Zeigen, dass sie dazu gehören

HILLESHEIM. Schöner und lieb gewonnener Brauch: In der Karwoche besuchen Mitarbeiterinnen des katholischen Frauenbundes Hillesheim alte und kranke Menschen in ihrer Region und überbringen ihnen geweihte Palmzweige oder Kerzen zur Einstimmung auf die Osterzeit.

 Helga Leuschen vom katjolischen Frauenbund in Hillesheim überreicht der 91-jährigen Katharina Brandmüller die geweihte Kerze.Foto: Felicitas Schulz

Helga Leuschen vom katjolischen Frauenbund in Hillesheim überreicht der 91-jährigen Katharina Brandmüller die geweihte Kerze.Foto: Felicitas Schulz

"Schonall die Jahre finde ich es toll, dass man von den Bezirksfrauenin der Karwoche mit einer geweihten Osterkerze besucht wird",sagt Katharina Brandmüller (91) erfreut und nachdenklichzugleich. Und sie fügt hinzu: "Das kleine Palmsträußchen daranzeugt vom allgegenwärtigen, christlichen Gedanken." Mit Freudenimmt sie von "Bezirksfrau" Helga Leuschen das Ostergeschenk,verbunden mit den Grüßen aus der Pfarrei, entgegen. Bereits vor Jahrzehnten entstand im Vorstand des Frauenbundes die Idee, Besuche zu einer festen, ganzjährigen Einrichtung werden zu lassen. Ob zu runden Geburtstagen oder auch zum Weihnachtsfest, die Bezirksfrauen des Frauenbunds zeigen den Geist ihrer christlichen Gesinnung und Mitverantwortlichkeit.

Keine Ausgrenzung von Alten und Kranken

"Die Über-80-Jährigen und die Kranken werden von uns betreut und erfahren so, dass der natürliche Werdegang des Altwerdens und Krankseins keine Ausgrenzung aus der Gemeinschaft bedeutet, sondern gelebte Nächstenliebe", berichtet Helga Leuschen. Seit fast 20 Jahren verteilt sie die regelmäßig erscheinenden Hefte von "Engagiert - Die Christliche Frau" und hält wie andere Bezirksfrauen auch ein kleines Schwätzchen mit ihren Besuchern. "Und das ist gut so, denn dabei erfährt man stets etwas Neues", sagt Katharina Brandmüller.

Sie fügt in Gedanken hinzu: "Jaja, der Frauenbund im Ort hat eine lange Tradition." Bereits ihre Mutter sei Mitglied gewesen und wäre in den 20er Jahren bei Busausflügen an Ahr und Rhein dabei gewesen. Die jungen Frauen hätten die Abfahrt des Busses nie so genau genommen, derweil die Älteren schon im Bus saßen. Später habe sie dann als junge Frau auch an den Ausflügen teilgenommen und zu denen gehört, die auch gerne noch etwas durch die Drosselgasse in Rüdesheim geschlendert seien. Zum Leidwesen der Wartenden.

"Ein paar Jahrzehnte später saß ich dann rechtzeitig im Bus und habe die Ungeduldigen damit getröstet, dass wir ja auch mal jung waren", erzählt die 91-Jährige.

Dabei zupft sie liebevoll die Palmzweige an der Kerze zurecht und stimmt sich und die Überbringerin auf Ostern und die Auferstehung ein.

Eine weitere Bezirksfrau ist Helga Blum, die seit jeher im und für den Frauenbund tätig ist und derzeit zwölf Frauen betreut. Schön findet sie, dass vor vielen Jahren die damalige Vorsitzende des Frauenbunds, Irmgard Meyer, das Binden der Palmsträuße eingeführt und den österlichen Gedanken so in der Pfarrei verstärkt habe. Diese Tradition wird seit vielen Jahren von Marga Rosenkranz geleitet. Der Verkaufserlös der gebundenen und geweihten Palmzweige wird einer befreundeten Ordensfrau gespendet, die sich um die "Müllkinder" in Brasilien kümmert.

92-Jährige berichtet munter aus ihrem Leben

Zu den betreuten Frauen gehört auch ihre seit vier Jahren in der Familie lebende Mutter Susanna Grohsmann, die mit 92 Jahren noch munter aus ihrem Leben berichtet. Und dabei auch noch einen alten Osterspruch mühelos zitiert: "An Ostern war an drei Tagen stets viel los, die Klapperjungen zogen mit althergebrachten Sprüchen durch mein Heimatdorf Schutz. Am Sonntagmorgen riefen sie dann: ,Steht auf ihr Leut, es ist Ostertag! Da rauscht der Bach, da bielt der Fuchs, da hüpft der Has', da kommt der Herr, der sieht es gern.'" Weiter berichtet sie, dass es in der Pfarrkirche in Bleckhausen große Messen mit viel Gesang gegeben habe und sich alle auf und über Ostern gefreut hätten. Susanna Grohsmann berichtet: "Die im Korb gesammelten Eier wurden auf einer großen Wiese unter den Kindern verteilt, wobei es nach dem Alter ging: Je älter der Junge war, desto mehr Eier durfte er sich nehmen." Nun im Alter freut sie sich in der Geborgenheit der Familie auf das nahende Osterfest. Und voller tiefer Überzeugung sagt sie: "Das Licht ist in dieser Welt."

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