Wie das Geschäft mit dem Sprudel Wellen schlug

Bereits im 17. Jahrhundert lobten Schriftsteller das heilende Wasser der Lindenquelle. Jahrzehnte später wurde es bereits bis nach Aachen geliefert.

 Lediglich der Quellpavillon ist vom Birresborner Mineralbrunnen noch übrig. TV-Foto: Alois Mayer

Lediglich der Quellpavillon ist vom Birresborner Mineralbrunnen noch übrig. TV-Foto: Alois Mayer

Gerolstein. Gleich, ob man entlang der Kyll den Fahrradweg Gerolstein-Birresborn strampelt, den Geo-Pfad abgeht oder im Auto sitzend die Landesstraße 24 befährt, auffallen wird dem Betrachter stets ein roter Pavillon, der zum Rasten einlädt. "Lindenquelle" steht über dem Eingang. Wenige Treppenstufen führen hinab in das Rund. Und dann sprudelt auf einmal kristallklares, kohlensäurehaltiges Wasser aus einem Rohr und schmeckt den Durstigen.

Sicher, bereits die Römer wussten das Geschenk der Natur zu nutzen, das aus Hunderten von Quellen in der Eifel ans Tageslicht tritt. Voller Dankbarkeit opferten sie den Quellgöttern manche Münze, die wir heute in Museen betrachten können. Aber sicherlich wussten sie dereinst noch nicht, dass diese Mineralquellen vulkanischen Ursprungs sind, zu den größten Schätzen der Eifel zählen und ihr sogar den Namen "Vulkaneifel" verliehen.

In Birresborn entstand schließlich die älteste Mineralbrunnenanlage des Landkreises. Der Ort hieß 721 "Birgis-burias": "Guter Brunnen". Bereits im 17. Jahrhundert erwähnen Schriftsteller lobend die "Lindenquelle", deren Wasser bei Krankheiten der Leber, Milz und Blase heilend wirke. 1726 wurde damit begonnen, das heilende "Birresborner-Sauer-Wasser" der Lindenquelle nach Trier, Luxemburg, Aachen und in andere Städte zu versenden. Um die Quelle vor Verunreinigungen zu schützen, ließ sie Georg Graf von Schönborn, Kurfürst in Trier, 1748 mit Eichenbrettern und Steinmauer einfassen.

Nun wurde es möglich, die Quelle industriell zu nutzen. Reger Handel setzte ein, der manche Münze in die Kasse des Trier er Kurfürsten einbrachte. Als dann aber die Franzosen in die Eifel einfielen, wurde auch die Lindenquelle enteignet und danach mehrmals an privat verpachtet.

Lange bevor Glasflaschen zum Einsatz kamen, wurde das Sprudelwasser in Ton- und Steinkrüge abgefüllt und mit einem Korken versehen. Um diesen wickelte man noch einen Draht, damit der Korken nicht aus dem Krug flog und die Kohlensäure verloren ging. Denn beim Transport mit Pferdefuhrwerken in weit entlegene Orte um Trier, an der Mosel und nach Frankreich ging es bei den damaligen schlechten Wege- und Straßenverhältnissen sehr holprig zu. Um 1825 wurden jährlich bereits 40 000 mit Mineralwasser gefüllte Krüge des Birresborner Brunnens abgesetzt.

Ein großer Förderer der Lindenquelle war der damalige Prümer Landrat Georg Bärsch. Zusammen mit dem Kreisphysikus aus Daun und einem Hillesheimer Apotheker wollten sie am Quellort Kuranlagen errichten. Da es "Heilwasser" war, sollte der Sprudel nur in Apotheken verkauft werden. Der Plan zerschlug sich allerdings, da es zu großen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Staat und den Pächtern kam.

Mit dem Pächter Heinrich Löhr aus Düsseldorf erlebte die Lindenquelle ab 1875 einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die seit 1871 bestehende Eisenbahnlinie Köln-Trier brachte schnell und preiswert das Sprudelwasser überall hin. Chemische Analysen bewiesen den hohen Mineraliengehalt des Wassers, das 1908 als gemeinnützig und 1914 als Heilquelle staatlich anerkannt wurde. Die Fachliteratur lobt die Heilerfolge der Lindenquelle gegen Krankheiten wie Übersäuerung des Magens, Nieren- und Blasenleiden.Der "Birresborner Mineralbrunnen" und damit der erste Sprudelbetrieb war entstanden und bot vielen Arbeit. Von Düsseldorf aus verwaltet, wurde er 1913 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Von da an kamen auch Glasflaschen zum Einsatz. Ein eigener Bahnanschluss entstand, dessen Schienen noch zu sehen sind. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kaufte die Linzer Basalt AG die Quelle auf. Die Produktionspalette wurde um Limonaden und andere Erfrischungsgetränke erweitert.

Die 1970er Jahre jedoch bedeuteten das Ende dieses Sprudelbetriebes. 1982 wurden die leerstehenden Betriebsgebäude abgerissen. Nur der Quellpavillon blieb bestehen. 1824 war er im spätklassizistischen Stil erbaut worden. Im Volksmund wird er "Quelltempel" genannt und ist in seiner Art einmalig für den Regierungsbezirk Trier. Mehrmals restauriert, zuletzt 2009, steht er heute unter Denkmalschutz. Das ganze Jahr über können Besucher dort kostenlos Mineralwasser trinken.

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