Wildschwein-Kompromiss in der Vulkaneifel

Nach großem Disput im Vorjahr wegen von Wildschweinen verursachten Flurschäden haben die Jäger den Landwirten in der Vulkaneifel zugesagt, ein Mindestsoll an Sauen zu schießen. Das Konzept gilt landesweit als Pilotprojekt.

 Erwin Meyers, Betreuer der Wildannahmestelle in Walsdorf, kontrolliert ein erlegtes Wildschwein. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Erwin Meyers, Betreuer der Wildannahmestelle in Walsdorf, kontrolliert ein erlegtes Wildschwein. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun/Gerolstein. (vog) Die Bilder von großflächig zerstörten Äckern und aufgewühlten Wiesen sind noch präsent, mehrfach wurde darüber berichtet. Wegen der großen Flurschäden kam es zum Streit zwischen Jägern und Landwirten. Bei einer Veranstaltung des Kreisbauernverbands (KBV) Vulkaneifel im Dezember hatte Roland Thelen, Vorsitzender der Kreisgruppe des Landesjagdverbands, erklärt: "Wir lösen das Problem mit jagdlichen Mitteln."

Den Worten folgten Taten: Im Jagdjahr 2008/2009 (April 2008 bis März 2009) wurden 3701 Wildschweine erlegt, im Jahr zuvor waren es mit 1945 Stück deutlich weniger. KBV-Geschäftsführer Bernd Feltges würdigt das Engagement: "Es hat Wirkung gezeigt. Die Schadenssituation reduziert sich." Zunächst sehr skeptisch sei er zur Kooperationsveranstaltung mit den Jägern gegangen, nun aber lobt Feltges: "Sie haben sich sehr ehrlich und selbstkritisch dem Problem des hohen Schwarzwildbestands gestellt."

Da bereits zum siebten Mal die jährliche Erfassung kreisweit erfolgte, konnten Schlussfolgerungen zum Schwarzwildbestand gezogen werden. Ulli Umbach, Kreisjagdmeister und Landesjagdreferent: "Diese Erfassung ist gerade bei Sauen wichtig, da keine andere Wildart sich so stark an Umweltbedingungen orientiert und sich so sprunghaft vermehren kann." Jagdverbandsvorsitzender Thelen stellt klar: "Die Jägerschaft will für einen angepassten Wildbestand sorgen."

Erstmals wurden anhand der Frischlingszahlen Mindest-Abschusszahlen je Revier festgelegt (siehe Extra). Umbach erklärt: "Das macht landesweit sonst kein Kreis." Der Jagdexperte fordert aber Unterstützung von den Landwirten: "Wegen der vielen Raps- und Maisfelder, die selten die von uns geforderten Jagdschneisen haben, sind die Sauen für uns von Mai bis Oktober unsichtbar. Wir können keine Sau schießen, die wir nicht sehen." Verbunden mit der Abschussfestlegung wurden Jagdstrategien mit vielen Treibjagden vereinbart. Umbach: "Wir bleiben dran. Im November werden wir eine Zwischenbilanz ziehen und schauen, was noch getan werden muss." Auch der Bauernverband will über den "Wildschwein-Kompromiss" informieren. Geschäftsführer Feltges kündigt an: "Wir werden bei der September-Vorstandssitzung und allen Winterversammlungen darüber berichten." Zum Thema Schneisen seien Gesetzesänderungen in Planung, so dass dadurch die EU-Förderung nicht mehr gefährdet sei, wenn das Areal geteilt würde. Extra Wildschwein-Zählung im Landkreis Vulkaneifel: Beteiligt an der jährlichen Erfassung haben sich zwei Drittel aller Reviere. Beispielsweise wurden im Hegering Daun 71 Frischlinge auf der Hälfte der Revierfläche gezählt, 174 Stück Schwarzwild aller Altersklassen sollen insgesamt erlegt werden. (HR Kelberg 280 gezählt, Mindestabschuss-Soll 400). Auffallend: die acht Reviere der Kreisstadt beteiligten sich kaum an der Erfassung. Deshalb wurde der Jagdvorstand um Unterstützung gebeten. Im Vorjahr waren im HR Daun 153 Frischlinge gezählt worden. Das Abschuss-Soll betrug 375, erlegt wurden 284. Bei 4900 Hektar Waldrevier soll der Bestand höchstens 98 Stück Schwarzwild aller Altersklassen (zwei Stück je 100 Hektar Waldrevier) ausmachen. Deshalb wurden die Mindestabschusszahlen um bis zu 30 Prozent über den gezählten Frischlingen angesetzt. Eine absolute Mindestabschuss-Zahl für den Landkreis kann nicht genannt werden, da noch die Daten der HR Birresborn, Gerolstein und Obere Kyll fehlen. (vog)

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