Wo dem Winter eingeheizt wird

Das Radschieben hat am ersten Fastensonntag in der Eifel Tradition. Wie vielerorts im Kreis ließen auch in Gees die Junggesellen ein brennendes Rad aus Stroh zu Tal rollen, um den Winter auszutreiben. Anschließend gab es das gemeinsame Eieressen.

 Volker Rätz (links) und Martin Nägel binden das Strohrad, das später entzündet und den Berg hinabgerollt wurde. TV-Foto: Tobias Thieme

Volker Rätz (links) und Martin Nägel binden das Strohrad, das später entzündet und den Berg hinabgerollt wurde. TV-Foto: Tobias Thieme

Gerolstein-Gees. (thie) Die Geeser Junggesellen bewahren eine uralte Eifeler Tradition: das Radschieben - auch Radscheiben, Radscheewen oder Radschibbelen genannt.

"Es gibt immer weniger Dorffeste, bei denen die Menschen zusammenkommen", bedauert Markus Hetzius. Umso mehr freut er sich über das Engagement der Junggesellen. "Wir haben das Radschieben, das traditionell am Sonntag stattfand, deswegen auf den Samstag verlegt. So können alle etwas länger bleiben", sagt Volker Rätz von den Junggesellen in Gees.

Beim Radschieben wird ein Rad mit Stroh umflochten, bei Anbruch der Dunkelheit angezündet und einen Hang hinuntergerollt. Damit soll der Winter vertrieben und der Frühling begrüßt werden. Dabei hat der Begriff schieben oder scheewen nicht die Bedeutung von anschieben. Statt dessen leitet er sich von Scheew oder Schaub ab. Damit ist ein Bündel Stroh gemeint.

Vor dem Dorfgemeinschaftshaus hat Rätz mit einigen Helfern symbolisch ein hölzernes Rad gebunden. Abends wurde dann aber ein mit Stroh vollgestopftes Metallrad den Berg hinuntergestoßen. Zuvor gab es Kaffee, Waffeln und die sogenannten Heedelig Koche. Das sind aus Buchweizenmehl und Geeser Drees (Quellwasser) gebackene Pfannkuchen.

Während die Dörfler im Tal blieben, mussten die Junggesellen mit Fackeln den Hang hinaufsteigen, wo sie einen großen Teppich aus Stroh entzündeten. Es folgten Böllerschüsse und dann ging es los: Die jungen Männer steckten das Rad in Brand und stießen es talabwärts. Der rasende Feuerball hinterließ dabei eine schmale Flammenspur auf der braunen Wiese am Hang. Nach dem Spektakel traf sich die Dorfgemeinschaft zum gemeinsamen Eieressen. Die hatten die Junggesellen am Vortag gesammelt.

Und wer nach dem Radschieben noch nicht nach Hause wollte, konnte noch bis nach Mitternacht bei Livemusik weiterfeiern. Auch in Neroth und Müllenborn pflegen die Dorfbewohner am ersten Fastensonntag diesen Brauch. In Neroth schieben sie eine eiserne Walze mit brennendem Stroh. Im Anschluss gibt es das Eieressen. Die Müllenborner trafen sich zum "Radschejwen" im Müllenborner Wald und machten sich im Anschluss noch auf zu einer Fackelwanderung zurück ins Dorf.

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