Zahl der Hartz-IV-Empfänger im Vulkaneifelkreis sinkt

Daun · Er hat auch gute Seiten, der Fachkräftemangel: Die Zahl der Arbeitslosen im Vulkaneifelkreis ist in diesem Jahr erneut zurückgegangen. Das liegt aber auch daran, dass nun vermeintlich Unqualifizierte eine Chance bekommen.

Jahrelang hatte der Mann, der an einem Donnerstagabend im Dauner Jobcenter sitzt, keine feste Stelle. Er hangelte sich von von einem Gelegenheitsjob zum nächsten. Doch das hat sich geändert. Wenn es nicht für das Gespräch mit der Presse wäre, dann müsste er gar nicht mehr ins Jobcenter kommen. Er hätte stattdessen von der Arbeit direkt nach Hause fahren können.

Denn seit zwei Monaten arbeitet der Mann als Lagerarbeiter für eine Firma in der Vulkaneifel. Er ist ein Beispiel dafür, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Vulkaneifelkreis stetig zurückgeht.

Nach Angaben der Kreisverwaltung ist die Zahl der Leistungsbezieher, also der Hartz-IV-Empfänger, von 2185 im Jahr 2010 auf 1873 in diesem Jahr gesunken. Das sind über 200 Menschen, die innerhalb des vergangenen Jahres eine neue Arbeitsstelle gefunden haben.

2011 mehr als 400 Menschen in den Arbeitsmarkt vermittelt

"Alleine in diesem Jahr habe ich zehn Bewerbungen verschickt", sagt der Lagerarbeiter, der einen Hauptschulabschluss gemacht hat und dann eine Lehre als Maurer begonnen hatte. Die Lehre habe er damals aufgegeben, weil er als Arbeiter bei einem großen Chemiekonzern mehr Geld verdienen konnte. "Das war für mich als jungen Mann einfach zu verlockend", sagt er rückblickend. Doch den Job bei dem Konzern hielt er nicht lange. Es folgten Gelegenheitsarbeiten und verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen, die nicht alle sinnvoll waren.
Seit dem Jahr 2005 kam der Lagerarbeiter zum Dauner Jobcenter, und lernte Christine Schmidt kennen. Christine Schmidt ist Fallmanagerin und hilft Arbeitssuchenden dabei, eine neue Stelle zu finden. Allein in diesem Jahr haben hat das Center mehr als 400 Männer und Frauen in den Arbeitsmarkt vermittelt.

Schmidt hat den Lagerarbeiter in den vergangenen sechs Jahren betreut. Sie weiß, wie Jobcenter und Arbeitssuchende gemeinsam eine Stelle finden können. "Wichtig ist, dass man zusammenarbeitet", sagt Schmidt. Die erfahrene Mitarbeiterin der Verwaltung ist der Meinung, dass es keinen Sinn macht, die Leute zu Unternehmen zu schicken, wo sie gar nicht arbeiten können."Wenn jemand beispielsweise keine Erfahrungen im Dachdeckerbereich oder Angst vor Höhe hat, dann wird der Versuch, in ein Dachdeckerunternehmen zu vermitteln, nicht funktionieren."

Jobcenter: Schwarze Schafe sind selten

Die Vermittlung an seinen neuen Arbeitsplatz hat im Falle des Lagerarbeiters sofort geklappt. "Ich habe zuerst ein kurzes Praktikum gemacht. Mein Chef war zufrieden. Danach wusste ich, dass ich die Stelle habe", sagt der Mann. Schmidt betont: "Solche Praktika empfehlen wir in der Regel nur, wenn wir wissen, dass es danach auch einen Job gibt." Auf die Anmerkung des Lagerarbeiters, dass es unter den Firmen auch schwarze Schafe gebe, die die Arbeitslosen als Praktikanten ausnutzen wollten, erklärt Schmidt: "Das sind sehr seltene Einzelfälle."
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse hingegen hat zugenommen: Knapp 16.800 Menschen gehen im Landkreis einer festen Arbeit nach. Das sind 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Lagerarbeiter hat während seiner Arbeitslosigkeit die Erfahrung gemacht, dass die Unternehmen in der Eifel gut mit Bewerbern umgehen. "Worauf es ankommt, ist, dass man pünktlich ist und zuverlässig."
Der Lagerarbeiter hat jetzt nach eigenen Angaben zwar viel mehr Geld auf seinem Konto, seinen Lebensstil hat er jedoch beibehalten.

"Bei mir hat sich nichts geändert", betont er. "Ich kaufe noch genauso sparsam ein wie als Hartz-IV-Empfänger. Nur die alte Billigmagarine, die habe ich gegen Rama ausgetauscht."

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