Wildschweine und Wolldecken

GEROLSTEIN/KALENBORN-SCHEUREN. Er chauffiert am 23. November die Senioren aus dem Gerolsteiner Land wieder zum Senioren-Adventskaffee ins Rondell. Und auch sonst ist er als ehrenamtlicher Busfahrer für Senioren und Rheuma-Patienten zur Stelle: Nikolaus Leyens aus Kalenborn.

 Ehrenamtlich am Steuer für Senioren und Rheuma-Patienten: Nikolaus ("Nikla") Leyens. Foto: Brigitte Bettscheider

Ehrenamtlich am Steuer für Senioren und Rheuma-Patienten: Nikolaus ("Nikla") Leyens. Foto: Brigitte Bettscheider

"Ich bin froh, dass ich eine Aufgabe habe, die anderen Menschen zugute kommt und mir Spaß macht." Auf diesen Nenner bringt der 62-jährige Nikolaus Leyens den ehrenamtlichen Dienst, den er seit fast zehn Jahren ausübt: Er ist der Fahrer jenes silbergrauen Achtsitzers, der der Stadt Gerolstein gehört und mit dem er seit der Neuanschaffung vor einem Jahr rund 12 000 Kilometer unterwegs war. Insgesamt sind es bisher etwa 75 000 Kilometer, so hat er ausgerechnet. Stets zur Stelle mit dem Kleinbus

Nikolaus Leyens war Schreiner, bis er mit 48 Jahren krankheitsbedingt in Frührente ging. Er wurde Mitglied in der Rheumaliga Gerolstein, und als die Gruppe 1996 begann, zur Therapie nach Daun und Bad Bertrich zu fahren, bot Leyens sich als Busfahrer an. Das Engagement des freundlichen, humorvollen Mannes sprach sich herum, und so nahm ihn 1998 auch der Seniorenförderverein unter Vertrag - natürlich auch ehrenamtlich. Seither ist er zusätzlich jeden Donnerstagnachmittag im Einsatz. Um 13.30 Uhr beginnt er seine Rundfahrt durch die Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein, bringt seine betagten Fahrgäste zur Raderstube zum Seniorentreffen, und gegen 18.30 Uhr chauffiert er die Letzten wieder nach Hause. Und wenn ihn ein Rollstuhlfahrer zwischendurch anruft und ihn um eine Fahrt bittet, ist Nikolaus Leyens ebenfalls zur Stelle. Der Kleinbus ist für den Rollstuhltransport ausgerüstet. Einen Makel habe das Fahrzeug allerdings, berichtet er. Es habe keine Innenverkleidung, und oft beschwerten sich die Fahrgäste, dass das Blech sich kalt anfühle und nicht schön aussehe. "Die Rheuma-Patienten haben deshalb immer ihre Wolldecken dabei", erzählt er. Seine Fahrgäste seien immer freundlich zu ihm. "Am liebsten ist es mir, wenn sie mich Nikla nennen", sagt er. Und wenn er anfangs bei dem Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund noch ein paar mal den Kopf schüttelte und fand: "Was ich mache, ist doch nun wirklich nichts Besonderes und Aufregendes", so fallen ihm schließlich doch einige Erlebnisse ein. In seiner verschmitzten Art erzählt er von einer Horde Wildschweine, denen er mit dem Vorgängerbus in der Nähe von Pelm begegnete. "Die haben einfach nicht die Vorfahrt beachtet", beschreibt er den glimpflich verlaufenen Zusammenstoß mit den Tieren. Er weiß auch von einem umgekippten Rollstuhl nach einer Vollbremsung und von einem Beinahe-Unfall mit einer von ihm frisch geölten Gehhilfe zu berichten. Als er die Bitte eines Fahrgastes, mal eben vor einer Buchhandlung zu halten, erfüllte, den Bus ins Halteverbot stellte und die gehbehinderte Frau in den Laden begleitete, gelang es ihm im letzten Augenblick, ein "Knöllchen" abzuwenden. "Ich hatte doch keine Ahnung, dass die Frau so lange braucht, um sich ein einziges Buch zu kaufen", erklärt er die Situation. Meistens sei die Stimmung fröhlich im Bus. "Aber die Leute reden viel zu viel über ihre Krankheiten", findet er. Der nächste "Großkampftag" für den ehrenamtlichen Busfahrer Nikolaus Leyens ist der 23. November, wenn im Rondell ab 14 Uhr der traditionelle Adventskaffeenachmittag für die Senioren stattfindet. Dann ist auch Leyens Ehefrau Rosi mit im Einsatz. Sie nimmt die Anmeldungen der Senioren, die abgeholt und nach Hause gefahren werden wollen, entgegen. Und neuerdings macht sie auch einmal im Monat Dienst in der Raderstube. Die gelernte Altenpflegerin betreut dann die Senioren und bringt einen selbst gebackenen Kuchen mit.

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