Weitere Retter aus der Nachbarschaft gesucht

Daun/Gerolstein · Die "First Responder" (deutsch: Helfer vor Ort) können vielfach Leben retten - vor allem auf dem Land eine wichtige Einrichtung. Denn bei Notfällen überbrücken sie mit qualifizierten basismedizinischen Maßnahmen die Zeit bis zum Eintreffen der Notarzt-Crew. Das Deutsche Rote Kreuz sucht weiterhin Helfer in vielen Dörfern des Kreises für diese Funktion.

 Christoph Reusch und Brunhilde Fröhlich sind schon als First Responder im Dienst und zeigen wie es geht. TV-Foto: Helmut Gassen

Christoph Reusch und Brunhilde Fröhlich sind schon als First Responder im Dienst und zeigen wie es geht. TV-Foto: Helmut Gassen

Foto: Helmut Gassen (HG) ("TV-Upload Gassen"

Daun/Gerolstein. "Die Retter aus der Nachbarschaft", so tituliert das Deutsche Rote Kreuz den Einsatz der First Responder. Die Ersthelfer sollen die Zeit zwischen Eintreten des Notfalls und der ersten medizinischen Versorgung durch den Rettungsdienst überbrücken. 2010 wurde mit dem Einsatz der First Responder in der Verbandsgemeinde (VG) Daun begonnen. Inzwischen ist zwar die Hälfte der Standorte im Kreis Vulkaneifel mit Ersthelfern ausgestattet, aber es fehlen immer noch viele. So ist der Bereich VG Obere Kyll noch im Aufbau, und auch in der VG Kelberg klaffen noch viele Lücken. Andererseits gibt es mehrere Positivbeispiele wie Duppach, wo es sage und schreibe 17 First Responder gibt.
"Die sind dort so engagiert und machen eine Art Schicht, weil ja auch nicht alle immer da sind", erklärt DRK-Kreisgeschäftsführerin Diana Peters. Grund für die Zurückhaltung vieler Dörfer dürften auch die Kosten für die Ausstattung des ehrenamtlich tätigen First Responder sein. "Es hapert ein bisschen mit der Bereitschaft in den Dörfern, weil doch enorme Kosten auf die Dörfer zukommen", so Diana Peters.
Die Ausstattung pro Standort mit dem Notfallrucksack, der zwei Funkmelder, Blutdruckmessgerät, Beatmungsbeutel, Absaugpumpe, medizinischen Inhalt und den Defibrillator beinhaltet, sowie Schutzkleidung für den First Responder kostet rund 3000 Euro.
Christoph Reusch (47) aus Pelm ist Außendienst-Mitarbeiter bei einer Firma für Badezimmereinrichtungen. Seit Anfang 2014 ist er First Responder und hatte schon 13 Einsätze. "Ich bin viel auf der Straße unterwegs und habe schon viele Verkehrsunfälle erlebt. Das hat mich dazu gebracht, mich über das DRK zu informieren - so wurde ich First Responder", berichtet Reusch.
"In den meisten Fällen war ich vor dem Rettungsdienst an Ort und Stelle und konnte die ersten lebensrettenden Maßnahmen einleiten. Einmal war jemand bald erstickt, der war schon grün und blau. Wer weiß, ob er ohne die rasche Hilfe überlebt hätte", sagt er. Brunhilde Fröhlich (41) aus Dockweiler ist seit einem Monat dabei. "Ich habe durch die Feuerwehr erfahren, dass in Dockweiler ein First Responder gesucht wird, da habe ich mich gemeldet", erzählt sie.
Was sollte ein First Responder mitbringen? "Man sollte schon sozial eingestellt sein, keine Scheu vor Menschen haben, oder davor, sie anzupacken. Und es muss auch eine Toleranz beim Partner vorhanden sein, wenn man sich mal nachts in die Klamotten werfen muss und es raus geht zu einem Notfall", sagt Christoph Reusch.
Ersthelfer sind doppelt versichert


Ausgebildet werden die Ersthelfer vom DRK. "Normalerweise durchlaufen die neuen Anwärter bei uns eine 23 Stunden lange Grundausbildung zum First Responder und einen 48-Stunden-Sanitätsdienstlehrgang. Hat aber jemand schon medizinische Erfahrung, etwa durch seinen Beruf in einem Krankenhaus als Pfleger oder Krankenschwester kann dies angerechnet werden", erläutert Diana Peters das Prozedere.
Jeder First Responder ist in seinem Dienst zweifach versichert, einerseits durch eine Haftpflichtversicherung vom Roten Kreuz und über die Gemeindeunfallkasse, da er ja für den Kreis tätig ist.
Auch die meisten Arbeitgeber stehen dem System positiv gegenüber. "Bis jetzt hatten wir immer Glück gehabt, das die Arbeitgeber der Sache sehr human sehen und Ausfallzeiten bezahlen. Kein First Responder hat deshalb bisher Nachteile gehabt", sagt Diana Peters.
Die Ersthelfer bekommen ihren Auftrag übrigens von der Leitstelle Trier mitgeteilt. "Man sollte immer die 112 anrufen, wenn medizinische Hilfe benötigt wird, nicht direkt bei einem First Responder im Ort anrufen", erklärt Kreisgeschäftsführerin Peters.Extra

Im Landkreis Vulkaneifel gibt es zur Zeit 130 First Responder, die 2015 insgesamt 81 Einsätze hatten und 2014 sogar 94 Einsätze. Die First Responder sind auf 54 Standorte verteilt: 32 in der VG Daun (38 mögliche), fünf in der VG Gerolstein (13 mögliche), acht in der VG Hillesheim, fünf in der VG Kelberg und vier in der VG Obere Kyll. 109 Standorte wären aber möglich, deshalb sucht das DRK im Kreis weitere Helfer. HG

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