Wie das Amt Kelberg seinen Erhalt sicherte

Bei Karl Häfners Amtsantritt als Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Kelberg im Jahr 1984 hatten sich die Wogen um die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1970 längst geglättet.

Kelberg. Nun - in Zeiten seiner Kandidatur zur Urwahl am 29. November - stehen die Zeichen erneut auf Veränderung. Der Trierische Volksfreund sprach darüber mit Heinrich Braun (Kelberg) und Josef Klötsch (Katzwinkel) als Zeitzeugen der Reform vor vier Jahrzehnten.

"Meine Hauptmotivation, bei den Kommunalwahlen 2009 noch einmal für den VG-Rat zu kandidieren, war, meine Erfahrungen von damals mit einzubringen", erklärt Heinrich Braun, pensionierter Werkleiter der VG Kelberg und CDU-Kommunalpolitiker seit 1971, im TV-Gespräch.

Heinrich Braun (72) war, als das Amt Kelberg Ende der 60er Jahre auf der Kippe stand (siehe Hintergrund), Vorsitzender der Jungen Union (JU) Kelberg und Vorstandsmitglied der JU des Landkreises Mayen, zu dem Kelberg und 31 umliegende Dörfer seinerzeit gehörten. "Von September 1969 bis Mitte 1970 habe ich als JU-Vertreter an mehreren Sitzungen eines kommunalpolitischen Arbeitskreises teilgenommen, der sich mit der Neugliederung befasste", erinnert sich Braun.

Er hat das Wort von der "nicht lebensfähigen VG Kelberg" noch im Ohr, und er entnimmt einem Aktenordner aus jener Zeit eine Resolution. "Darin geht es um eines der wichtigsten Kriterien, das schließlich zum Erhalt der VG führte", sagt Braun und erklärt: "Zur Stärkung der Sitzgemeinde Kelberg vereinigten sich die damals noch selbstständigen Dörfer Hünerbach, Köttelbach, Rothenbach und Zermüllen freiwillig mit Kelberg."

Helmut Kohl persönlich stellte die Pläne vor



Nur vom Hörensagen kennt Braun die "sagenhafte Versammlung" im Mayener Hotel Sterngarten, die als "Nacht der langen Messer" in die Annalen eingegangen sei und bei der der damalige Ministerpräsident Helmut Kohl persönlich die Pläne der Landesregierung vorgestellt habe.

Diesen Plänen hätten die Kommunalpolitiker des Amts Kelberg umgehend den Kampf angesagt, allen voran Bürgermeister Hans Baulig und sein erster Beigeordneter Peter Sicken, erzählt Braun. Baulig habe zur Sicherung und Vergrößerung der Verwaltungseinheit Kelberg seine Fühler nach allen Seiten ausgestreckt und sich damit den Beinamen "Raubritter der Eifel" eingehandelt.

Als aber absehbar geworden sei, dass der alte Kreis Mayen aufgelöst werde, habe der Bürgermeister die Eingliederung in den Kreis Daun beantragt - was dann auch als Landesgesetz im Juni 1970 beschlossen und bei der Kommunalwahl im November vollzogen worden sei. "Hier war nicht so viel Wallung", erklärt Josef Klötsch dem TV. Der heute 76-Jährige war von 1969 bis 2004 Ortsbürgermeister von Katzwinkel, das bis zu der Verwaltungsreform von 1970 dem Amt Daun angehörte.

"Wir waren mit den Daunern gut zurechtgekommen, und wir sind mit den Kelbergern bestens zufrieden", erinnert sich Klötsch. Was er allerdings bis heute bedaure, sei das Auseinanderbrechen der Einheit aus den Nachbardörfern Katzwinkel, Gefell und Hörschhausen. "Wir bildeten bis dahin einen Schulverband und auch darüber hinaus eine gute Einheit", erzählt Josef Klötsch.

Weil aber Katzwinkel und Hörschhausen zu Kelberg kamen und Gefell bei Daun blieb, seien die früheren Gemeinsamkeiten nach und nach verloren gegangen.

Mit Blick auf die jetzt geplante Gebietsreform sagt er: "Die Politiker sollten bei ihren Entscheidungen die Bürgernähe und nicht die Kosten an die erste Stelle rücken. Sonst wird das nichts!"

HintergrundDie Verwaltungsreform von 1970 in Kürze: Nach der Auflösung des Kreises Adenau 1932 war das 32 Gemeinden umfassende Amt Kelberg dem Kreis Mayen zugeordnet worden. Die Auflösungsbestrebungen im Zuge der Neugliederung von 1970 wurden mit der zu geringen Einwohnerzahl des Amtes (etwa 6000) und des Amtssitzes Kelberg (etwa 700) begründet. Das Amt Kelberg sollte auf drei Verbandsgemeinden (Daun, Ulmen, Adenau), drei Kreise (Daun, Cochem, Ahrweiler) und zwei Regierungsbezirke (Trier, Koblenz) aufgeteilt werden. Der erste Schritt zum Erhalt war die Vereinigung Kelbergs mit Hünerbach, Köttelbach, Rothenbach und Zermüllen, der nächste war die Vergrößerung der neuen VG um die Gemeinden Boxberg, Beinhausen, Neichen, Katzwinkel, Hörschhausen und Brück; letztere legte dagegen Widerspruch ein und wurde 1971 in die VG Daun eingegliedert. (bb)

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