"Wir haben Etienne so gern wie einen Sohn"

UESS. (bb) In seiner afrikanischen Heimat Togo ist Pere Etienne Amouzou Professor am Priesterseminar. Zurzeit macht er im Auftrag des Bistums Trier Urlaubsvertretung in der Pfarreiengemeinschaft Kelberg/Hilgerath/Uess und lebt bei Familie Rieder in Uess.

 Enge Freunde: Pere Etienne Amouzou fühlt sich bei Maria und Werner Rieder in Uess wie zu Hause.Foto: Brigitte Bettscheider

Enge Freunde: Pere Etienne Amouzou fühlt sich bei Maria und Werner Rieder in Uess wie zu Hause.Foto: Brigitte Bettscheider

Dass sich Etienne Amouzou bei Maria und Werner Rieder wie daheim fühlt, spürt der Besucher augenblicklich beim Betreten der gemütlichen Wohnküche in dem Haus in der Uesser Hauptstraße. Container nach Togo geschickt

Etienne Amouzou sitzt am Esstisch und blättert mit seinen Freunden in einem Fotoalbum. Die Bilder dokumentieren den Besuch von Maria Rieder und Markus Göbel, einem Messdiener und Theologiestudenten aus dem Nachbardorf Hörschhausen. Pere Etienne deutet auf ein Foto mit einem Traktor und erzählt, dass Werner Rieder vor ein paar Jahren einen Container voller gebrauchter, aber voll funktionsfähiger landwirtschaftlicher Geräte nach Togo auf den Weg gebracht hatte. Darunter der 60-PS-Traktor und ein Geländewagen, den der Geistliche fährt und mit dem er auch einmal eine überschwemmte Straße überwinden kann. Maria Rieder und Markus Göbel hatten sich bei dem Besuch in Afrika davon überzeugt, dass die Fahrzeuge und Geräte gut gepflegt und viel genutzt werden. Etienne Amouzou lebt in Lomé, der Hauptstadt der westafrikanischen Republik Togo - ein schmaler Landstreifen mit fünf Millionen Einwohnern, von denen 80 Prozent an der Armutsgrenze leben. 15 Prozent der Bevölkerung sind katholisch. "Die afrikanische Kirche ist noch jung", sagt Pere Etienne und gerät ins Schwärmen, als er von der Begeisterung der Gläubigen in seiner Heimat spricht. Im Priesterseminar in Lomé bereiten sich derzeit 240 Männer auf ihr Priesteramt vor, erzählt er. Er verweist gleichzeitig darauf, dass es im Bistum Trier in diesem Jahr nur zwei Priesterweihen gibt. "In Deutschland stecken Glaube und Kirche in einer Krise", bedauert er. Von der Arbeit in seinen Urlaubspfarreien ist er trotzdem begeistert. Die Menschen seien sehr herzlich, er habe eine Reihe guter Begegnungen und Gespräche gehabt. Besonders gefallen habe ihm das Schützenfest in Kelberg. Dort habe er beim am Königsball und am Festzug teilgenommen und sich in der Rolle eines Schützenbruders sehr wohl gefühlt. Im Gegenzug hatte der Schützenverein spontan eine Sammlung initiiert und Etienne Amouzou eine stattliche Summe überreicht. Dieses Geld sowie weitere Spenden und der übrige Erlös aus seiner Arbeit in Deutschland kommen einem ehrgeizigen Projekt Etiennes entgegen, in dem sich auch die Rieders seit Jahren engagieren. Der Priester hat in einem Dorf eine Grundschule gegründet, die sich über einen angegliederten Bauernhof einmal selbst tragen soll. Nun wünscht sich Pere Etienne, dass diese Schule ausgebaut und eine handwerkliche Ausbildungsstätte angegliedert wird. Etienne Amouzou ist 41 Jahre alt, 1987 zum Priester geweiht worden und hat von 1990 bis 1994 in Rom Bibelwissenschaften studiert. Während dieser Zeit vertrat er für zwei Monate den Pastor von Ulmen, zu dessen Seelsorgebezirk die Pfarrei Uess gehörte. Werner und Maria Rieder übernahmen die Aufgabe, Amouzou zu den Gottesdiensten abzuholen. Seither sind die drei befreundet und stehen in Brief-, Telefon- und persönlichem Kontakt. "Wir haben Etienne so gern wie einen Sohn", sagt Werner Rieder. Wer das Projekt oder seine Arbeit im Priesterseminar unterstützen möchte, kann sich noch bis zum 16. September an Etienne Amouzou wenden und über Werner und Maria Rieder, Hauptstraße 3, Uess, Telefon 02692/312, Kontakt aufnehmen.

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