Wieder Bangen um die Brotfabrik

Daun · Die Freude über die erfolgreiche Rettung Anfang des Jahres ist schon wieder verflogen: Die Mitarbeiter der Großbäckerei in Daun stehen erneut vor einer ungewissen Zukunft. Das Unternehmen, zu dem die Fabrik gehört, hat Insolvenz angemeldet.

Daun. Weihnachten ist nicht mehr fern, aber den Mitarbeitern der Großbäckerei - im Volksmund immer noch "Brotfabrik" genannt - im Alten Weg in Daun steht wohl nicht der Sinn nach Vorfreude auf die Festtage. Wie schon im vergangenen Jahr bangen sie wieder um den Fortbestand der Fabrik.
Die Gelsenkirchener Großbäckerei Stauffenberg, zu der auch der Standort in der Eifel gehört, hat vor einigen Tagen Insolvenz angemeldet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist der Essener Rechtsanwalt Rolf Weidmann bestellt worden.
Erst Anfang des Jahres war die Rettung der Firma nach einer im Oktober 2013 beantragten Insolvenz verkündet worden. Damals war die Firma Bär Brot betroffen, in deren Besitz die Produktionsanlagen in Daun gewesen ist. Das Unternehmen gehörte zum Bäckereiimperium der Familie Ostendorf.
Firmenchef verurteilt


Dass die Nachfolge-Firma ins Trudeln geraten ist, könnte damit zusammenhängen, dass Frank Ostendorf, Besitzer und Geschäftsführer der Firma Stauffenberg, wegen eines Millionen-Betrugs vom Landgericht Essen zu einer Strafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden ist. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Ostendorf ist auf freiem Fuß. "Mit der Produktion in Daun hat die erneute Insolvenz jedenfalls nichts zu tun", stellt Jerome Frantz, Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für die Region Trier, klar.
"Ausgerechnet wieder vor Weihnachten", sagt Markus Hoffmann, Vorsitzender des Betriebsrats der Dauner Brotfabrik. Zu Details will er sich derzeit in Abstimmung mit dem Insolvenzverwalter nicht äußern. "Die Stimmung in der Belegschaft ist entsprechend der neuen Entwicklung natürlich wieder im Keller", berichtet Gewerkschaftsmann Frantz.
Wegen der unsicheren Zukunft, aber auch, weil die Novembergehälter noch nicht gezahlt worden sind. "Die Leute machen ja binnen kurzer Zeit einiges mit. Erst wähnten sie sich vor einigen Monaten endlich wieder in ruhigerem Fahrwasser, jetzt geht die Angst um die Arbeitsplätze von vorn los." Der unter dem Namen Dauner Landbrotbäckerei bekannte Betrieb ist seit 60 Jahren in der Kreisstadt ansässig (siehe Extra).
Zentrum der Berlinerproduktion


Der Standort ist weit über die Eifel hinaus ein Begriff, denn Daun ist der Mittelpunkt der deutschen Berlinerproduktion. In Spitzenzeiten wird täglich fast eine halbe Million der Krapfen hergestellt. Darüber hinaus wird in Daun Brot für diverse Discounter produziert. In der Fabrik waren in den vergangenen Jahren zeitweise bis zu 150 Mitarbeiter beschäftigt, allerdings war die im Frühjahr abgeschlossene Insolvenz nicht ohne Folgen geblieben. Denn nicht alle Mitarbeiter wurden damals von der Nachfolgegesellschaft, der nun in Insolvenz befindliche Stauffenberg GmbH, übernommen.
89 Arbeitsplätze blieben erhalten, 20 Mitarbeiter verloren ihren Job. Besonders betroffen waren die Fahrer: Ihnen wurde nach der Schließung des kompletten Fuhrparks am 31. Januar gekündigt. Wie das erneute Insolvenzverfahren ausgeht, darüber will Frantz nicht spekulieren: "Es gibt Interessenten, aber nichts Konkretes."Extra

Begonnen hat alles 1953 in der Bahnhofstraße in Daun. Das Düsseldorfer Unternehmen Engelberth war auf der Suche nach einem Standort für eine Großbäckerei in der Eifel und fand diesen in Daun. Bald wurde es am ersten Produktionssitz aber zu eng, und ein neues Gebäude in der Straße "Alter Weg" wurde gebaut. Um den Standort für Daun zu sichern, hat die Stadt das Betriebsgelände zum Gewerbegebiet erklärt, obwohl es in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohnhäusern liegt. Auch deshalb bekam das Unternehmen vor einiger Zeit eine direkte Anbindung vom Standort an die Umgehungsstraße, um das durch die Bäckerei verursachte Verkehrsaufkommen in der Gartenstraße und im Alten Weg zu reduzieren. sts

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