Wo sich einst Tausende Tiere tummelten

Hillesheim · Jahrhundertelang war der Viehmarkt in Hillesheim für die Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Händler, die einst Tausende Tiere in der Stadt auftrieben, sind längst fort, der Platz wird derzeit neu gestaltet.

 Bei der Umgestaltung des Viehmarktplatzes werden einige der Anbindepfosten für die Tiere sorgfältig ausgebaut. Sie kommen später – zur Erinnerung an den traditionsreichen Viehmarkt im westdeutschen Raum – in einem neu geschaffenen kleinen „Viehmarkt“ in eine Grünfläche. TV-Foto: Felicitas Schulz

Bei der Umgestaltung des Viehmarktplatzes werden einige der Anbindepfosten für die Tiere sorgfältig ausgebaut. Sie kommen später – zur Erinnerung an den traditionsreichen Viehmarkt im westdeutschen Raum – in einem neu geschaffenen kleinen „Viehmarkt“ in eine Grünfläche. TV-Foto: Felicitas Schulz

Foto: felicitas schulz (fs) ("TV-Upload schulz"

Hillesheim. Es wurden mit der Zeit immer weniger: Zählte man im Jahr 1985 noch fast 8000 Tiere, die zum Hillesheimer Viehmarkt aufgetrieben wurden, waren es einige Jahre später nur noch die Hälfte. Und am 4. April 2002 kam gerade noch ein einziger Händler mit vier Tieren in die Stadt. Ein Jahr darauf folgte das Aus für den bis dahin zweimal im Monat ausgerichteten, bekanntesten Viehmarkt im westdeutschen Raum.
Stadt Geschichte(N)


Bei dem Bau der Markthalle Anfang der 1980er Jahre war der Zenit des Viehhandels bereits überschritten. Das ehemalige heimische "Zweinutzungsrind" (für Fleisch und Milch) eignete sich nicht mehr für die Mast. Hinzu kamen Spezialisierung und Umstrukturierungen in der Landwirtschaft - und obendrein Krankheiten wie BSE oder die Maul- und Klauenseuche.
Aber wie fing damals alles an? Der Ursprung ist unklar. Die seit 1816 amtierende preußische Regierung in Trier bemühte sich 1829 vergebens, einen Wochenmarkt einzuführen, was der Hillesheimer Gemeinderat auf die kleine Zahl von 692 Einwohnern zurückführte. Zehn Jahre später erhielt der Bürgermeister jedoch die Genehmigung für zwei weitere Vieh-und Krammärkte. Denn immerhin seien die Hillesheimer Märkte "die stärksten und anerkanntesten in der Region", der gesamte Viehhandel aus dem Raum Adenau, Prüm und Daun werde in der Stadt getätigt. Zusätzlich rühmte er die gute Bewirtung in den Gasthäusern. Für das Jahr 1865 ist belegt, dass 20 370 Rinder und Schweine aufgetrieben wurden. Seit dem Mittelalter wachte ein sichtbar aufgehängter Laubbusch oder eine rote Fahne über die Tugenden der Händler und Marktbesucher. Das übernahm dann später der heilige Martin an der Pfarrkirche.
Ein wöchentlicher Fruchtmarkt und jährlich zwei Pferdemärkte erhöhten die Zugkraft des Marktorts. Da irgendwann der Platz für das Vieh nicht mehr ausreichte, erwarb die Gemeinde am Ortsrand fünf Morgen Land. Er wurde mit Linden bepflanzt und diente als Schweinemarkt. Im Volksmund heißt er seitdem Lindenplatz und ist schon lange ein kostenfreier Parkplatz. In der Lammersdorfer Straße wies die Gemeinde in dieser Zeit eine große Fläche für den Rindermarkt aus. Nach den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts soll der Viehhandel keine Einbußen erlitten haben. Im Jahr 1949 wurde er gemeinsam mit dem Krammarkt wieder aufgenommen, erreichte aber nicht mehr die Vorkriegszahlen.
Heute gibt es noch jeden Donnerstag von 8 bis 13 Uhr einen Frischemarkt auf dem Graf-Mirbach-Platz, jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat den Krammarkt im Stadtzentrum. fs

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