Wortarchitektinnen aus der Schreibwerkstatt

Daun · Die Teilnehmerinnen der Schreibwerkstatt mit Caroline Rezazada bei der Volkshochschule (VHS) der Stadt Daun stellen erstmals öffentlich ihre eigenen Texte vor - Gedichte und Erzählungenunter dem Titel "Wortlese". Einige der Frauen sind seit dem Anfang vor vier Jahren dabei, andere "fädeln sich ein".

 In der Schreibwerkstatt von Caroline Rezazada (vorne Zweite von links) arbeiten mit Freude und Fantasie: Maria Bernhardt (vorne links) sowie (hinten von links) Yvonne Sartoris, Ingrid Marxen, Gaby Schmidt, Christa Holzhäuser und Doris Zakrzewski. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

In der Schreibwerkstatt von Caroline Rezazada (vorne Zweite von links) arbeiten mit Freude und Fantasie: Maria Bernhardt (vorne links) sowie (hinten von links) Yvonne Sartoris, Ingrid Marxen, Gaby Schmidt, Christa Holzhäuser und Doris Zakrzewski. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. Dass in der Schreibwerkstatt der Volkshochschule Gleichgesinnte aufeinandertreffen, ist offensichtlich: Wie Freundinnen begrüßen sich im Dauner Kolpinghaus Dozentin und Teilnehmerinnen. Sechs von insgesamt sieben sind anwesend, und es ist Halbzeit des Kurses.
Die Literaturwissenschaftlerin Caroline Rezazada (39), die seit 2005 mit ihrem Mann in Daun lebt und seit 2009 als Dozentin tätig ist, findet es immer wieder überraschend, was die Frauen literarisch zu Wege bringen. "Sie sind wahre Wortarchitektinnen", schwärmt sie und umschreibt ihren Eindruck mit einem Bild: "Sie schreiben sich den Staub des Alltags vom Herzen."
Vier Frauen sind von Anfang an dabei, darunter Maria Bernhardt, die bereits einen eigenen Gedichtband herausgebracht hat, aber auch Unerfahrene im kreativen Schreiben wie Ingrid Marxen, für die vorher selbst das Briefeschreiben nur eine Pflichtübung war. "In jeden Kurs fädelt sich eine Neue ein", erzählt Caroline Rezazada. Ist der achtteilige Kurs vorbei, treffen sich die Frauen einmal im Monat reihum privat, lesen ihre Gedichte und Erzählungen zu Motiven wie "Kürbiszeit" oder "Mittsommer" vor, diskutieren darüber und kritisieren konstruktiv.
Jeder Kursabend beginnt mit einer Schreibübung. Caroline Rezazada stellt Merkmale von Textsorten vor, etwa zu Kurzgeschichten oder zu den Gedichtformen Haiku, Elfchen und Sonett. Sie erklärt Techniken wie den Inneren Monolog. Dazu hatte sie diesmal die Hausaufgabe gestellt. Die Frauen sollten einen Charakter sprechen lassen, der möglichst viele ihrer persönlichen Eigenschaften haben sollte. Die Ergebnisse sind beeindruckend - ob nun Maria Bernhardt das Gedicht "Das auferstandene Blau" in ihr Nachsinnen über eine Farbe einbaut, Yvonne Sartoris alltägliche Situationen der zurückliegenden Woche beleuchtet oder Ingrid Marxen der Frage nachgeht, ob sie unabhängig von jedem technischen Fortschritt leben könnte. Gaby Schmidt liest ihre Kolumne über die Wahl zur Chrysanthemenkönigin vor, und Doris Zakrzewskis Gedanken driften während einer Schulstunde ab.
Am 24. Oktober lesen um 19.30 Uhr im Kolpinghaus (Burgfriedstraße 5) in Daun die Mitglieder der Schreibwerkstatt von Caroline Rezazada unter dem Titel "Wortlese" ihre Texte vor. Der Eintritt ist frei.

Extra

Maria Bernhardt (71), Daun: "Mich reizt an dem Kurs, beim Schreiben einen weiteren Horizont zu bekommen. Wenn auch mein erstes Sonett eine schwere Geburt war, bin ich inzwischen sehr angetan von dieser für mich neuen lyrischen Form. Frau Rezazada gibt uns viele gute Anregungen, und aus der Gruppe kommen wertvolle Anstöße." Christa Holzhäuser (76), Daun: "Seit Jahrzehnten schreibe ich Berichte über private Reisen, Gedichte und Lieder für Geburtstagskinder und Rückschauen für Feste im Familien- und Freundeskreis. Zu der Schreibwerkstatt bin ich gekommen, weil ich eine Fünf-Generationen-Geschichte plane. In der Schreibwerkstatt faszinieren mich die Freude, Kreativität und Offenheit." Ingrid Marxen (52), Mehren: "Bevor ich in den Kurs kam, habe ich höchstens mal einen Brief geschrieben. Dank der Ermunterungen durch die Kursleiterin und meine Mitstreiterinnen fließt das kreative Schreiben. Kriminalgeschichten sind meine Favoriten." Yvonne Sartoris (33), Strohn: "Dieser ist mein zweiter Kurs. Ich bin von der Stammgruppe sehr herzlich aufgenommen worden, und ich freue mich auf jeden Mittwochabend. Mit der Teilnahme an der Schreibwerkstatt habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt." Gaby Schmidt (60), Mehren: "Ich habe von Kindheit an immer gerne und viel geschrieben und gelesen. In dem Kurs lernen wir Stilmittel und Techniken, und wir erhalten Rückmeldungen. So wird das Schreiben immer interessanter und schöner." Doris Zakrzewski (64), Bleckhausen: "Ich liebe diese literarische Herausforderung. Ich habe schon sehr viel gelernt. Jetzt kann ich auch alleine arbeiten." bb

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