Wenn Pflanztröge zu Sitzplätzen werden

HILLESHEIM. Mehrere Tausend Besucher kamen zur zweiten Hillesheimer Meile. Das Rahmenprogramm mit mehr als 100 Veranstaltungspunkten sorgte für vergnügliche Stunden im Zentrum des Marktorts. Gäste, Geschäftsleute und Veranstalter ziehen zufrieden Bilanz.

"Ich hab nicht nachgemessen, ob es wirklich ein Meile ist. Aber der Begriff wurde ja auch von Flaniermeile abgeleitet", erklärt Manfred Schmitz, Vorsitzender des Gewerbevereins. Die Hillesheimer Meile habe sich als Image-Träger schon im zweiten Anlauf etabliert. Schmitz ist begeistert davon, wie "kreativ viele Firmen sich gezeigt haben". Im Stadtkern, zwischen Augustiner- und Graf-Mirbach-Platz, war zeitweise kein Durchkommen mehr möglich. Das Ambiente stimmte und erinnerte an das Flair vieler Urlaubsorte am Mittelmeer. "Spielleut’" präsentieren ihr neues Stück

Kurzerhand war auf der Straße eine Modenschau, Künstler traten auf und die Läden hatten geöffnet. Martha und Alfred Scheuls aus Leudersdorf: "Ob für Jung oder Alt. Es ist für jeden etwas dabei." Lisa Adams aus Hinterweiler lässt sich vom litauischen Holzschnitzer das Werkzeug in die Hand drücken. Sie schnitzt ein Gesicht in eine Eichenholz-Scheibe. Lachend legt sie das Werkzeug weg: "Das hat sich echt gut angefühlt." Auch Drehorgelspieler und Bänkelsänger ziehen Musikfreunde in den Bann. Maria Portner aus Koosbüsch steht mit zwei Freundinnen und ihrem Ehemann vor den Bänkelsängern Klara Engels und Guido Kaltenbach, die aus dem Bergischen Land angereist sind. Portner greift wie viele andere Zaungäste zum Liedheft und singt kräftig mit. Ebenso Agnes Harings aus Mirbach: "Die sind einfach klasse. Ich habe hier in Hillesheim heute einige schöne, kurzweilige Stunden verbracht." Kinder kommen vor allem auf dem Graf-Mirbach-Platz auf ihre Kosten. "Ich hab’s bis zur Bohrmaschine geschafft", sagt Lukas Herl. Der Zwölfjährige hat kräftig auf dem Ergometer gestrampelt, um zu schauen, wie viel Strom er mit Muskelkraft erzeugen kann. Gemeinsam mit Freund Dominique Jaax sagt er: "Die Hillesheimer Meile ist echt cool." Auf der Bühne auf dem Augustinerplatz zeigen Tanz- und Musikgruppen ihr Können. Als die "Spielleut’ zu Hillesheim" zur Uraufführung des neuen Stücks "Tant Bäbchen hat Geburtstag" aufrufen, ist kein freier Sitzplatz mehr zu ergattern. Jedes freie Fleckchen, auch auf Pflanztrögen oder auf der Brunneneinfassung, wird besetzt. Einheimische quittieren etliche Textpassagen mit Gelächter. Elf Geschäfte, die es in den 20er Jahren in Hillesheim gab, werden genannt. Ebenso wird daran erinnert, dass ein beliebter Treffpunkt die "Kühhol" (heute Norma) gewesen sei. Monika Michels aus Lissendorf sagt: "Das Stück war sehr gut. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es selbst geschrieben und initiiert ist." Sie bedauert nur, dass die Tontechnik nicht optimal geklappt hat. Dafür funktionierte die Technik am Samstagabend in der Markthalle reibungslos. Mehr als 1000 Besucher kamen zur SWR 3 Dance Night. "Das wurde zufällig unsere Auftaktveranstaltung zur Meile, weil der Veranstalter genau diesen Termin wollte. So haben wir uns gegenseitig bei der Werbung unterstützt, und alle haben davon profitiert", sagt Schmitz. Auch wenn der Kassensturz in den Geschäften nach der Hillesheimer Meile eher dem eines normalen Geschäftstags statt dem eines verkaufsoffenen Sonntags gleicht, sind die Chefs zufrieden. Annemarie Schlösser vom Kinderparadies: "Es spielt sich eben mehr draußen ab, aber als Werbung ist die Meile super." Irene Kloep vom Spielwarengeschäft meldet "viel Betrieb und einen Run auf die Aktionen". Monika Brümmer, Chefin der Buchhandlung "Lesezeichen", sagt: "Schon als ich um 11 Uhr das Licht im Laden anmachte, kamen Leute." Auch die Geschäfte außerhalb der Meile wurden frequentiert. Günter Nohn vom gleichnamigen Schuhgeschäft: "Die Leute sind auf dem Hin- oder Rückweg zum Parkplatz mal eben rein gekommen." Günter Runge, Radio- und Fernsehtechnik: "Wir hatten viel Betrieb. Die Kunden hatten Zeit und Lust auf Beratungsgespräche." Einige auswärtige Firmen hatten Infostände auf der Hillesheimer Meile aufgebaut. Etwa Haustechnik Schmitz aus Bolsdorf. Alois Schmitz: "Sagenhaft von woher die Leute kamen, um zu fragen, wie sie mit alternativen Heiztechniken Geld sparen können." Gegeizt wird dagegen nicht bei den Planungen für die nächste Hillesheimer Meile. Schmitz verspricht: "Die findet garantiert in zwei Jahren statt." Hoffentlich so reibungslos wie die jüngste. Die Polizei meldete: "Es ist nichts passiert."

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