschen fehlen: Wenn der Baum voll ist, dürfen die Schüler der Grundschule Hillesheim an einem Boni-Tag teilnehmen. TV-Foto: Falk Straub

Nur noch wenige Kirschen fehlen: Wenn der Baum voll ist, dürfen die Schüler der Grundschule Hillesheim an einem Boni-Tag teilnehmen. TV-Foto: Falk Straub

Hillesheim. Als Jojo Burgard die Klasse 2c der Grundschule Hillesheim betritt, ist er sofort von Kindern umringt. "Wann haben wir mal wieder einen Boni-Tag, Jojo?", fragt ihn die kleine Amelie. "Am besten wieder einen mit einer Kletterlandschaft", schlägt Jonas vor. Burgard ist Diplomsportlehrer und beim Gesundheitsprojekt "Karla, die rote Kirsche" (siehe Extra) der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim für den Bereich Bewegung zuständig. Hier organisiert er unter anderem die Boni-Tage, an denen Kindern der Einstieg in solch unterschiedliche Sportarten wie beispielsweise Ringen oder Inline skaten ermöglicht wird.
Boni-Tage für Kinder


Stolz zeigen die Grundschüler ihr Plakat mit dem Kirschbaum vor, an dem nur noch wenige aufgeklebte Früchte fehlen. Hängt der Baum voller Kirschen, winkt der nächste Boni-Tag. Insgesamt 14 Themen stehen an einem Boni-Tag zur Auswahl.
Die Aufkleber mit der Symbolfigur des Projekts, der Kirsche Karla, können die Kinder bei verschiedenen Aktionen in Schulen und Kindergärten, aber auch bei Vereinen und Verbänden erwerben, die der Gesundheitsförderung dienen. Obwohl das Projekt im Dezember 2011 offiziell zu Ende gegangen ist, laufen einige Aktionen weiter.
"Bei uns haben sich gewisse Dinge bereits so verselbstständigt, dass ich manchmal ganz vergesse, dass sie erst durch das Karla-Projekt entstanden sind", sagt Christian Linden, Konrektor der Grundschule Hillesheim. Neben dem Schulgarten und der Aktion "Karla macht Seepferdchen", bei der Kindern das Schwimmen beigebracht wird, zählen "Karla Kirsche in der Küche" und "Esskultur" dazu.
Hier bringt Projektleiterin Doris Schöppner den Schülern alles rund ums Essen bei. Laut Schöppner gehöre dazu nicht nur Qualität und Abwechslungsreichtum der Nahrungsmittel, sondern auch angemessenes Benehmen im Speisesaal der Schule. "Wir versuchen, den Kindern auch ganz alltägliche Tischregeln zu vermitteln", sagt Schöppner. "Zum Beispiel, dass man nicht mit vollem Mund spricht oder erst vom Tisch aufsteht und abräumt, wenn alle mit dem Essen fertig sind."
"Als Schule sind wir sehr gerne Projektpartner gewesen und haben davon profitiert. Durch die Querelen um das Projekt rückten all die guten Dinge, die die Kinder erfahren haben, etwas in den Hintergrund. Das hat mich immer gestört", sagt Linden. Angesichts der positiven Seiten ist Linden froh, dass "Karla, die rote Kirsche" weitergeht. Neben dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), das regelmäßig Thementage zur gesunden Ernährung anbietet, konnte unter anderem das Forstamt als Partner des Gesundheitsprojekts gewonnen werden. Es hält künftig den Fitness-Pfad instand, der im Zuge von "Karla, die rote Kirsche" angelegt wurde.
Zukunft zunächst gesichert


Neben Linden zieht auch VG-Bürgermeisterin Heike Bohn ein positives Fazit: "Auch wenn es - insbesondere zu Beginn - viel politischen Zank um das Projekt gab, so hat es sich doch sehr gelohnt, dabei zu bleiben." Kinder und Familien würden Karla Kirsche als Bereicherung im Alltag erleben, die Angebote nutzen und ganz nebenbei gesundheitsbewusstes Verhalten lernen. "Zudem hat die VG durch das Projekt ihren Standortvorteil als familienfreundliche Kommune stärken können", sagt Bohn.
Dank privater Sponsoren und einer möglichen Unterstützung der Sportjugend des Landessportbundes sind die Boni-Tage für das laufende Jahr gesichert. Die Personalkosten für Projektleiterin Schöppner trägt bis Ende 2014 die VG Hillesheim. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. "Ich würde mir wünschen, dass das Land das Projekt in Zukunft unterstützt", sagt Jojo Burgard, bevor er sich von den Schülern der Klasse 2c für diesen Tag verabschiedet.
Meinung

Förderung gefordert
In einer Gesellschaft, deren Mitglieder immer älter werden, ist Gesundheit ein hohes Gut. Mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung kann man daher gar nicht früh genug anfangen. Der Spaß am Sport und an gesundem Essen, den das Karla-Projekt in Kindergärten, Grundschulen und Vereinen vermittelt, kommt dabei nicht nur den Kindern zugute. Schließlich profitieren wir alle von Menschen, die auch im hohen Alter noch fit sind. Die Kinder tragen ihr Bewusstsein für einen gesunden Lebenswandel zudem in die Familien. Daher ist es umso erfreulicher, dass "Kirsche Karla" in Teilen bis 2014 gesichert ist. Ein Weiterbestehen über diesen Zeitraum hinaus wäre wünschenswert. Neben einer Verselbstständigung weiterer Aktionen sind hier vor allem Geldgeber gefragt. Denn nur über ehrenamtliche Tätigkeiten wird das umfangreiche Projekt nicht zu stemmen sein. Das Geld wäre gut investiert. Besser, die Weichen für ein gesundes Leben frühzeitig zu stellen, anstatt hinterher zu korrigieren. f.straub@volksfreund.deExtra

Das Projekt "Fit im Leben - mit Spaß und Karla dabei" ist 2007 gestartet. Die Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim zählte damit zu den 24 Gewinnern beim Wettbewerb "Besser essen. Mehr bewegen" des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Ziel des Wettbewerbs war es, ein Projekt zu entwickeln, das Kinder spielerisch an eine gesunde Ernährung heranführt und ihnen Spaß am Sport und an neuen Bewegungsabläufen vermittelt. Dafür wurde das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt, das einzige in Rheinland-Pfalz, vom Bund mit rund 300 000 Euro gefördert. 2009 wurde die Förderung dann noch einmal um zwei Jahre verlängert. Trotz der positiven Resonanz bei Eltern und Kindern gab es immer wieder Kritik seitens der CDU. So sah sich VG-Bürgermeisterin Heike Bohn bereits zu Beginn des Projekts mit dem Vorwurf konfrontiert, Verträge ohne vorherige Absprache mit dem VG-Rat abgeschlossen zu haben. Später kritisierte die CDU mehrmals die Honorierung der Fachkräfte und die Höhe der Personalkosten. fas

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