Wogen am Pulvermaar glätten sich nur langsam

Gillenfeld · 100 Bäume sind kürzlich am Rundweg ums Pulvermaar gefällt worden. Als Begründung wurden Sicherheitsgründe angeführt. Die einmalige Atmosphäre sei zerstört worden, sagen hingegen die Kritiker. Besonders hart wurden die Ortsbürgermeisterin und der Gemeinderat angegangen.

 Hat die Atmosphäre am Pulvermaar durch die Baumfällungen gelitten oder nicht? Da sind die Bürger geteilter Meinung. TV-Foto: Helmut gassen

Hat die Atmosphäre am Pulvermaar durch die Baumfällungen gelitten oder nicht? Da sind die Bürger geteilter Meinung. TV-Foto: Helmut gassen

Gillenfeld. Unübersehbar sind die Veränderungen des Erscheinungsbilds am Weinfelder Maar. Dort wurden an der Maarseite parallel zur Landesstraße 64 alle Hecken und Bäume entfernt. Das gefällt nicht jedem. Aber von größeren Bürgerprotesten war bislang nichts zu hören. "Ein faules Märchen": Ganz anders sieht das in Gillenfeld aus. Die kürzlich vom Forstamt Daun ausgeführte Fällung von etwa 100 Pappeln, Erlen und Buchen am Uferbereich des Pulvermaars und oberhalb des Parkplatzes führte zu großem Protest. "Das ganze Dorf ärgert sich darüber. Was die uns als Gründe erzählen, ist ein faules Märchen", sagt ein Bürger, der nicht genannt werden will. Ein Treffen vor Ort mit Forstamts- und Gemeindevertretern und zahlreichen Bürgern sollte die Wogen etwas glätten. "Es war für mich nicht sonderlich zufriedenstellend. Der Hauptpunkt für den Termin, dieser Kahlschlag, ist für mich zu wenig zur Sprache gekommen. Es ging mehr um den Ausblick auf zukünftige Maßnahmen als die Rodungsaktion", sagt Markus Riebschläger, der auch auf seiner Internetseite maarsee.de gegen die Fällungen protestierte. "Unser Vorgehen war richtig": Karl-Ludwig Penzlin, Leiter des Forstamts Daun, hält dagegen: "Aus Sicht des Naturschutzes und des Forsts sowie mit Blick auf die Verkehrssicherungspflicht und den Trinkwasserschutz war das Vorgehen richtig. Wenn wir die Pappeln nicht weggemacht hätten und etwas passiert wäre, wären wir die Bösen, und wenn nichts passiert, sind wir auch die Bösen." Er hat aber auch Verständnis für die Kritik. "Ich kann verstehen, dass die Leute Schatten möchten beim Wandern am Maar und gerne die Bäume sehen. Auf der anderen Seite muss man verstehen, dass weder Personen durch die Bäume gefährdet werden noch Sachschäden entstehen dürfen. Wenn ständig droht, dass Äste von den Pappeln rausbrechen, müssen wir diese wegnehmen. Viele waren auch am Stock schon faul", begründet er die Fällungen.Dass immer nur von gefällten Pappeln die Rede sei, ärgert Markus Riebschläger. "Da sind kaum Pappeln gewesen, wir haben uns das von einem Sachverständigen bestätigen lassen. Es waren hauptsächlich Buchen, Weiden und Erlen und nur wenige Pappeln. Das musste der Förster dann auch einräumen." Grenzen überschritten: Auch im Internet-Portal Facebook waren die Baumfällungen ein Thema. Die Proteste waren mitunter verbunden mit Beschimpfungen von Ortsbürgermeisterin Heike Hermes und dem Gemeinderat, die den Fällungen zugestimmt haben. "Dass man in der Sache unterschiedlicher Meinung ist und Kritik äußert, ist normal und sollte auch möglich sein. Ich finde es aber nicht in Ordnung, wie das Thema über Facebook mit persönlichen Dingen gegen mich und den Rat gehandhabt wurde. Hier wurden Grenzen überschritten, die man eigentlich nicht überschreiten soll", sagt die Bürgermeisterin. Sie ist nach wie vor überzeugt, dass "die Maßnahme richtig war. Außerdem hat man nun einen schönen Blick auf Maar von dieser Seite, es ist aus meiner Sicht nichts verschandelt worden."Auch wenn sich Protest geregt hat, werden auch in Zukunft am Maarufer weiter Bäume gefällt, kündigt der Forstamtsleiter an. "Wir haben in den vergangenen Jahren immer Bäume gefällt, die eine Gefahr darstellten. Das werden wir auch in den nächsten Jahren weiter machen müssen." Aber auch die Kritiker werden wohl nicht locker lassen. Extra

Cornelia Kuschel (38), Gillenfeld: "Es ist schade, dass da jedes Jahr etwas abgeholzt wird am Pulvermaar in Gillenfeld. Wenn man dann da hoch geht, sieht das aus wie nach dem Krieg. Ich denke aber, wenn es notwendig war, ist es o.k. gewesen." Julian Steffes (23), Gillenfeld: "Ich fand es schöner, wie es vorher war. Jetzt sieht es einfach nicht mehr gut aus, die Atmosphäre ist nicht mehr da. Ich selber kann die Baumfällungen aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht nicht als notwendig ansehen." HG

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