Wir müssen unten bleiben

WERSHOFEN. Die viel besungene "Freiheit über den Wolken" ist in Gefahr – so sehen es zumindest Hobbypiloten wie Uwe Bodenheim von der Segelfluggruppe Wershofen. Den Mitgliedern zufolge betrachten Behörden die Flieger als Sicherheitsrisiko – gerade bei der WM.

Hobbypiloten sehen die Sportfliegerei, der in Deutschland etwa 100 000 Bürger nachgehen, in ihrer Existenz bedroht. Der Grund sind bürokratische Hindernisse und blinder Aktionismus der Politiker. Das jedenfalls befürchtet der 32-jährige Uwe Bodenheim, einer der Piloten und zweiter Vorsitzender der Segelfluggruppe Wershofen in der Verbandsgemeinde Adenau. Die 1952 gegründete Segelsportgruppe Wershofen hat rund 130 Mitglieder, von denen 70 aktive Flieger sind. Bodenheim zufolge sehen die Behörden die Fußballweltmei-sterschaft durch Kleinflugzeuge gefährdet. So soll der Himmel über den Stadien selbst für Segelflugzeuge in einem Radius von 56 Kilometern gesperrt werden. Für die Wershofener wegen der Stadien in Kaiserslautern und Köln eine echte Behinderung. Den "Sicherheitsfanatismus rund um die WM" kann der Flieger nicht nachvollziehen, zumal das Flugverbot laut Bodenheim nicht für Werbepartner der Fifa und die Helikopter der Kamerateams gilt. Der Bürokratismus beginnt demnach neuerdings schon bei den gesetzlichen Bestimmungen zum Erwerb einer Pilotenlizenz, die in Deutschland nach einer versuchten europäischen Harmonisierung nun viel schärfer sind als im benachbarten Ausland. Die Maßnahme, mit der die Terrorgefahr durch Flugzeuge eingedämmt werden soll, hat laut Bodenheim bereits dazu geführt, dass der Deutsche Aeroclub einen massiven Rückgang der Pilotenzahlen verzeichnet. In Gefahr sind dadurch auch die vielen Segelfluggruppen im Lande geraten. Ein Sportflieger muss nun die gesundheitlichen Anforderungen eines Jet-Piloten erfüllen und sich neuerdings auch einer Sicherheitsüberprüfung durch das Bundeskriminalamt (BKA), der Polizei und der Geheimdienste unterziehen. Das gilt laut Bodenheim jedoch nur in Deutschland, nicht aber für ausländische Lizenzen. Vom Schüler über Büroangestellte, Handwerker bis hin zu höheren Beamten ist im Verein jede Berufsgruppe vertreten. Für Bodenheim ein Beweis, dass die Segelfliegerei kein extravaganter Sport für einige wenige ist. In Wershofen sind 18 Segelflugzeuge, sieben in Vereinsbesitz, zwei Ultraleichtflugzeuge sowie ein Motorsegler stationiert. Je nach Wetterlage legen die Vereinsflieger im Jahr bis zu 60 000 Kilometer zurück. Den bisher weitesten Flug mit Start in Wershofen von mehr als 700 Kilometern schaffte Carsten Bauer. Es war ein Dreiecksflug der nach Heilbronn, St. Avold (Frankreich) und Düren zurück nach Wershofen führte. Robin Ermen aus Kesseling verfehlte die magischen 700 Kilometer am 12. Mai 2006 um gerade mal zwei Kilometer.

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