Energie Windkraft-Brache ärgert den Ortschef massiv

Walsdorf-Zilsdorf · Walsdorf-Zilsdorfer Ortschef Horst Well ist sauer auf die Kreisverwaltung, weil die die kaputten Windräder in Zilsdorf nicht rückbauen lassen will.

 Die Windkraftanlagen bei Zilsdorf stehen seit Jahren still, von einer Anlage steht nur noch der Turm, der Roter liegt am Boden. Die Kreisverwaltung in Daun als Genehmigungsbehörde will den Rückbau der Industriebrachen nun doch nicht verfügen.

Die Windkraftanlagen bei Zilsdorf stehen seit Jahren still, von einer Anlage steht nur noch der Turm, der Roter liegt am Boden. Die Kreisverwaltung in Daun als Genehmigungsbehörde will den Rückbau der Industriebrachen nun doch nicht verfügen.

Foto: TV/Mario Hübner

Horst Well, Ortsbürgermeister von Walsdorf-Zilsdorf, ist alles andere als froh über die jüngsten Äußerungen des Kreisverwaltungsdezernenten Uli Diederichs zu den Windkraft-Brachen des Trierer Unternehmers Jörg Temme und dessen Firma Windpark Zilsdorf Enerfarm GmbH & Co. KG (zuvor Windpark Zilsdorf Watt GmbH & Co. KG) in Zilsdorf. Er sagt: „Ich bin richtig sauer auf die Kreisverwaltung. Im Dezember habe ich noch mit Diederichs telefoniert und da hieß es: Temme wird die Anlagen abbauen müssen, ansonsten werde es der Kreis per Ersatzvornahme tun. Und jetzt stellt sich raus, dass es leere Worte sind.“

Er habe nun vor, mit dem Gemeinde- und Städtebund Kontakt aufzunehmen, damit geprüft werde, wie der Abbau der Anlagen erreicht werden könne. Denn die seit einigen Jahren nicht mehr funktionierenden WKA sind nicht nur ihm, sondern eigentlich allen Dorfbewohnern ein „Dorn im Auge“. Well sagt: „Die Anlagen sind ein absolutes Negativ-Beispiel, wie Energiewende eben nicht gelingt. Sie sind Ruinen, die nichts bringen sowie die Landschaft und das Ortsbild verschandeln.“ Eigentlich, so Well, müssten sie der gesamten Windkraft-Branche ein Dorn im Auge sein.

Was ebenfalls nicht zur Akzeptanz der Türme beiträgt, bei denen ein Rotor abgebaut am Boden liegt, ist der Umstand, dass die „vertraglich vereinbarten Zahlungen an die Ortsgemeinde schon seit Jahren nicht mehr geleistet werden“, so der Ortsbürgermeister, der es als großen Fehler ansieht, dass der Kreis vor einigen Jahren die Rückbaubürgschaft wieder an Temme ausgezahlt hat.

Im März 2019 hatte Uli Diederichs, Dezernent der Kreisverwaltung Vulkaneifel, gegenüber dem TV gesagt: „Wir werden Herrn Temme zeitnah anschreiben und anordnen, dass die Anlagen noch in diesem Jahr rückgebaut werden müssen.“ Kurz zuvor hatte er gesagt: „Die Dinger müssen weg. Sobald wir Rechtssicherheit haben, werden wir die Anlagen wegnehmen. Man kann nicht die Backen aufblasen und dann nicht pfeifen.“ Jetzt, im Februar 2020, zehn Monate später, stehen die Brachen noch immer: ein Turm mit abmontiertem und am Boden liegendem Rotor sowie zwei Anlagen, die aber seit Jahren nicht mehr genutzt werden und auch nicht mehr funktionstüchtig sind.

Auf die Frage des TV, wieso das so ist, sagte Diederichs: „Wir haben bewusst von einem Bescheid über einen Rückbau der Anlagen abgesehen, da wir befürchten, auf den Kosten sitzenzubleiben. Und das können und wollen wir dem Steuerbürger nicht zumuten.“ Auf die Frage, wie er darauf komme, sagte Diederichs: „Er (Temme, Anm. d. Red.) hat sich bei anderen Verfahren vor Gericht von Zahlungspflichten befreit.“

Die Kosten für Rückbau und Entsorgung der drei Zilsdorfer Anlagen schätzt Diederichs auf 500 000 Euro, denn: Zwar sind die Türme aus Metall und dürften daher sogar einen gewissen Erlös bringen. Hingegen wird die Entsorgung der Rotorblätter als kostspielig eingeschätzt, da es sich dabei um ein Verbundmaterial (unter anderem aus Kohlenstoff) handele „und es in Deutschland nur eine Firma gibt, die die Entsorgung macht“, so Diederichs. Hinzu kommen die Kosten für einen Spezialkran von dieser Höhe und für das Entfernen und Entsorgen der Betonfundamente.

Der Kreis Vulkaneifel als Genehmigungsbehörde für den Betrieb der Windkraftanlagen (WKA) in Zilsdorf und der Trierer Unternehmer Jörg Temme und dessen Firma liegen seit Jahren juristisch im Clinch. Grund dafür ist, dass der Landkreis die Ende 2004 erteilte Genehmigung für die drei WKA im Herbst 2016 für erloschen erklärt hat, weil von dort seit September 2013 kein Strom mehr ins öffentliche Netz eingespeist worden ist.

Dagegen hatte Temme geklagt – und mehrfach verloren: vor dem Kreisrechtsausschuss in Daun, vor dem Verwaltungsgericht in Trier, vor dem Oberverwaltungsgericht  in Koblenz und zuletzt auch vor dem Bundesverwaltungsgericht (BVG) in Leipzig als höchster Instanz, das den Revisionsantrag von Temme abgelehnt hat.

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