Wo Teenagern sogar Politik Spaß macht

Hillesheim · Im Rahmen des neuen TV-Medienprojekts "Auf Zack: Jugend macht Zeitung" hat sich die Pressegruppe des Hauses der Jugend Hillesheim mit dem Dauerthema Jugendarbeit beschäftigt. Ihre Fragen richtete sie direkt an die Politiker. Die Jugendlichen selbst fordern einen erneuten Anlauf, um das Angebot auszuweiten.

 Auf Zack: Das Medienteam des Hauses der Jugend Hillesheim mit Jugendpflegerin Rita Blum (hinten links). TV-Foto: Mario Hübner

Auf Zack: Das Medienteam des Hauses der Jugend Hillesheim mit Jugendpflegerin Rita Blum (hinten links). TV-Foto: Mario Hübner

Es gibt einige Themen, die den Besuchern des Hauses der Jugend (HdJ) in Hillesheim auf den Nägeln brennen. Eines aber ganz besonders: das Angebot für die Heranwachsenden. Das ist aus Kostengründen beschränkt. So ist das HdJ lediglich an zwei Nachmittagen in der Woche geöffnet. Denn Jugendpflegerin Rita Blum hat nur eine halbe Stelle, von den 25 Wochenstunden ist sie zwölf Stunden im HdJ in der Stadt, die restlichen 13 Stunden kümmert sie sich um die Jugend in der gesamten VG.HDJ wichtig für die Jugend


Nach Jahren mit mehreren Umzügen des HdJ in Hillesheim und einer unsicheren Zukunft der Jugendarbeit überhaupt haben die Heranwachsenden seit gut fünf Jahren eine feste Anlaufstelle: im ehemaligen Tennisheim neben dem Sportplatz. Und mittlerweile ist das ein richtig schönes und behagliches Zuhause geworden - dank Unterstützung von Stadt und Verbandsgemeinde sowie besonders des Vereins Offener Jugendtreff und der Jugendlichen selbst. In Hunderten Arbeitsstunden haben Vereinsmitglieder und die Heranwachsenden das sanierungsbedürftige Gebäude auf Vordermann gebracht. Derzeit gehen sie den letzten Bauabschnitt an: Auf dem Außengelände entstehen Bolz- und Spielplätze für mehrere Sportarten. Das Basketballfeld ist bereits fertig, nebenan muss das Gras noch etwas wachsen.

"Es ist Wahnsinn, wie sich die Jugendlichen hier schon eingebracht haben und weiter einbringen. Und dass, obwohl viele selbst vor Prüfungen in Schule oder Ausbildung stehen, Praktika absolvieren, eben etwas für ihre eigene Zukunft tun. Zudem übernehmen sie viele Dienste im Jugendhaus. Solch ein Engagement sucht seinesgleichen", zollt Jugendpflegerin Rita Blum ihren Jungs und Mädels ein dickes Lob.

Ins HdJ kommen regelmäßig zwischen 14 und 20 Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 22 Jahren aus Hillesheim und den umliegenden Dörfern, bei besonderen Aktionen sind es deutlich mehr. Und viele wünschen sich, dass das Haus eben nicht nur montags und donnerstags von 16 bis 20 Uhr geöffnet ist, sondern noch öfter.

Die Teilnehmer der Mediengruppe des HdJ haben sich in mehreren Sitzungen daher die Jugendarbeit als erstes Projektthema ausgesucht und Fragen ausgedacht, die sie den Fraktionsvorsitzenden des Verbandsgemeinderats gestellt haben. Denn der VG-Rat entscheidet jährlich über die notwendigen Gelder für die Jugendarbeit. Bei einem weiteren Treffen haben sie die Antworten analysiert und aufs Wesentliche reduziert - journalistische Arbeit eben. Dabei kamen teilweise kontroverse Diskussionen zustande, was als wichtig, was als unwichtig eingestuft wird. Anschließend haben sie eine gemeinsame Antwort auf die zentralen Aussagen der Politiker formuliert.

Und obwohl die Kommunalpolitik für viele ein fremdes Terrain ist, finden sie Gefallen an der Arbeit. So sagt die 15-jährige Kira: "Ich hatte bislang nicht viel mit Politik und Zeitung zu tun, aber es ist total interessant zu sehen, wie alles so läuft. Mir macht das Projekt richtig Spaß - auf jeden Fall viel mehr Spaß als in der Schule."
"Ich hätte nicht gedacht, dass es so eine Arbeit ist, eine Zeitung zu machen. Trotzdem macht es viel Spaß, weil man viele neue Einblicke bekommt", sagt der 18-jährige Michael. "Echt interessant - bei mir ist richtig das politische Interesse geweckt worden", lautet auch das Fazit von Marlon (20). Und Jugendpflegerin Rita Blum freut sich über das "Top-Engagement": "Ich finde es spannend zu sehen, wie die Jugendliche Fragen erarbeiten und die Antworten analysieren und diskutieren. Es ist einfach wichtig, dass sie lernen, Informationen zu hinterfragen. Und das tun sie bei diesem Projekt."Extra

Was finden Sie am Haus der Jugend in Hillesheim am besten?

Bernhard Jüngling (CDU): Dass es das Haus gibt. Und die vielfältigen Angebote. Johannes Pinn (FWG): Dass es für alle Jugendlichen aus dem Hillesheimer Land offen ist, und dass die Jugendlichen sich das Haus mit Hilfe einiger Erwachsener selbst organisieren. Christoph Heymann (SPD): Es werden attraktive Möglichkeiten geboten, die Freizeit sinnvoll zu gestalten. Es stellt einen wichtigen Anlaufpunkt für die Heranwachsenden in der Stadt und der VG Hillesheim dar, die zum Teil durch die Vereine nicht erreicht werden.

Das HdJ in Hillesheim ist aus Kostengründen nur an zwei Nachmittagen geöffnet. Wie wollen Sie erreichen, dass das Angebot erweitert wird? Jüngling (CDU): Diese Frage wäre zunächst an den Träger, den Verein "Haus der Jugend Hillesheim", zu richten. Die Verbandsgemeinde bringt sich mit der Jugendpflegerin in einem hohen Maß personell und finanziell ein. Wichtig wird es sein, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden - auch aus dem Kreis der Jugendlichen. Pinn (FWG): Schön wäre es, wenn man zusätzliche Öffnungszeiten ohne eine Kostensteigerung organisieren könnte. Hier sind Engagement und Ideen gefragt - eine Aufgabe für Politik, Verein "Offener Jugendtreff" und auch für die Jugendlichen selbst. Heymann (SPD): Wenn wir über eine Ausweitung der Öffnungszeiten reden, sprechen wir über Geld. Eine Ausweitung ist aber notwendig und macht Sinn. Bereits im Vorfeld der Haushaltsberatungen sollte zwischen den Fraktionen des neuen Rates ein Konsens erzielt werden, dass die Öffnungszeiten des HdJ auszuweiten sind und die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden. Es darf auch nicht sein, dass Angebote der offenen Jugendarbeit gegen Angebote von Vereinen ausgespielt werden.

Die VG Hillesheim gibt jährlich 50 000 Euro für Jugendarbeit aus und beschäftigt eine Jugendpflegerin für 25 Stunden pro Woche. 2013 waren es noch 55 000 Euro. Planen Sie weitere Streichungen oder denken Sie an die Schaffung einer Vollzeitstelle? Jüngling (CDU): Weitere Streichungen sind nicht geplant. Eine Aufstockung der Stelle ist aus eigenen Mitteln aber auch nicht möglich. Denn die VG bringt jährlich bereits 50 000 Euro als freiwillige Leistung auf. Weitere 5000 Euro kommen von Sponsoren. Denkbar wäre jedoch, wenn sich der zuständige Träger der Jugendarbeit, der Vulkaneifelkreis, ähnlich wie andere Kreise einbringen würde - für einen höheren Stellenanteil. So finanziert der Landkreis Ahrweiler 50 Prozent der Personal- und Sachkosten der Jugendpfleger. Pinn (FWG): Bevor es zu weiteren Streichungen kommt, muss geprüft werden, ob man nicht auf unwichtigere Dinge verzichten kann. Es dürfen aber keine neuen Schulden gemacht werden. Denn die belasten hauptsächlich die heutigen Jugendlichen in ihrer Zukunft. Außerdem ist es uns wichtig, die Jugendarbeit in der VG Hillesheim nicht nur am Haus der Jugend zu fixieren. Jugendarbeit wird auch in Kitas, Schulen und Vereinen geleistet. Heymann (SPD): Wir werden weitere Streichungen im Bereich der Jugendarbeit nicht mittragen. Im Gegenteil: Wir halten eine Ausweitung der Stelle auf eine volle Stelle für notwendig. redExtra

Nachdem wir die Antworten der Politiker erhalten und diskutiert haben, ist uns vor allem ein wichtiger positiver Aspekt aufgefallen: Das Haus der Jugend soll wohl auch die nächsten Jahre bestehen bleiben. Das finden wir gut. Denn auch wir haben hier viel Arbeit reingesteckt und haben nun ein richtig schönes zweites Zuhause. Dennoch wünschen wir uns einen oder zwei weitere Öffnungstage. Es würden noch mehr Jugendliche kommen, da dann mehr Angebote möglich wären und manche montags oder donnerstags in Vereinen sind und deshalb nicht kommen können. Das wissen wir aus unserem Bekanntenkreis.

Und das HdJ ist eben auch eine Alternative für Leute, die eben nicht in Vereine wollen. Wenn Politiker nun aber fordern, dass dies nur möglich ist, wenn wird uns hier stärker einbringen, ist das total unrealistisch. Wir haben Zweifel, dass viele wissen, was hier schon von uns geleistet wird. Das fängt bei unserer Jugendpflegerin an, die schon jetzt deutlich mehr als nur Dienst nach Vorschrift macht. Und viele von uns haben sich am Umbau und der Renovierung des Jugendhauses beteiligt und übernehmen jetzt schon etliche Dienste - etwa ein Drittel der gesamten Öffnungszeit. Das reicht vom Küchendienst mit Kochen, Backen und Spülen über Spieleangebote für die Kleinsten drinnen und draußen bis hin zur Pflege des Außengeländes.

Und wir gehen ja selbst noch zur Schule oder sind in der Ausbildung und müssen uns dafür auf Arbeiten und Prüfungen vorbereiten und um Praktika und ähnliche Dinge kümmern. Wir laden die Politiker herzlich zu uns ein, damit sie das Haus der Jugend besser kennenlernen können. Es gibt auch Kaffee und was Leckeres. Bestimmt! Wir fänden es gut, wenn sich Politiker, Verwaltung, der Verein Offener Jugendtreff und wir uns zusammensetzen würden, um darüber zu sprechen, wie wir zusätzliche Öffnungstage hinbekommen können. Das Medienteam des Hauses der Jugend Hillesheim: Irina Popa, Thomas Gitschik, Kira-Lee Godknecht, Maren May, Michael Schröder, David Schlosser, Marlon Schulze.Extra

"Auf Zack! Jugend macht Zeitung" heißt das neue Medienprojekt des Trierischen Volksfreunds: In Zusammenarbeit mit Jugendhäusern des Kreises greifen Heranwachsende Themen auf, die ihnen wichtig sind. Sie recherchieren, diskutieren, selektieren Informationen, schreiben und fotografieren - wie Journalisten. Sie lernen, was es bedeutet, Dinge auf den Punkt zu bringen. Sie bekommen einen Einblick, wer worauf achten muss, damit jeden Morgen eine aktuelle, spannende und unterhaltsame Zeitung im Briefkasten steckt. Und nebenbei erfahren sie viel über ihre Heimat. mh

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