Wo Demenzkranke gemeinsam alt werden

Gerolstein/Mayen · Als ein Zukunftsmodell für Menschen mit Demenz haben Marita Keßler und Hildegard Schmalbach ihre vor fünf Jahren in Mayen gegründete Wohngemeinschaft "Lebenszeit" vorgestellt. Eingeladen hatten die Pflegestützpunkte des Landkreises Vulkaneifel.

 Der Kontakt von jungen Menschen zu Demenzkranken wird in Mayen besonders gepflegt. Foto: privat

Der Kontakt von jungen Menschen zu Demenzkranken wird in Mayen besonders gepflegt. Foto: privat

Gerolstein/Mayen. Steinig sei der Weg bis zur Eröffnung gewesen, und mehrmals hätten sie kurz vorm Aufgeben gestanden, erzählten Marita Keßler und Hildegard Schmalbach. Die beiden Frauen stehen an der Spitze der einzigen selbst organisierten und privat finanzierten Wohnform für Demenzkranke im Landkreis Mayen-Koblenz: Hildegard Schmalbach als Vorsitzende des Trägervereins "Lebenszeit", Marita Keßler als Geschäftsführerin des dort tätigen Pflegedienstes "Service Demenz".
Im Landkreis Vulkaneifel gibt es ein solches, speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnittenes Angebot (noch) nicht. Dass sich dies demnächst ändert, ist ein Anliegen von Britta Sarnes und Manfred Wientgen von den Pflegestützpunkten Daun und Gerolstein. "Denn wir erleben in unserer täglichen Arbeit die Not von Betroffenen und Angehörigen", sagten sie. Alternative Wohnformen seien dringend erforderlich.
Soziale Kontakte pflegen


So wie die Referentinnen es mit der Mayener "Lebenszeit" nach zweijährigem Ringen schließlich 2008 auf den Weg gebracht haben. In einer 380 Quadratmeter großen barrierefreien Wohnetage im ehemaligen Arbeitsamt in der St.-Veit-Straße in Mayen leben heute acht Menschen mit der Diagnose Demenz als Mieter. Sie haben Einzelzimmer mit mitgebrachten vertrauten Möbeln und Erinnerungsstücken.
Daneben stehen Wohnzimmer, Küche mit Essbereich, Wintergarten und Galerie als Gemeinschaftsräume zur Verfügung.
Der Tagesablauf werde in angemessener Balance zwischen Privatleben und Gemeinschaft gestaltet, betonten Keßler und Schmalbach. Die Einbeziehung von Angehörigen und gesetzlichen Betreuern sei ebenso wichtig wie die Möglichkeit der Pflege früherer sozialer Kontakte. Qualifiziertes Pflegepersonal garantiere 24 Stunden Betreuung, Köchin und Reinigungskräfte sorgten für den hauswirtschaftlichen Rahmen.
"Wir feiern die Feste, wie sie fallen", erklärte Hildegard Keßler, "und wir haben zur Freude aller eine Therapieclownin fest auf dem Plan." Wer Interesse, Bereitschaft und Wohnraum habe, könne wie sie in kleinem überschaubarem Rahmen ein Zukunftsmodell für Menschen mit Demenz schaffen, sagten die Referentinnen und boten ihre Unterstützung bei der Realisierung an.
"Sie brauchen allerdings in der Aufbauphase gute Nerven und viel Biss", räumte Hildegard Schmalbach ein. bb
Extra

Die Mitarbeiter der Pflegestützpunkte im Landkreis Vulkaneifel informieren und beraten Betroffene und Angehörige, wenn es nach einem Schlaganfall, einem Unfall, einer schweren Erkrankung oder wegen fortschreitender Hilfebedürftigkeit alleine nicht mehr geht. Hauptaufgabe ist die Koordination aller Möglichkeiten der Versorgung im Pflegefall. Der Pflegestützpunkt ist ein kostenloses Angebot und soll kompetente Beratung "aus einer Hand" sicher stellen. Kontakt und Info: Pflegestützpunkt Gerolstein (zuständig für die Verbandsgemeinden Gerolstein, Hillesheim und Obere Kyll) im Mehrgenerationenhaus in der Raderstraße 9, Telefon 06591/9494080 und 06591/9494082, E-Mail: gerolstein@psp-vulkaneifel.de.Pflegestützpunkt Daun (zuständig für die Verbandsgemeinden Daun und Kelberg) im Caritashaus in der Mehrener Straße 1, Telefon 06592/9948777 und 9948778, E-Mail: britta. sarnes@vdek.com und beko@vulkaneifel.drk.de. Servicezeiten sind montags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 9.30 Uhr, dienstags und donnerstags von 14 bis 15 Uhr. Hausbesuche nach Vereinbarung. bb

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