Wenn Kinder trauern

Prüm · Thema eines Treffens von Menschen aus dem Landkreis Vulkaneifel, die beruflich oder ehrenamtlich mit Sterben, Tod und Trauer zu tun haben, waren die Wege und Möglichkeiten, mit trauernden Kindern umzugehen.

Prüm. "Kann man im Himmel Schokolade kaufen?", fragt ein Fünfjähriger nach dem Tod seiner Mutter deren Freundin. "Bestimmt", gibt er sich selbst zur Antwort, "denn Mama isst gerne Schokolade." Eine Zwölfjährige, die unter dem unmittelbaren Eindruck der Nachricht vom Unfalltod ihres Vaters steht, wünscht sich, dass ihr älterer Bruder noch nicht so bald nach Hause kommt und es dann auch erfährt. "Er soll es noch ein bisschen gut haben", meint das Mädchen.
Doris Ring von der Notfallnachsorge des Deutschen Roten Kreuzes erzählt Episoden wie diese beim Treffen zum Thema "Arbeit mit trauernden Kindern" im Pfarrheim Gerolstein.
Die gelernte Erzieherin bringt ihre ehrenamtliche Aufgabe so auf den Punkt: "Wenn wir zum Einsatz kommen, ist die Welt in der Familie gerade zusammengebrochen, oder wir bringen sie mit der Todesnachricht zum Einstürzen."
Kinder zu Beerdigung mitnehmen


Mit Blick auf betroffene Kinder sagt sie: "Wir lassen sie weinen und sind ganz ehrlich zu ihnen." Sie empfiehlt, Kinder mit zur Verabschiedung oder zur Beerdigung zu nehmen, und sie betont, dass Eltern, die den Mut haben, sich dem Thema Trauer zu stellen, ihre Kinder stark machen.
Zunächst hatte der Pastoralreferent Josef Langenfeld als Moderator die Teilnehmer nach ihren eigenen Erfahrungen mit Sterben und Tod befragt und nach den Schwierigkeiten, mit Kindern darüber zu sprechen. Eltern neigten dazu, ihre Kinder schützen und schonen zu wollen, lautete eine Erfahrung.
"Es ist deshalb so schwer, mit Kindern über den Tod zu sprechen, weil die Erwachsenen selbst befangen sind", erklärte Langenfeld. Die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Agathe Adrian von der Lebensberatungsstelle Gerolstein skizzierte das kindliche Erleben von Tod und Trauer in den verschiedenen Entwicklungsphasen.
So stellten sich Drei- bis Sechsjährige Tote als "verreist" oder "eingeschlafen" vor, und sie spielten den Tod. Sechs- bis Zehnjährige hätten vor allem Angst, dass die eigene Mutter sterben könnte. Sie interessierten sich besonders für die Details des Sterbens. Der Tod erschüttere sie massiv. Den über Zehnjährigen werde zusehends bewusst, dass alle Menschen - auch sie selbst - irgendwann sterben müssen.
Die Hospiz- und Trauerbegleiterin Anja Ruff vom Caritasverband Westeifel lässt trauernde Kinder Briefe schreiben und Erinnerungskartons gestalten. Und sie liest ihnen Trostgeschichten wie "Leb wohl, lieber Dachs" oder "Wo die Toten zu Hause sind" vor.
"Ich danke Ihnen, dass sie das so wunderbar gemacht haben", sagte eine Teilnehmerin am Ende. Und: "Ich bin nicht aufgewühlt, sondern gestärkt."
Die Organisatoren und Referentinnen seien "behutsam und wohlwollend" mit dem Thema umgegangen, meinte ein Teilnehmer. bbExtra

Die Idee zu dem Netzwerktreffen entstand bei der Präsentation der Broschüre "Abschied und Trauer" im März 2011 (der Trierische Volksfreund berichtete). Der Caritasverband Westeifel hatte die Arbeitshilfe gemeinsam mit Kooperationspartnern für Menschen, die von Sterben, Tod und Trauer betroffen sind oder Betroffene begleiten, erstellt. Das 25-seitige Heft umfasst Beratungs-, Bildungs- und Begleitungsangebote. Die Broschüre ist kostenlos bei den Dienststellen des Caritasverbandes Westeifel, bei der Prümer Fachstelle der Katholischen Erwachsenenbildung und bei allen Pfarrämtern des Landkreises Vulkaneifel und des Eifelkreises Bitburg-Prüm erhältlich. bb

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