Wie das Wetter vom Dach der Grundschule kommt

GILLENFELD. (bb) Was man mit 2500 Euro alles machen kann: Die Wetterstation auf dem Dach der Grund- und Regionalen Schule Gillenfeld lockt mit "Autoscheiben-Kratzprognose" und Agrarwetter auf die Internetseiten www.vulkaneifelwetter.de und www.eifelwetter.info, wo die Messdaten präsentiert werden.

 Aktuelle Daten aus Gillenfeld bietet die Homepage der Wetter-Station im Internet unter www.vulkaneifelwetter.de.Foto: Stephan Sartoris

Aktuelle Daten aus Gillenfeld bietet die Homepage der Wetter-Station im Internet unter www.vulkaneifelwetter.de.Foto: Stephan Sartoris

Angefangen hat alles mit der Vereins-Auflösung des Computer-Clubs Eifel im Jahr 2003. Mehr als 2000 Euro Restvermögen hatte der Verein in seiner Kasse, und auch eine Idee, was damit anzufangen wäre. Eine Wettermess-Station für Gillenfeld war die Mission. "Viele Menschen sollten etwas davon haben und langfristig Nutzen daraus ziehen", erklärt Hermann Mertes, EDV-Systemverwalter der Verbandsgemeinde Daun, die Motivation des Computer-Clubs Eifel, sein Restvermögen in eine professionelle Wettermess-Ausstattung zu investieren. Mertes hatte den Computer-Club 1989 gegründet und war auch für die Vereinsauflösung zuständig. Für 2500 Euro wurden eine Wetterstation mit Messtechnik und Blitzortungssystem, Auswerte- und Analyse-Software sowie ein Serversystem angeschafft. Gemeinsam mit ehemaligen Computer-Club-Mitgliedern, einigen Regionalschülern und dem Schulhausmeister Frank Schäfer baute Mertes die Anlage auf dem Dach der Grund- und Regionalen Schule Gillenfeld auf. Bei der Justierung der Messtechnik half ein Diplom-Meteorologe der Bundeswehr. Es waren meterweise Kabel zu verlegen und eine Webcam einzubinden. Mehrere Firmen unterstützten als Sponsoren das Projekt und ermöglichten die zeitnahe Installation der Internetadressen www.vulkaneifelwetter.de und www.eifelwetter.info. Seither fließen im Fünf-Minuten-Rhythmus massenweise Daten von der Messstation ins Internet, alle Viertelstunde werden die Daten mit der Flugplatz-Wettermessstation Büchel abgeglichen, alle halbe Stunde werden aufbereitete Messgrafiken und Infotexte gesendet, im gleichen Abstand werden die Gillenfelder Daten an eine weltweite Wetterdatenbank übermittelt.Gewinn für Gemeinde, Tourismus und Schule

Zu jeder vollen Stunde wird ein aktuelles Foto auf die Internetseiten gestellt. Die Messungen der Niederschlagsradare Bonn und Karlsruhe sind ebenso dargestellt wie die der nationalen und internationalen Erdbebenmessdienste. "Die Anlage läuft vollautomatisch", erklärt Hermann Mertes, der nach wie vor die Verbindungsleitungen regelmäßig kontrolliert. Der Computerfreak und Hobbymeteorologe sprüht vor Begeisterung, wenn er von dem Link "Autoscheiben-Kratzprognose" erzählt und auf das "Agrarwetter" und die "Fünf-Tage-Vorhersage" hinweist. Höhepunkt der Mess-Station war für ihn beispielsweise der August-Abend als in Mehren ein Tornado wütete und Mertes die Unwetterfront als "Echtzeit-Darstellung" am Monitor der Wetterstation beobachtete. "Das ist eine ganz tolle Sache", sagt auch der Gillenfelder Hobby-Meteorologe Georg Wiese. Aktualität und Genauigkeit der Messdaten seien sehr hoch. "Dass unser Dorf so etwas aufzuweisen hat, haben wir dem Engagement von Hermann Mertes zu verdanken", betont Wiese. Er schlägt vor, die Anlage interessierten Bürgern in einer öffentlichen Veranstaltung vorzustellen. Auch Ortsbürgermeisterin Heike Hermes lobt die "hervorragende Betreuung" der Wetterstation durch Hermann Mertes. Sie sieht in der Station einen Gewinn für Gemeinde, Tourismus und Schule - und das ganz ohne Kosten für Gillenfeld. "Wir sind stolz auf diese Anlage", erklärt Richard Neugebauer, Rektor der Grund- und Regionalen Schule. Die Wetterstation werde in den Erdkunde- und Physikunterricht eingebaut und sei Thema an einem Projekttag gewesen. Vor Freiluftveranstaltungen befrage er die Internetseite ("Wir sind bisher noch nicht enttäuscht worden."), und in jedem Elternschreiben weise er auf das Projekt hin.

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