Wo die Neandertaler hausten

Geschützt vor Feinden und wilden Tieren ließen sich vor mehr als 30 000 Jahren die ersten Menschen im Buchenloch nieder. Damit ist die Höhle in Gerolstein die älteste Wohnung im Landkreis Vulkaneifel.

 Hier lebten einst die ersten Bewohner des heutigen Landkreises Vulkaneifel: das Buchenloch in Gerolstein. TV-Foto: Alois Mayer

Hier lebten einst die ersten Bewohner des heutigen Landkreises Vulkaneifel: das Buchenloch in Gerolstein. TV-Foto: Alois Mayer

Gerolstein. Zugegeben - ein genaues historisches Datum gibt es nicht. Auch ist nicht bekannt, wie die ersten Bewohner hießen. Nennen wir sie der Einfachheit halber Familie Eruk. Diese Sippe zog vor mehr als 30 000 Jahren durch die verschneite Eifel.

Sie war auf der Suche nach Wild und Unterschlupf. Die Felsenlandschaft am Rande eines fischreichen Flusses fand die Sippe mehr als ideal, um dort zu jagen und zu sammeln. In einer tiefen Höhle ließen sie sich nieder.

Dass dieser Entschluss der Sippe Eruks gefiel, davon überzeugte sich zigtausende Jahre später die Archäologie und Wissenschaft. Denn neben zahlreichen Knochenresten eiszeitlicher Säugetiere wurden Steinwerkzeuge gefunden, die jene steinzeitliche Sippe fertigte und dort zurückließ.

Buchenloch wird jene älteste menschliche Wohnstätte im Landkreis Vulkaneifel benannt. Der Fluss erhielt den Namen Kyll, an dessen Ufern sich um die Zeitenwende langsam die Siedlung Gerolstein entwickelte. Diese urgeschichtliche Wohnhöhle bot der Sippe guten Schutz, denn sie war für wilde Tiere und feindlich gesinnte Menschen schwer erreichbar.

Etwa drei Meter breit ist der Eingang, der rund 30 Meter tief in den Berg führt. Zwei Quergänge sind noch in ihm, von denen der eine blind endet, und der andere nochmals ans Tageslicht führt - ideal als Fluchtausgang für jene Bewohner des Buchenloches, denen die Forscher in der Neuzeit den Namen Neandertaler gaben.

Die Sammler und Wildjäger durchstreiften das Gebiet des heutigen Landkreises Vulkaneifel, als die dritte Zwischeneiszeit zu Ende ging.

Mammut, Wisent, Bär und Ren als Beute



Ungemütlich, frostig und kalt war es, so wie heute in Lappland, Alaska oder in Sibirien. In der Buchenlochhöhle musste ständig ein großes Feuer brennen. Holz zu sammeln war wohl Sache der Frauen und Kinder. Eine mühselige Arbeit, denn große Bäume oder Wald im heutigen Sinne waren kaum zu finden. Dahingegen gab es umso mehr Moose, Flechten, kleine Sträucher und Birken.

Sich in dieser relativ offenen Tundra-Landschaft an die zu erbeutenden Tiere wie Mammut, Wisent, Bär oder Ren heranzuschleichen, setzte hohes Können und viel Mut voraus.

Sehr nahe heran ans Wild mussten die Steinzeitmenschen, um sie mit ihren Wurflanzen, Speeren oder Keulen zu erlegen. Wenn sie dann rund ums Feuer saßen, das Fleisch der erbeuteten Tiere brieten, wurden Erzählungen wach von Todesopfern der Sippe - Opfer von hungrigen Wölfen oder Stürzen von den Dolomitfelsen.

Eruk und seine Sippe waren geschickt in der Waffen- und Werkzeugproduktion. Das belegen gefundene steinerne Faustkeile oder Schaber zur Fellzubereitung, Nadeln oder Haken aus Tierknochen oder Geweihen. Einiges davon befindet sich im Rheinischen Landesmuseum Trier, anderes im Museum Villa Sarabodis in Gerolstein.

Wie lange Eruks Sippe oder nach ihm andere Familien im Buchenloch wohnten, ist nicht bekannt. Aber es müssen Generationen von Menschen gewesen sein, denen diese erste Behausung Schutz und Heimstatt bedeuteten.

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