Aus dem Archiv (Februar 2020) Wirtschaft in der Vulkaneifel setzt auf Innovationskraft

Daun · Wirtschaftsförderer stellen fest: Wenn Eifeler ein neues Unternehmen gründen, dann nicht aus einer Notlage heraus, sondern um eigene Ideen umzusetzen.

 Das Team der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel (von links) Angelika Gerhartz, Geschäftsführerin Judith Klassmann-Laux und Christina Kirst.

Das Team der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel (von links) Angelika Gerhartz, Geschäftsführerin Judith Klassmann-Laux und Christina Kirst.

Foto: TV/Foto Nieder

(ako) Es ist schon eine Tradition: Jeweils zu Jahresbeginn bilanziert die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Vulkaneifel ihre Aktivitäten im zurückliegenden Jahr und wagt den Ausblick auf die kommenden Monate.

„Der Beratungsbedarf der Unternehmen bewegt sich seit geraumer Zeit auf demselben Niveau“, stellt WFG-Geschäftsführerin Judith Klassmann-Laux fest. Die Tendenz sei jedoch leicht abnehmend im Vergleich zu früheren Jahrzehnten. „Das ist aus unserer Sicht ein gutes Zeichen, denn es belegt, dass bei uns die Wirtschaft aus eigener Kraft stabil läuft.“ 2018, für das die entsprechenden Zahlen vorliegen, habe es rund 520 Neuanmeldungen von Gewerbe und ungefähr gleich viele Abmeldungen gegeben. Besonders krisenanfällige Branchen seien im Landkreis nicht vertreten und der Wille der Unternehmen, Geld in die Hand zu nehmen und zu investieren, sei gut entwickelt.

„Dafür lotsen wir zu regionalen Förderprogrammen des Landes, etwa in den Bereichen Industrie und Tourismus. Hier wird beispielsweise der Ausbau des barrierefreien Tourismus und die Erhöhung der Attraktivität von Angeboten finanziell unterstützt.“

Bei allem bleiben die Gespräche und Verbindungen der WFG in die Unternehmenslandschaft der Vulkaneifel hinein eng. „Nach wie vor gut gefragt mit etwa 50  Kontakten war im vergangenen Jahr unsere Gründungsberatung.“ Bei den neu an den Start gehenden Betrieben und Geschäftsideen beobachtet Klassmann-Laux einen Trend, der für die Stärke der Region spricht: „Es sind nicht mehr Existenzgründungen als Notausgang aus der Arbeitslosigkeit heraus. Das war vor einigen Jahren noch anders. Mittlerweile überwiegen ganz deutlich Wege in die Selbstständigkeit, die positive Motive haben: Die Neuunternehmer wollen eigene Projekte umsetzen, selbstbestimmter arbeiten oder ein neues Geschäftsfeld im Nebenerwerb austesten. Es sind in der Regel keine Schnellschüsse, sondern gut durchdachte Vorhaben, die an uns herangetragen werden.“

So haben sich die auf Gründungen spezialisierten Thementreffs der WFG ebenfalls gewandelt. Nach wie vor geht es um harte Fakten wie steuerliche und rechtliche Grundlagen, aber intensiv auch um Fragen des effektiven Marketings, wobei das Gelingen von Auftritten in den digitalen Medien im Vordergrund steht. Viel besser als erwartet werden neue Finanzierungswege angenommen: Crowdfunding wird insbesondere von jüngeren Gründerinnen und Gründern als flexibler Zugang zu Geldmitteln für überschaubare Vorhaben gewählt – etwa für ein Fotoprojekt oder ein Hilfsprojekt für Primaten.

„Das bringt nicht nur die materielle Startbasis, sondern ist zugleich ein Test, ob das jeweilige Projekt auch bei den Kunden oder Nutzern gut genug ankommt.“ Ein Leader-Projekt wurde konzipiert, um Neugründungen und Unternehmensnachfolgen in den ersten fünf Jahren nach Start zu begleiten, auch mit online-Schulungen und -Vernetzungen.

Die Nachfolgen und zur Übernahme anstehenden Firmen sind ein Schwerpunkt der WFG-Arbeit mit den bereits länger bestehenden Betrieben.

„Das Thema ist für viele hoch aktuell, allein im Gastgewerbe hat laut Hotel- und Gaststättenverband etwa ein Drittel aller Gastronomen keine Nachfolgeregelung“, räumt Judith Klassmann-Laux Handlungsbedarf ein. „Zugleich ist es ein Thema, das sehr viel Fingerspitzengefühl erfordert, darum bieten wir hierzu auch individuelle Beratungen an.“ Vielen Unternehmern sei nicht konkret bewusst, dass sie am besten bereits zehn Jahre vor dem anstehenden Rückzug aus der Firma in der Familie oder in der Belegschaft checken sollten, ob sich dort ein geeigneter Mensch zur Übernahme findet.

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