Menschen Ein eigener Kopf und dankbarer Mensch

Daun · Wolfgang Jenssen ist nach 50 Jahren in der Kommunalpolitik zum Ehrenbürger der Verbandsgemeinde Daun ernannt worden.

 Hohe Auszeichnung: Werner Klöckner (rechts/CDU), Bürgermeister der VG Daun, verleiht dem kommunalpolitischen Urgestein Wolfgang Jenssen (SPD) aus Daun, die Ehrenbürgerwürde.

Hohe Auszeichnung: Werner Klöckner (rechts/CDU), Bürgermeister der VG Daun, verleiht dem kommunalpolitischen Urgestein Wolfgang Jenssen (SPD) aus Daun, die Ehrenbürgerwürde.

Foto: TV/Verena Welter

Bei der Laudatio auf Wolfgang Jenssen (76), der zum erst vierten Ehrenbürger der Verbandsgemeinde Daun ernannt wurde, musste so mancher Superlativ herhalten – und durfte auch die ein oder andere Anekdote nicht fehlen. Denn für beides, außergewöhnliche Leistungen und besondere Vorkommnisse, steht kaum ein anderer wie das kommunalpolitische Urgestein und Eifeler Vorzeige-Genosse Wolfgang Jenssen. Und so sagte Werner Klöckner (CDU), Bürgermeister der VG Daun, der die Auszeichnung vornahm: „Diese besondere Ehrung soll den Einsatz und das fünf Jahrzehnte währende ehrenamtliche Engagement eines Mannes würdigen, der sich bislang wie kein anderer über einen so langen Zeitraum als Ratsmitglied und Ehrenbeamter für die Verbandsgemeinde und damit für ihre Bürgerinnen und Bürger eingesetzt hat: Wolfgang Jenssen aus Daun. Es ist mir eine ganz besondere Ehre, Ihnen die Ehrenbürgerwürde zu verleihen.“ Da seine drei Vorgänger inzwischen verstorben sind, ist er der einzige lebende Ehrenbürger der VG Daun.

Klöckner listete auf: 45 Jahre Mitgliedschaft im VG-Rat, weitere fünf Jahre als Zweiter Beigeordneter der VG Daun. In den fünf Jahrzehnten seiner (kommunal-)politischen Tätigkeit war Jenssen darüber hinaus in einer Reihe von Ausschüssen der VG tätig, er war lange Jahre im Stadtrat und 15 Jahre Stadtbürgermeister von Daun. Nicht zu vergessen seine langjährige Mitgliedschaft im Kreistag und seine Mitgliedschaft im rheinland-pfälzischen Landtag.

Dass man bei, mit, unter Wolfgang Jenssen einiges erleben konnte – ob politischer Mitstreiter oder Kontrahent – zeigte sich bereits bei seinem Eintritt in die Kommunalpolitik. Die seinerzeitige konstituierende Sitzung der Verbandsgemeindevertretung – so wurde dieses Gremium bis 1974 bezeichnet – fand am 21.Juli 1969 im Hotel Fries-Porz unter Vorsitz von Julius Saxler statt. Dort machte Jenssen als junges Ratsmitglied erst einen Gegenvorschlag für die Wahl des Ersten Beigeordneten und dann auch noch für den Zweiten Beigeordneten. Aber: Alle Vorgeschlagenen verzichteten. Jenssen beantragte eine Sitzungsunterbrechung und in der Folge bat er darum, künftig zunächst alle Angelegenheiten SPD-intern zu besprechen. In der gleichen Sitzung jedoch fragte Badefreund Jenssen unter dem Punkt Verschiedenes an, ob das Badeverbot im Weinfelder Maar aufgehoben werden könne. Das verneinte Julius Saxler, da es dabei vor allem um Naturschutz gehe.

Klöckner, der als Rathauschef mit den Ideen von Jenssen auch desöftern konfrontiert wurde, lobte „dieses fünf Jahrzehnte währende, nicht nachlassende, beharrliche und vielfältige Engagement“.

Der Geehrte meinte dazu: „So eine Auszeichnung tut natürlich gut. Aber keine Angst: Ich werde ein ganz normaler Mensch bleiben.“ Für die Urkunde werde er in seinem Büro einen besonderen Platz freimachen, dafür müsse aber erst noch ein wenig umgeräumt werden. „Mir hat die kommunalpolitische Arbeit immer viel Freude bereitet. Es war eine schöne, erfüllende Zeit“, sagte Jenssen – und verhehlte im Gespräch mit dem TV, dass ihm der Abschied schon nicht ganz leichtfalle. Aber irgendwann müsse ja mal Schluss sein.

Die Motivation seines Einsatzes sei tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit gegenüber den Menschen und der neuen Heimat, die den Flüchtling samt Mutter und Schwester aus Stolpemünde in Hinterpommern (Polen) nach dem Zweiten Weltkrieg gut aufgenommen haben. Jenssen: „Es ging mir immer auch darum, etwas zurückzugeben“.

Zunächst kamen die Jenssens nach Daun (wohin sie später auch wieder zogen), dann aber ersteinmal nach  Schalkenmehren, wo Wolfgang Jenssen aufwuchs.  „Da wollte meine Mutter hin, da sie eine passionierte Schwimmerin war – eine Leidenschaft, die ich gerne übernommen habe“, berichtet der 76-Jährige, der regelmäßiger Besucher im Gemündener Maar ist. „Aber nur, wenn es mindestens 18 Grad hat“, fügt er hinzu.

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