Wenn Halunken innere Einkehr haben
Hillesheim/Schweich/Burgen · Das Sinfonische Blasorchester (SBO) Vulkaneifel, das Frauenensemble St. Martin (Schweich) und der Krimiautor Ralf Kramp (Hillesheim) haben bei zwei Familienkonzerten mit dem Titel "Ein Halunken-Weihnachtsfest" in Schweich und in Hillesheim mehr als 800 Menschen allen Alters begeistert und dabei knapp 4800 Euro Spenden zu Gunsten von "Annas Verein" (Burgen) gesammelt. Die künstlerische Leitung hatte Stefan Kollmann.
Hillesheim/Schweich/Burgen. Was soll man mehr loben? Das makellose Zusammenwirken des Dirigenten Stefan Kollmann (Schweich) mit den 50 Aktiven des SBO, den 15 Mitgliedern des Schweicher Frauenensembles und dem Erzähler Ralf Kramp? Oder die bemerkenswerten musikalischen Leistungen des kleinen Chores und der Dutzende Menschen an der Harfe, den Flöten, den Posaunen und Trompeten und wie die Instrumente alle heißen? Etwa, dass niemand so gut wie Ralf Kramp die Geschichte von der Wandlung des fiesen, ungehobelten Spitzbubs H. Lunke (gesprochen Halunke) zum weihnachtlichen Wohltäter erzählen kann? Oder die Atmosphäre in den beiden, in farbiges Licht und Sternenhimmel getauchten St. Martin-Pfarrkirchen?
Wie man es auch dreht und wendet: Das "Halunken-Weihnachtsfest" war eine überaus geglückte Symbiose aus Wort und Ton. Da wurde eine gleichermaßen humorvolle und nachdenkliche Kriminal-Kurzgeschichte über einen 24. Dezember mit Instrumental- und Vokalmusik lebendig gemacht. Da gingen Erzählung und Musik nahtlos ineinander über, ohne sich ins Wort zu fallen oder Klänge zu übertönen. In besonders berührende Textstellen perlten Harfenklänge hinein. In Ralf Kramps Worte "Es begann zu schneien" flossen die ersten Töne von "Leise rieselt der Schnee". Das sei Amateurkunst, brachte Dirigent Stefan Kollmann es im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund auf den Punkt. Das sei grandios, das sei lustig und leicht und mit Tiefgang in einem, meinte Pfarrer Andreas Paul (Hillesheim)- "und besonders schön ist die innere Umkehr des Halunken", sagte er.
Doch nicht genug, dass etwa 400 Menschen allen Alters in Schweich und um die 430 in Hillesheim in den Genuss dieses Familienkonzerts kamen, lachten und weinten und minutenlang stehend Beifall spendeten. "Es ist uns eine Herzensangelegenheit, den Verein Von Betroffenen für Betroffene' und sein Projekt Papillon' zu unterstützen", erklärte der SBO-Vorsitzende Christian Hilgers.
Denn von den knapp 4800 Euro, die die Besucher der beiden Konzerte spendeten, profitieren nun Einrichtungen zur Behandlung chronisch und krebskranker Kinder sowie zur Betreuung von Kindern krebskranker Eltern. Der Verein war 2001 auf Initiative von Anna Becker (Burgen) entstanden; zwei Jahre später war die 17-Jährige an Krebs gestorben. Ihre Eltern Hermann und Heidelinde Becker führen seither den Verein im Sinne ihrer Tochter fort. In wenigen Tagen würde Anna 31 Jahre alt, sagte Hermann Becker, der gemeinsam mit seiner Frau und Annas bester Freundin Andrea Westermann an beiden Konzerten teilnahm. Und er sagte in seiner Ansprache: "Sie glauben gar nicht, wie glücklich ich bin, hier stehen zu dürfen." bb