Wenn die Welt allmählich verblasst

Uersfeld/Daun · Roswitha Karst hat eine Selbsthilfegruppe für Netzhauterkrankte gegründet und nun eine Messe organisert. Dort gibt es Spannendes kennenzulernen.

 Roswitha Karst leidet an Netzhauterkrankung. Doch sie setzt sich für andere Betroffene ein und hat einen Thementag organisiert. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Roswitha Karst leidet an Netzhauterkrankung. Doch sie setzt sich für andere Betroffene ein und hat einen Thementag organisiert. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Uersfeld/Daun Seit 2013 verblasst die Welt für die Sparkassenangestellte Roswitha Karst immer mehr. Sie kann Gesichter nicht mehr erkennen und Gestik und Mimik nicht mehr wahrnehmen. Seit gut einem Jahr ist sie in Rente. Die heute 59-Jährige leidet auf beiden Augen an "Altersbedingter Makuladegeneration (AMD), feuchte Form" (siehe Info) und an der so genannten Pigmentepithel-Abhebung. Beides sind besonders schwere Formen von Netzhauterkrankung.
Genug Gründe, um zu resignieren. Doch weit gefehlt. Roswitha Karst - verheiratet, Mutter und Großmutter - machte sich von Anfang an schlau über den Verlauf der Krankheit und über Unterstützung und Hilfsmittel. Sie nahm Kontakt zur Selbsthilfe-Regionalgruppe Trier der "Pro Retina Deutschland" auf. Und rief mit deren Hilfe nach einer viel beachteten Informationsveranstaltung im März in Daun die Selbsthilfegruppe Vulkaneifel ins Leben (der TV berichtete).
Bis zu 25 Betroffene und Angehörige kamen bisher zu den Treffen, die alle zwei Monate im Hotel Zum Goldenen Fässchen stattfinden - das nächste am Mittwoch, 18. Oktober, um 14 Uhr.
Roswitha Karsts persönliche Erfahrung, dass es eine Vielzahl an Hilfsmöglichkeiten und finanzielle Unterstützung dafür gibt, veranlasste sie nun, im Rahmen der bundesweiten Woche des Sehens (8. bis 15. Oktober) in ihrem Wohnort Uersfeld (Verbandsgemeinde Kelberg) eine Veranstaltung mit dem Titel "Netzhauterkrankungen - Diagnosen, die vieles verändern!" zu organisieren. Warum in Uersfeld? "Ich habe hier Freunde und freiwillige Helfer, die mich unterstützen", erklärt Roswitha Karst. Und: "Der Bürgersaal ist optimal geeignet." Die Veranstaltung ist zweitgeteilt: Zunächst findet eine Hilfsmittelausstellung statt. Dabei werden unter anderem als Neuheiten eine mobile Vorlesekamera für die Brille und ein portables Bildschirmlesegerät vorgestellt. Zudem werden Vorträge gehalten.Extra: DAS PROGRAMM DER MESSE


Die Veranstaltung "Netzhauterkrankungen - Diagnosen, die vieles verändern" beginnt am Samstag, 14. Oktober, um 11 Uhr mit einer Hilfsmittelausstellung im Bürgersaal Uersfeld. Um 15 Uhr hält der Trierer Augenarzt Johannes Luttke einen Vortrag über AMD. Um 16 Uhr spricht der Augenoptikermeister Achim Dimanski (Kelberg) über seinen Beruf als Gesundheitshandwerker und darüber, "was machbar ist". Von den Möglichkeiten der gesetzlichen Vertretung und von vorsorgenden Willensbekundungen handelt um 16.45 Uhr der Vortrag von Gudrun Werner vom Verein Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) Daun. Über Voraussetzungen, Antragstellung und Merkzeichen der Schwerbehinderung referiert um 17.30 Uhr Katharina Theis vom Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz. Während des Veranstaltungstages werden Kuchen, Kaffee und Erfrischungsgetränke angeboten; der Erlös kommt dem Uersfelder Kindergarten zu Gute. Kontakt und Info: Roswitha Karst, Uersfeld, Telefon 02657/616 oder unter www.pro-retina.de/trier .Extra: FORMEN VON NETZHAUTERKRANKUNGEN


Die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Form der Netzhauterkrankung des Auges. Die Bezeichnung "altersbedingt" weist auf das Lebensalter als größten Risikofaktor - neben Rauchen und genetischer Belastung - hin. Während das Voranschreiten der trockenen Form langsam und schleichend erfolgt, führt die feuchte Form schnell zu Leseblindheit. Die Schädigung der Makula kann zur Abnahme der Sehschärfe und damit der Lesefähigkeit, des Kontrastempfindens, der Anpassungsfähigkeit an veränderte Lichtverhältnisse sowie zur Erhöhung der Blendungsempfindlichkeit und zu zentralen Gesichtsfeldausfällen führen.

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