TV-Serie Landmarken Siegeseiche und Befreiungsbuche in der Vulkaneifel

Walsdorf/Berlingen · TV-Serie Landmarken: Woher kommen die Siegeseiche und die Befreiungsbuche in der Vulkaneifel? Eine naturhistorische Spurensuche.

 Die Befreiungsbuche bei Berlingen: Sie ist so etwas wie das botanische Wahrzeichen der Vulkaneifel.

Die Befreiungsbuche bei Berlingen: Sie ist so etwas wie das botanische Wahrzeichen der Vulkaneifel.

Foto: TV/Angelika Koch

Bei den Kelten und Germanen waren uralte mächtige Bäume, vor allem die prächtigen Eichen, anbetungswürdige Heiligtümer. Und jahrhundertelang wurde unter Linden getanzt, weniger Glückliche wurden an Ästen von Gerichtsstätten in Baumform aufgeknüpft.

Heute fährt man sogar in der frommen Vulkaneifel nicht selten an einem solchen Naturwunder vorbei, ohne Notiz davon zu nehmen.

Das geht vor allem der Siegeseiche bei Walsdorf so. Sie ist eine Mischung aus Stiel- und Traubeneiche und steht am Goßberg, etwa zwei-, dreihundert Meter abseits einer viel befahrenen Landstraße. Ein kleiner asphaltierter Wirtschaftsweg führt zu ihr.

Müllumladestation, Tankstelle und Lavabruch sind wenig romantische Nachbarn, aber zum Glück für Naturfans außer Sichtweite. Unter der Baumkrone, die diesen Namen tatsächlich verdient, taucht man ein in eine andere Welt.

Ein rustikales Ensemble aus hölzernen Bänken und Tisch macht den Schatten unter den knorrigen Ästen zum perfekten Picknickplatz. Und von hier aus kann man in aller Seelenruhe zusehen, wie in der Entfernung eilige Zeitgenossen zwischen Rockeskyll und dem Walsdorfer Kreisel hin- und her sausen, während man selbst stressfrei getaktet ist.

Oder man dreht der Straße gänzlich den Rücken zu und studiert die Infotafel, die darüber aufklärt, unter welchem Schatz man es sich gemütlich gemacht hat. Allein die Zahlen lehren Ehrfurcht: Der Eichenstamm ist wuchtig mit seinem Umfang von mehr als 3,50 Metern. Die Krone hat mit ihrem Durchmesser von über 23 Metern das Niveau eines Wanderzirkuszeltes.

Vermutlich entstand der Baum aus einer kleinen Eichel, die hier im frühen 17. Jahrhundert keimte, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Vielleicht wurde er auch anlässlich des Friedensschlusses 1648 gepflanzt. Den Namen „Siegeseiche“ verpasste man dem schon damals eindrucksvollen Gewächs um 1870, als Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberger über die Franzosen siegten.

Das Schicksal der weitgehenden Nichtbeachtung teilt nur wenige Kilometer entfernt die Befreiungsbuche bei Berlingen keineswegs. Sie ist mit ihren 34 Metern Höhe und zwanzig Metern Kronendurchmesser so etwas wie das botanische Wahrzeichen der Vulkaneifel und weithin sichtbar, wie sie da auf dem 599 Meter hohen Alten Voß thront.

Hunderte Jahre Baumleben hat sie hinter sich und ist vermutlich auch ein „Kind“ des Dreißigjährigen Krieges. Von ihrem Standort aus hatte man einen strategischen Überblick über die Eifel, von Gerolstein bis Hinterweiler, von Betteldorf bis Rockeskyll.

Die Siegeseiche bei Walsdorf: Sie ist eine Mischung aus Stiel- und Traubeneiche und steht am Goßberg.

Die Siegeseiche bei Walsdorf: Sie ist eine Mischung aus Stiel- und Traubeneiche und steht am Goßberg.

Foto: TV/Angelika Koch

Heute erstreckt sich zu ihren Wurzeln eine kleine Galerie dichten Mischwaldes, aber von seinem Rand aus hat man immer noch den optimalen Überblick und kann – theoretisch zumindest – den Greifvögeln der Pelmer Kasselburg bei ihrer Flugakrobatik zuschauen. Seit die Eifeler vor rund 200 Jahren dem machthungrigen Korsen Napoleon „Tschüss“ sagten, heißt die Buche Befreiungsbuche.

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