Wirtschaft Verhaltener Optimismus bei den Händlern
Gerolstein/Daun · Nach gut vier Wochen Corona-Pause haben auch in der Vulkaneifel Buchhandlungen, Modeläden und weitere inhabergeführte Geschäfte wieder geöffnet. Wie war es in Daun und Gerolstein am ersten Tag nach der Zwangspause?
Während in den Bau- und Supermärkten an der Sarresdorfer Straße der gewöhnliche Alltagsbetrieb herrscht, ist in der Innenstadt wenig los. Dabei ist dieser Montag ein ganz besonderer Tag: Der Einzelhandel darf nach einer vierwöchigen Durststrecke wieder für die Kunden öffnen – ein Stückchen Alltag kehrt auch in den beiden größten Städten im Vulkaneifelkreis wieder ein. Proppenvoll sind die Läden nicht, sollen sie ja auch nicht sein, schließlich gibt es wegen der Hygienevorschriften deutlich anderen Rahmenbedingungen.
Für Franz und Angelika Pfister vom Outdoor- und Modegeschäft Eifelglück in der Dauner Leopoldstraße ist es nach „skurilen, bedrückenden Wochen“ ein „wunderbares Zeichen, dass es weitergeht. Wir haben schon Rückmeldungen wie „Schön, dass ihr wieder da seid’ bekommen.“ Gerade hat eine Frau ein paar Wanderschuhe gekauft, der Klang der Kasse ist natürlich Musik in den Ohren der Geschäftsleute. „Der Bon wird fotografiert“, sagt Angelika Pfister. Franz Pfister, seit gut 40 Jahren in Daun im Geschäft, sagt, nun gelte es, hinzuhören: „Was will der Kunde? Die Bevölkerung wird uns Signale geben, was wir tun sollen. Das ist wichtig, damit wir als Einzelhandel weiter gut aufgestellt sein werden in Daun.“ Gleich nebenan ist Rita Willems (Buchhandlung Werner) „einfach froh, „dass wir wieder aufhaben“. Sie denkt aber auch an die, die noch in der Warteschleife sind: „Ich hoffe, dass die Gastronomie bald wieder öffnen darf. Sie gehört einfach zu einem attraktiven Einkaufsort.“
Stefanie Mayer-Augarde ist Vorsitzende des Gewerbe- und Verkehrsvereins Daun und hat ein Uhr- und Schmuckgeschäft sowie eine Galerie: „Endlich wieder Licht im Geschäft, endlich wieder mehr Leben in der Stadt“, freut sie sich. Die Schutzmaske nimmt sie gern in Kauf, wenn Kunden eine wollen, kein Problem, Stefanie Mayer- Augarde hat vorgesorgt. Sie hofft, dass „die Bilanz dieses Probelaufs nach zwei Wochen so ausfällt, dass auch die Gastronomie wieder an den Start darf. Wir profitieren doch voneinander.“ Bei Intersport Lehnen standen schon Kunden vor der Tür, als geöffnet wurde. „Einige haben gesagt, sie hätten bewusst darauf gewartet, wieder bei uns einkaufen zu können“, sagt Inhaber Werner Lehnen. „Er ist „gedämpft optimistisch“, was die weitere Entwicklung angeht, „auch wenn die Lage anders ist als vor der Zwangspause. Viele Leute haben jetzt weniger Geld zur Verfügung.“
Ruth Billaudelle vom Bekleidungsgeschäft InKult ist positiv überrascht: „Es waren schon zahlreiche Kunden bei mir, damit hatte ich gar nicht gerechnet.“ Für Kundin Inge Meeth ist die Wiedereröffnung der Läden etwas Besonderes: „Ein Stück Freiheit, ein Stück Lebensqualität ist zurück.“
Sowohl in Daun als auch in Gerolstein werden die Öffnungszeiten unterschiedlich gehandhabt. „Ich habe mich dazu entschlossen, die Öffnungszeiten beizubehalten, die auch schon vor der Krise galten“, sagt Gaby Leufer. Sie sei während der erzwungenen Schließung jeden Tag in ihrem Elektronikfachgeschäft in Gerolstein präsent gewesen. „Es kamen zum Glück einige Bestellungen, wenn auch nur für kleinere Waren, wie Glühbirnen, herein. Die Kunden konnten sich ihre Bestellungen an der Tür abholen.“ Nun gelte es, vorsichtigen Optimismus zu wagen, sagt Leufer. „Doch man sieht ja: Von einem Ansturm auf die Geschäfte kann keine Rede sein.“ Kurz nach der Verordnung des Bundes und der Länder, nicht systemrelevante Geschäfte zu schließen, hatte der Gewerbeverein GeroTeam an die Kunden appelliert, benötigte Waren nicht im Internet zu kaufen, sondern abzuwarten, bis die Ladeninhaber wieder grünes Licht für den Verkauf bekämen. „Ehrlich gesagt: So etwas wie eine Kundenbindung existiert schon lange nicht mehr“, ist Gaby Leufers Erfahrung. „Die Leute kaufen am liebsten dort, wo es billig ist, und nehmen fehlende Beratung in Kauf. Ich glaube, viele haben sich das, was sie brauchten, im vergangenen Monat online besorgt.“
Umsatzeinbußen, weil das Ostergeschäft weggebrochen sei und auch die Touristen ausblieben, würden sich in der Bilanz am Ende des Jahres bemerkbar machen, sagt Leslie Raabe in ihrer Gerolsteiner Buchhandlung. „Doch über mangelnde Arbeit in den vergangenen vier Wochen kann ich mich nicht beklagen.“ Das Tätigkeitsfeld habe sich verlagert: „Es gab zahlreiche Online-Bestellungen und telefonische Wünsche, abends habe ich ausgeliefert.“
„Die Leute sind sehr zurückhaltend und achten auf die Abstandsregeln“, sagt Sabine Kruft vom Filialisten Ernsting Family in der Hauptstraße. Es seien heute erst wenige Kunden gekommen, „doch immerhin dürfen wir wieder öffnen.“ Beim Bonita-Modehaus zieht Verkäuferin Wilma Lüttke eine Schutzmaske an, sobald ein Kunde den Laden betritt. „Ich bin froh, dass wir die Masken vom Unternehmen gestellt bekommen“, sagt Lüttke. „Es ist sinnvoll, wenn Kunden und Verkäufer zumindest ein wenig dadurch geschützt sind.“ Vor einem noch geschlossenen Geschäft steht ein älterer Mann. „Ich dachte, die haben alle geöffnet“, sagt er und ärgert sich: „Ich kann doch nicht immer im Internet nachschauen, wenn ich mir nur mal kurz ein Hemd kaufen will. Da kann ich genauso gut bei Amazon bestellen.“
Der Kunde ist vielleicht weg, aber ansonsten meldet sich der stationäre Einzelhandel als Alternative zum Internet-Giganten zurück. Dass das auch so bleibt, hofft Wolfgang von Wendt, Geschäftsführer des Dauner Gewerbevereins, „dass weiter alle so diszipliniert sein werden wie bisher, was die Vorschriften angeht. Nur dann besteht Aussicht auf weitere Lockerungen“.