Wenn der Partner zum Tyrann wird

GEROLSTEIN. Immer öfter muss die Dauner Polizei wegen Gewaltdelikten unter Ehe- oder Lebenspartnern ausrücken. 108 Einsätze waren es im vergangenen Jahr. Streitereien zwischen einem Ehepaar aus der Verbandsgemeinde Gerolstein eskalierten mehrmals. Wieder wird ein Fall vor dem Amtsgericht in Daun verhandelt.

Trotz Scheidung fliegen die Fäuste, wird getreten und gespuckt. Der 40-jährige gebürtige Tunesier ist mittlerweile zwar wieder verheiratet, aber das hindert ihn nicht daran, auf seine Ex-Frau loszugehen. Sie lebt seit kurzem mit einem neuen Partner im Landkreis Düren. Im September 2005 wohnte und arbeitete sie noch in der Verbandsgemeinde Gerolstein. Mitten im Zank: ein zehnjähriger Sohn und eine 14-jährige Tochter. Bei den Vorfällen am neunten und zehnten September sollen die Kinder bei den Eskalationen dabei gewesen sein. Am neunten September soll der Angeklagte die Frau, als sie den Sohn am Gerolsteiner Bahnhof abholen wollte, auf übelste Weise beschimpft und angeschrieen haben. Daraufhin verfolgte er sie bis zum Wohnhaus, um dort den neuen Partner "zu beleidigen und ihm dann in Ekel erregender Weise ins Gesicht zu spucken", wie Staatsanwalt Thomas Grawemeyer anklagt. Am Folgetag lauerte der Angeklagte seiner Ex-Frau auf, um sie erneut, als sie Einkäufe auslud, zu beschimpfen und zu treten. Am 19. September war die Frau alleine zu Hause, als er wieder auftauchte. Dieses Mal soll er sie massiv bedroht und verprügelt haben. Außerdem habe er ihr mit dem Tod gedroht, wenn sie von den Misshandlungen erzählen würde. Dieser Tag hat für den Angeklagten eine besondere Bedeutung. Da wurde er nämlich wegen Körperverletzung an seiner Ex-Frau vor dem Dauner Amtsgericht verurteilt. Im Mai 2005 hatte er nachweislich die Mutter seiner zwei Kinder auf offener Straße verprügelt. Das Gericht vermutet hinter der erneuten Attacke einen Racheakt. Der Tunesier stellte die Sachlage zu den erneuten Vorwürfen aber völlig anders dar. Er sagte: "Ich habe sie im September nicht verprügelt. Ich habe höchstens zwei Minuten mit ihr gesprochen." Theatralisch hebt er die Finger zum Treueschwur. Es sei um die Klärung der Finanzen und die Aufteilung der Möbel vor dem Umzug der Frau gegangen. Seine Ex-Frau hielt im Zeugenstand dagegen: "Ich schwöre. Er ist aggressiv und gewalttätig. Er hat mich geschlagen." Ihr Partner bestätigt dies. Ein ärztliches Gutachten bescheinigt Prellungen im Gesicht, an Armen und Oberschenkeln. Der 40-jährige Angeklagte bestreitet alles. Richter Hans Schrot machte deutlich, dass das Gericht ihm wenig Glauben schenkt und er den Einspruch gegen den Strafbefehl über 2865 Euro zurücknehmen soll. Der Angeklagte fing an zu weinen und fragte: "Warum soll ich für was bezahlen, was ich nicht gemacht habe?" Staatsanwalt Grawemeyer platzte der Kragen: "Beim letzten Mal haben sie hier auch so einen Zirkus gemacht. Überlegen sie es sich, die Strafe kann höher ausfallen, sogar Gefängnis dabei rauskommen." Der 40-Jährige ließ sich nicht beirren und bestand darauf, die Kinder und den Briefträger, der die Misshandlungen am 19. September bestreiten könne, vorzuladen. Schrot und Grawemeyer redeten auf den Angeklagten ein, damit "die Kinder aus dem Streit der Eltern heraus gehalten werden". Ohne Erfolg. Da die Kinder minderjährig sind, muss ein "Ergänzungspfleger" bestellt werden. "Wahrscheinlich entscheidet der, dass die Kinder von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen", vermutete Richter Schrot. Der Angeklagte blieb uneinsichtig. Die Verhandlung wurde vertagt.

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