Wie sicher ist die Kreissparkasse?

Daun/Gerolstein · Nach dem zweiten Einbruch binnen kurzer Zeit in den Hauptsitz der Kreissparkasse Vulkaneifel in Daun - der seit Monaten umgebaut wird - wird das Sicherheitskonzept der Bank diskutiert. Heute befasst sich der Verwaltungsrat der KSK, der erstmals unter Vorsitz des neuen Landrats und Ex-Polizeichefs Heinz-Peter Thiel zusammenkommt, mit dem Thema.

Da sind sich ausnahmsweise einmal alle politischen Vertreter im Verwaltungsrat der Kreissparkasse (KSK) einig: "Es sind viele Fragen offen, auf die ich heute Antworten erwarte. Ist doch logisch", sagt Verwaltungsratsmitglied Lothar Schun (FWG). Vor allem frage er sich, "weshalb bei dem Einbruch vergangene Woche kein Alarm ausgelöst wurde". Das hatte der KSK-Vorstand gegenüber dem TV geäußert, sprach aber dennoch davon, dass "kein Sicherheitsproblem" bestehe.

Im Verwaltungsrat scheint man sich da nicht so sicher zu sein. So sagt Mitglied Wolfgang Jenssen (SPD): "Es kann doch nicht sein, dass bei so einem Einbruch mit solch massivem Gerät kein Alarm ausgelöst wird. Ich finde das erstaunlich." Auch Kollege Edmund Geisen (FDP) meint: "Es ist wichtig, jetzt über das Sicherheitskonzept zu sprechen und gegebenenfalls sofort nachzubessern. Denn jetzt ist der Umbau im vollen Gang." In die gleiche Kerbe schlägt Gerd Möller (BUV): "Ich dachte, es wird auf jeden Fall Alarm ausgelöst, wenn jemand in eine Bank einsteigt. Wenn es eine Sicherheitslücke gibt, dann muss sie noch während des Umbaus geschlossen werden."

Gordon Schnieder (CDU) geht "fest davon aus, dass wir heute umfassend über die aktuellen Ereignisse vom Vorstand unterrichtet werden". Für ihn stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: "Was ist am Geldautomaten falsch gelaufen, dass er unbemerkt aufgebrochen werden konnte?", "Wieso ist kein Alarm ausgelöst worden?" und nicht zuletzt "Passt das Sicherheitskonzept noch?".

Und er fügt hinzu: "Der neue Vorsitzende dürfte für dieses Thema ja ein besonderes Gespür haben." Damit spielt er auf den neuen Landrat und somit auch KSK-Verwaltungsratsvorsitzenden Heinz-Peter Thiel an, der bis zum 1. April dieses Jahres noch Chef der Polizeiinspektion Daun war. Zehn Jahre lang. Und der nun erstmals eine Verwaltungsratssitzung der Bank leitet. Thiel sagt selbst: "Nun, mit meinem vorherigen Job hatte ich mit solchen Dingen ja desöfteren zu tun. Und natürlich wird das Thema angesprochen werden."
Einen Einbruch in eine Bank hält er mit Verweis auf seine lange polizeiliche Erfahrung für "nicht unüblich". Er sagt: "Einen absoluten Schutz gibt es nie."

Dennoch räumt er ein, dass auch er überrascht gewesen sei vom Vorgehen. Thiel: "Dass die Täter durch ein speziell gesichertes Fenster eingestiegen sind, hatte ich so nicht erwartet." Auf die Frage, weshalb kein Alarm ausgelöst worden sei, weiß Thiel noch keine konkrete Antwort. Es könne aber durchaus sein, "dass die Alarmtechnik durch einen gezielten Angriff von außen außer Kraft gesetzt werden kann. Zumal, wenn Profis wie jetzt am Werk waren." Beim neuen Geldautomaten, der im Neubau untergebracht wird, wird es aber "ganz andere technische Voraussetzungen geben, sodass das Geld nochmals zusätzlich gesichert sein wird". Der Schaden sei aber durch die Versicherung gedeckt, die Kunden hätten ebenfalls keine Nachteile.

Im Rahmen der Verwaltungsratssitzung sei ohnehin ein Rundgang durch die Baustelle geplant gewesen, um den Fortschritt der rund zwölf Millionen teuren Umbaumaßnahmen zu zeigen. Dabei werden dann auch der geknackte Geldautomat sowie der Tathergang aufgezeigt, kündigt Thiel an.

Laut Polizei war dieser so: Unbekannte waren vergangene Woche in den Hauptsitz der KSK in Daun eingestiegen, haben einen Geldautomaten aufgebrochen und einen fünfstelligen Betrag gestohlen. Von den Tätern fehlt weiterhin jede Spur. Nach den bisherigen Ermittlungen versuchten die Einbrecher, von der Gebäuderückseite erst durch eine Tür und dann durch ein Fenster einzusteigen. Nachdem dies misslang, zerschlugen sie neben dem unteren seitlichen Eingang, wo der Parkplatz zwischen KSK und Forum Daun ist, eine Scheibe und stiegen ein. So gelangten sie an ihr Ziel: den Geldautomaten am Seiteneingang.

Mit Winkelschleifern und hydraulischen Spreizwerkzeugen öffneten sie den Tresor und entwendeten einen fünfstelligen Bargeldbetrag. Konkreter bezifferte die Polizei die Beute nicht. Nach etwa drei Stunden Arbeit - zwischen 0 und 3 Uhr - verließen sie die Filiale mitsamt ihrem Werkzeug durch das zertrümmerte Fenster. Bei einer Überwachungskamera wurde nach Angaben der Kripo das Stromkabel gekappt.

Bereits in der Nacht von Weiberdonnerstag auf Freitag war in die gleiche KSK-Filiale eingebrochen worden - durch das Fenster eines Büros im Erdgeschoss. Der oder die Täter brachen rund 300 Schließfächer auf, machten aber keine Beute, da sich darin nur Sparbücher befanden. Und mit denen kann nur der Eigentümer Geld in der Filiale abheben.
Für den KSK-Vorstand hat die Bautätigkeit am und im Haus das Sicherheitsniveau der Bank nicht eingeschränkt. Diese Auffassung teilt auch die Kripo in Wittlich.Meinung

Aufklären und handeln
Erst waren es politische Querelen rund um die Absetzung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Dieter Grau, die einen Vertrauensverlust der Kunden befürchten ließen, nun sind es die beiden Einbrüche binnen weniger Monate. Die KSK-Führung (Vorstand und Verwaltungsrat) ist gut beraten, die drängenden Fragen nach dem Sicherheitskonzept rasch zu beantworten und gegebenenfalls nachzurüsten. Ansonsten droht ein noch viel größerer Schaden als die fünfstellige Summe, die unlängst erbeutet wurde. m.huebner@volksfreund.deExtra

 Ex-Sparkassenchef Dieter Grau. TV-Foto:Archiv/S. Sartoris

Ex-Sparkassenchef Dieter Grau. TV-Foto:Archiv/S. Sartoris

 Der geknackte Geldautomat der KSK (hier nach dem Einbruch Ende Juni). TV-Archiv-Foto: Mario Hübner

Der geknackte Geldautomat der KSK (hier nach dem Einbruch Ende Juni). TV-Archiv-Foto: Mario Hübner

Dieter Grau (53), langjähriger Vorstandsvorsitzender der KSK Vulkaneifel, dessen Vertrag am 31. Dezember 2012 ausgelaufen ist und nicht mehr verlängert wurde, meldet sich auch zu Wort: "Beide Eingänge sind nicht mehr einsehbar, und die Sparkasse hält an ihrem alten Sicherheitskonzept fest. Ich halte das für unverantwortlich." Für Grau wäre es "unbedingt erforderlich gewesen, eine Kameraüberwachung zu installieren". So aber würden "dunkle Gestalten geradezu eingeladen, sich die Sparkasse einmal genauer anzusehen". In einer Mail an die KSK-Verwaltungsratsmitglieder appelliert er: "Zwei Einbrüche ohne Personenschäden. Fordern Sie das Glück nicht nochmals heraus. Nehmen Sie endlich Ihre Verantwortung wahr!" mh

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