Aktuelle Prognose: Sommer-Temperaturen und dann Blutregen? So wird das Wetter an Ostern
EILMELDUNG
Aktuelle Prognose: Sommer-Temperaturen und dann Blutregen? So wird das Wetter an Ostern

Wie es nach dem Brotfabrik-Schock weitergeht

Daun · 90 Menschen standen nach dem Aus für die Dauner Brotfabrik vor der Tür. Die Arbeitsagentur hilft ihnen, einen neuen Job zu finden. Bei neun Beschäftigten ist das inzwischen gelungen. Derweil haben sich vage Hoffnungen auf einen neuen Investor wohl endgültig zerschlagen.

Daun. Die Träume von Markus Hoffmann, dem ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden der Dauner Brotfabrik, platzten endgültig, als er im Internet eine Seite mit dem Aufruf zu einer Auktion fand. Diese steigt am 31. März - es sollen Teigkneter, Backöfen und Brotschneider versteigert werden. Die Maschinen, an denen die Mitarbeiter der Großbäckerei bis Ende Januar Millionen von Berlinern hergestellt hatten. Dann schloss das Unternehmen - 90 Menschen standen vor der Tür. Ein neuer Investor fand sich nicht. Seit Ende Februar ist auch Hoffmann seinen Job los - und grübelt, wie es weitergeht.
Wo sich die Mitarbeiter von der Firma im Stich gelassen fühlen, da kümmert sich die Arbeitsagentur Bitburg-Gerolstein.
Geschäftsführer Robert Gilles macht Mut: "Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die überwiegende Zahl der ehemaligen Mitarbeiter relativ schnell wieder in Beschäftigung sein wird." 62 Menschen haben sich arbeitslos gemeldet. Doch es gibt Probleme: Mehr als die Hälfte der ehemaligen Mitarbeiter ist über 50 Jahre alt, in Daun und Umgebung verwurzelt, die meisten sind ohne Berufsausbildung und manche gar ohne Auto.
Wie die Arbeitsagentur hilft: Sie bietet Fortbildungen an, unterstützt bei Bewerbungen, schreibt gezielt Firmen in der Region an und verschickt die Unterlagen. Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt. "Neun Menschen haben bislang wieder eine Stelle gefunden - fünf davon bei einem größeren Betrieb in Daun." In mehreren Firmen laufen außerdem Auswahlverfahren.
Und nicht nur die Arbeitsagentur hilft. Auch die lokalen Banken nehmen sich der Sorgen von betroffenen Kunden an, von denen viele Kredite für ihre Häuser abbezahlen müssen. Elmar Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank RheinAhrEifel, sagt: "Bei uns läuft das nicht wie bei einer Internetbank, bei der sich jemand arbeitslos meldet und sofort Post vom Anwalt bekommt. Wir sehen uns als Partner unserer Kunden und suchen nach gemeinsamen Lösungen."
Hilfe bei Bewerbungen


In die gleiche Kerbe schlägt Dietmar Pitzen, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Vulkaneifel: "Wir klappen den Schirm nicht zu, wenn es mal regnet." Sein Kollege Helmut Sicken konkretisiert: "Sofort nach der Insolvenzmeldung haben wir unsere Berater angewiesen, mit den betroffenen Kunden Kontakt aufzunehmen, um gemeinsam nach verträglichen Lösungen zu suchen. Die Leute sollen ihre Häuser behalten. Die Palette reicht vom deutlich verringerten Schuldendienst bis hin zur Zahlungsaussetzung, bis der Kunde wieder in Lohn und Brot ist."
Hoffmann geht aber davon aus, dass er und seine Ex-Kollegen künftig mit Gehaltseinbußen rechnen müssen. Einige arbeiteten gar in ganz neuen Jobs - bei Kunststoffspezialisten, im Krankenhaus oder bei Getränkefirmen. Hoffmann sagt, er müsse das Aus des Betriebes erst einmal sacken lassen, bei dem er 23 Jahre tätig war. Und wo in wenigen Tagen auch die Maschinen verschwinden werden.Extra

Die Ära der Dauner Brotfabrik fand im Februar ein trauriges Ende - und zwar mit dem Aus für das Mutterhaus Stauffenberg in Gelsenkirchen. Bis zu einer halben Million Berliner haben die Mitarbeiter an ihren besten Tagen in der Vulkaneifel gebacken. Damit waren sie in Deutschland der größte Lieferant der Leckerei. Bester Abnehmer war immer Aldi. Doch der Discounter kündigte die Lieferverträge wegen eines Betrugsskandals rund um die alte Geschäftsführung von Stauffenberg. Damit gingen alleine in Daun 80 Prozent des Umsatzes verloren - rund 2,5 Millionen Euro im Monat. Der einstige Chef der Großbäckerei, Frank Ostendorf, soll über Scheinverträge sechs Millionen Euro erhalten haben. Das Landgericht Essen verurteilte ihn dafür im Dezember zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten. flor

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort