Züge weiter auf dem Wartegleis

Daun/Gerolstein/Ulmen · Wann wieder Züge zwischen Gerolstein und Kaisersesch fahren, entscheidet sich, wenn ein vom Land gefordertes Gutachten vorliegt. Das wird voraussichtlich in diesem Monat in Auftrag gegeben. Zu spät, um den Verkehr 2014 wieder aufzunehmen, sagen Fachleute.

Daun/Gerolstein/Ulmen. Der Ärger von Klaus Manderscheid ist groß, nachdem sich immer mehr abzeichnet, dass es auch im kommenden Jahr keine Fahrten auf dem Eifelquerbahn-Teilstück zwischen Gerolstein und Kaisers esch geben wird. Den Vorsitzenden der Dauner Eisenbahnfreunde ärgert vor allem, dass Daun ein weiteres Jahr auf mehrere Tausend Gäste, die bis 2012 per Bahn jährlich nach Daun gekommen seien, verzichten muss. Er sagt: "Wenn das Land nicht will, dass wieder Züge fahren, soll es das klipp und klar sagen. Momentan weiß wieder keiner, was Sache ist."

Weiteres Gutachten wird in Auftrag gegeben: Die Freizeitfahrten waren 2012 eingestellt worden, im Frühjahr schien die Pause aber nur auf ein Jahr beschränkt zu sein. Das Land hatte 13 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Zuvor solle ein Gutachter den Zustand der Strecke neu bewerten und Vorschläge machen, was und für wie viel Geld zu welchem Zeitpunkt gemacht werden müsse, damit der Freizeitverkehr wieder aufgenommen werden könne.
Im Juni hieß es, das Gutachten werde "kurzfristig" in Auftrag gegeben, dann wurde Ende September als Termin genannt. Neuester Stand laut Land: "Die Auftragsvergabe erfolgt aller Voraussicht nach bis spätestens Ende dieses Monats." Bevor die Ergebnisse des Gutachtens vorliegen, können aber keine Weichen für die Wiederaufnahme des Zugverkehrs gestellt werden.
Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkaneifelbahn, die bis 2012 den Freizeitverkehr veranstaltet hat, geht deshalb davon aus, dass "im kommenden Jahr keine Züge fahren. Dafür hätten längst Entscheidungen getroffen werden müssen." Auch Thomas Geyer, Geschäftsführer des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Rheinland-Pfalz Nord, räumt ein: "Es wäre begrüßenswert, wenn die Freizeitverkehre im nächsten Sommer wieder laufen könnten. Allerdings ist es richtig: Die Zeit bis dahin ist sehr knapp."

Appell aus Köln: "Wir bitten Sie sehr, dafür zu sorgen, dass 2014 wieder Züge fahren können!" Dieser Appell kommt vom Regionalverband Köln des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). In einem Brief an die Landräte und Bürgermeister in den Kreisen Vulkaneifel und Cochem-Zell heißt es: " Ihre wunderbare Landschaft der Vulkaneifel lässt sich am besten aus einem Zug der Eifelquerbahn genießen. Wir Rheinländer versprechen, unsere Ausflugs- beziehungsweise Urlaubskassen bei Ihnen zu leeren: in Gerolstein Eis essen, in Daun einkaufen und Mittag essen, in Ulmen Kaffee trinken."
Den Wegfall der Freizeitverkehre bedauert man auch im Nachbarkreis. "Er hat einige Tausend Menschen jedes Jahr nach Ulmen gebracht", sagt Alfred Steimers, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Ulmen. Wenn man davon ausgehe, dass ein Tagestourist 20 Euro in der Stadt lasse, dann sei dies "ein gutes Stück Wirtschaftskraft, die nun fehlt."

"Cochem-Zell spricht mit einer Zunge": Steimers ist gespannt auf die Ergebnisse des bereits dritten Gutachtens. Vor allem auch unter dem Aspekt, ob sich die Kommunen, wie angekündigt, an den Kosten zur möglichen Reaktivierung mit 15 Prozent beteiligen sollen. Ebenso gespannt erwartet Steimers Kollege Albert Jung (VG Kaisersesch), "wie sich der Kreis Vulkaneifel positioniert". Im Kreis Cochem-Zell spreche man in dieser Sache "mit einer Zunge".
Meinung

Sagen, was Sache ist
Auch wenn das Land angekündigt hat, 13 Millionen für die Eifelquerbahn zur Verfügung zu stellen, richtig in Fahrt kommt die ganze Sache aber nicht. Schwer zu begreifen ist, dass zum Beispiel ein weiteres Gutachten gefordert wird, dabei ist die Strecke schon mehrfach untersucht worden. Wenn das Land mehr Zeit braucht, um das weitere Vorgehen zu klären, kein Problem, nur soll es das deutlich sagen. Mit einer weiteren Hängepartie ist niemandem gedient. s.sartoris@volksfreund.de

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