Wohltaten rollen auf der menschlichen Schiene

GEROLSTEIN. Der Hilfs-Verein "Eifellicht" hat einen neuen Vorsitzenden. Alfred Cornesse aus Gerolstein-Lissingen wurde mit rund 84 Prozent der Stimmen zum neuen "Chef" des Vereins gewählt. Damit tritt Cornesse die Nachfolge von Ludwig Hahn an, der 14 Jahre lang mit dem Verein Hilfsprojekte in Russland unterstützt hat.

Ludwig Hahn war nach internen Unstimmigkeiten zurückgetreten, und einige Zeit sah die Zukunft des Vereins ziemlich düster aus (der TV berichtete). Nun steht fest: Die Arbeit des Vereins geht weiter. Auch in Zukunft werden Seniorenheime, Kinderheime und andere Einrichtungen in der Region rund um das russische Smolensk von der Eifel aus unterstützt. Ein Ziel soll auch weiter bleiben, "Hilfe vor Ort zu leisten", erklärt Stefanie Lorig, seit kurzem zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Sie war zwei Mal bei Hilfstransporten dabei und konnte sich mit eigenen Augen ein Bild von den dortigen Verhältnissen machen. Auch Alfred Cornesse war bereits viele Male in Russland. Während anfangs Lebensmittel und Bekleidung den Laderaum füllten, waren beim bislang letzten Transport neben der Kleidung, für die "immer noch Bedarf besteht", so Cornesse, auch Rollstühle und Gehhilfen mit an Bord. Lebensmittel werden seit drei Jahren direkt in Russland gekauft. "Das spart, trotz der in Russland gestiegenen Preise, rund 20 Prozent der Kosten", erklärt Cornesse. Außerdem seien dadurch die Probleme an den verschiedenen Zollstationen geringer geworden. Schulbücher für die Kinder eines Behindertenheims wurden ebenfalls vor Ort gekauft. Rund 270 Mitglieder zählt der Verein, aber darüber hinaus gibt es breite Unterstützung. In der Eifel helfen Kindergärten, Frauengemeinschaften und Privatleute dem Verein. Sie stellen Pakete zusammen, die von den Vereinsmitgliedern direkt zu Familien in Russland gebracht werden, oder lassen den Erlös von Veranstaltungen in die Kasse von "Eifellicht" fließen. "Das ist die menschliche Schiene, die sich im Lauf der Jahre entwickelt hat", sagt Cornesse. Alle Vereinsmitglieder beteiligen sich ehrenamtlich, das heißt, niemand bekommt Geld für die Arbeit. Selbst die Fahrtkosten nach Smolensk trägt jeder selbst, und für die aufgewendete Zeit opfern die "Eifellichter" auch Urlaubstage. In Zukunft wird der Verein stärker nach dem Motto arbeiten, "Was wird gebraucht, wie können wir helfen und können wir das leisten?", beschreibt Stefanie Lorig die weitere Arbeit. Auch die Idee der "Hilfe zur Selbsthilfe", wie sie große Hilfsorganisationen praktizieren, soll in Zukunft ausgebaut werden. Ein Fernziel könnte etwa sein, das Modell hiesiger Behindertenwerkstätten zu übertragen, aber da sieht Cornesse noch einige "Mentalitätsprobleme".Sprachprobleme gibt es keine

Sprachprobleme zwischen dem Verein aus der Eifel und den russischen Partnern gibt es übrigens nicht; denn einige Mitglieder sind Übersiedler aus Russland, die sowohl deutsch als auch russisch sprechen. Integrationsarbeit im Kleinen. Schon am 22. Oktober können Unterstützungswillige wieder ihr Scherflein beitragen. Dann präsentieren sich im Rondell in Gerolstein rund 40 Sänger, Tänzer und Musiker von der Kunsthochschule Smolensk unter dem Motto "Russland in Tanz und Musik". Im Dezember folgt dann "Jazz for Christmas" mit der "Slaughterhouse Jazzband". Ob die Erlöse dieser Veranstaltungen bereits im kommenden Jahr für Projekte in Smolensk umgesetzt werden oder erst 2008, wird bei der nächsten Hauptversammlung, voraussichtlich im Oktober, entschieden.

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