Wenn Franzosen ukrainische Suppe löffeln

GEROLSTEIN. Das Gerolsteiner Land wird von Jahr zu Jahr beliebter bei den Teilnehmern des internationalen Workcamps. Bei der vierten Auflage sind 19 Jugendliche und zwei Betreuerinnen aus elf Nationen mit fünf ehrenamtlichen Projekten drei Wochen lang beschäftigt. Die jungen Leute loben die tolle Betreuung und perfekte Organisation.

"Ich bin nett überrascht. Es gibt keine Probleme mit Alkohol oder damit, dass einer der Teilnehmer faul ist. Wir sind sehr rasch ein gutes Team geworden," meint Renata aus Prag nach gut einer Woche. Die 22-jährige Tschechin studiert internationales Handelswesen und hat Deutschland als Ziel gewählt, weil sie ihre Sprachkenntnisse verbessern möchte. Zur Ideologie des internationalen Workcamps gehört, dass die Jugendlichen ehrenamtliche Projekte erledigen. Renata gehört zur vierköpfigen Riege, die mit Hilfe von drei Forstwirten einen Aussichtsturm "Auf Schocken" baut. Förster Ewald Michels erklärt: "Dieser eingeschlafene Ausblick auf Gerolstein sollte wieder aufgepeppt werden, damit diese wunderschöne Perspektive wieder zugänglich ist." Tatsächlich entsteht "auf Schocken" (Berg hinter dem Stausee) eine Plattform mit perfektem Panoramablick ins Kylltal und das Dolomitenmassiv. Das helle Eichenholz-Bauwerk sticht aus dem grünen Waldbestand heraus und ist auch von der Lindenstraße aus zu erkennen. Früher gab es schon mal einen Aussichtsturm auf Schocken, der aber marode war und abgerissen wurde. Mit 6000 Euro beteiligt sich die Gerolsteiner Jagdgenossenschaft am Bau des neuen Turmes, etwa 100 Meter vom ehemaligen Standort entfernt. Förster Peter Horsch betreut das Projekt an den Rother Eishöhlen. Er sagt: "Im vorigen Jahr haben wir mit den Jugendlichen die Mühlsteinhöhlen wieder begehbar gemacht und dieses Jahr sind die Eishöhlen dran. Da kommen immerhin über 1500 Besucher pro Jahr hin." Die Workcamper schaufeln eingeschwemmte Erde aus den Höhlen. Doch nicht nur in der Brunnenstadt stehen Projekte an. Unter Anleitung von Michael Zander wird die Beschilderung in der Gemeinde Birresborn erneuert. Ein anderer Trupp ist in der Regionalen Schule mit Malerarbeiten und am naturnahen Spielplatz beschäftigt. Hausmeister Freddy Körstgen begleitet die Schulprojekte und sorgt für die Unterkunft der 19 Jugendlichen, die in der Schule untergebracht sind. Karina (21) aus Polen ist eine der zwei Betreuerinnen. Die Studentin für Finanzwesen in Warschau sagt: "Es ist echt gut. Alle respektieren die Regeln, und wir haben viel Spaß." Renata berichtet lachend über die täglich wechselnden Küchendienste: "Da bringt jeder Nationalgerichte auf den Tisch. Igor hat eine ukrainische Suppe gekocht und der Franzose Kevin gefüllte Paprika und Zucchini." Die 22-jährige Tschechin ist fasziniert vom japanischen Teilnehmer, "weil der so ein stiller Clown ist". Die 17-jährige Französin Thais ist aus anderen Gründen eher ruhig. Sie unterhält sich ausschließlich in ihrer Landessprache, obwohl auf dem Stundenplan ihres Gymnasiums auch Englisch steht. Sie sagt: "Es gefällt mir trotzdem gut, weil der Zusammenhalt klasse ist." Sie nimmt am Workcamp teil, "weil sie schnell viele Leute kennenlernen wollte". Filip (19), Gymnasiast in Prag, beherrscht die deutsche Sprache recht gut.Vergleiche zwischen Wales und Gerolstein

Er ist zum dritten Mal bei einem internationalen Workcamp dabei und zieht Vergleiche zwischen Wales und Gerolstein: "Hier wird sich sehr gut um uns gekümmert und wir bekommen viele Tipps, was wir in der Freizeit machen können." Alle Workcamp-Teilnehmer haben Freikarten für Freibad. Außerdem haben sie gemeinsam mit den Organisatoren eine Erkundungsfahrt der näheren Umgebung (Maare, Wildpark Daun, Vulkano-Plattform und Betriebsbesichtigung Gerolsteiner Brunnen) unternommen. Filip sagt: "Ich habe schon über 200 Fotos geschossen. Die Quellen und die Felsformationen faszinieren mich am meisten". Er ist sich sicher, das dreiwöchige Camp in Gerolstein in guter Erinnerung zu behalten. Förster Michels bringt es auf den Punkt: "Es ist wichtig für die Teilnehmer, aber auch für die Bürger im Gerolsteiner Land, dass alle spüren: Hier wurden positive Dinge, erledigte Projekte wie Eindrücke, hinterlassen."

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